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Der Wettermacher

Der Wettermacher

Titel: Der Wettermacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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sagte Nottr grimmig, »kommen wir als Plünderer! Keine Spur von Duzella?«
    »Keine bis jetzt.«
    Nottr nickte und kam zu einem Entschluß. »Bleibt hier und haltet die Augen offen. Wir sehen uns den Stollen näher an. Ich will herausfinden, was wahr an den Worten des Sasgenhäuptlings ist. Wenn wir ihn auch nicht betreten können, werden wir in der Tat ein Schiff der Sasgen brauchen, um zu Gorgans Auge zu gelangen. Master Thonensen, dich hätte ich gern an meiner Seite, und dich, Lirry.«
    Als sie den Hang hinabritten und den Pfad fast erreicht hatten, vernahmen sie Tumult von der anderen Seite des Pfades.
    Rufe hallten herüber, wütend und fluchend. Dann brach eine große, breite Gestalt aus dem Waldrand hervor und lief mit großen, unsicheren Schritten, gefolgt von der zierlichen Gestalt eines Mädchens. Es waren Duzella und Merryone. Merryone war es, die verzweifelt rief. Sie konnte nicht Schritt halten mit der Taurin und sie hatte panische Furcht. Drei Sasgen erschienen hinter ihr am Waldrand.
    »Vorwärts!« rief Nottr und sprengte auf den Titanenpfad hinaus. Aber es war zu spät, den Sasgen aufzuhalten, der seine Axt hob und weit ausholte. Wie fast alle Sasgen beherrschte er seine Waffe meisterlich. Er warf, und Merryone fiel mit einem schrillen Schrei.
    Nottr brüllte vor Grimm. Er sah einen vierten Sasgen am Waldrand erscheinen, der ein zappelndes Bündel hielt – den Troll.
    Duzella hatte innegehalten, als Merryone schrie, und sie sah das Mädchen sterben. Da machte sie kehrt und lief auf die Sasgen zu. Es geschah so schnell und überraschend, daß diese keine Zeit mehr zur Gegenwehr fanden. Zum zweitenmal hatten die Sasgen an diesem Tag einen Gegner unterschätzt. Die Kräfte des über zwei Mann großen Riesenkinds waren gewaltig. Sie packte mit jeder ihrer plumpen Fäuste einen der Krieger, hob sie mit einem Schrei von Wut und Schmerz hoch und schmetterte sie zu Boden. Die anderen beiden flohen in purer Panik.
    Als Nottr und die Gefährten die Taurin erreichten, war sie weinend über Merryone gebeugt. Sie zog die Axt aus dem toten Körper und schleuderte sie zur Seite. Dann hob sie das tote Mädchen hoch.
    »Ich muß jetzt allein gehen«, sagte sie mit würgender Stimme. »Hätte, ich es nur gestern getan. Ihr kleinen Menschen mit euren kleinen Kriegern, ihr müßt so große Dinge zerstören!« Es klang unendlich bitter.
    Damit wandte sie sich ab und stapfte mit ihrer traurigen Last auf den Stollen zu.
    »Was tun wir?« fragte Lella. »Holen wir uns die beiden Sasgen und den Troll?«
    Nottr schüttelte den Kopf. Er verstand Duzellas Bitterkeit und Schmerz. Auch er hatte viel verloren. Und seine Gedanken wanderten zurück, wie sie es in den letzten Monden selten getan hatten, zu Olinga und den Wölfen und zu Wolfsohn. Aber dann schüttelte er sie ab. Er war nie ein Träumer gewesen, und jetzt war am wenigsten der Augenblick dazu.
    »Nein, laßt sie laufen. Der Wettermacher mag sich um ihn kümmern. Auf diese Art ist er unser Verbündeter. Ob es ihm gefällt oder nicht!«
    Sie sahen Duzella im Stollen verschwinden und ritten langsam hinterher.
    Der Stollen war so hoch, daß ein erwachsener Taure aufrecht gehen konnte, mehr als zehn Manneslängen. Düsternis umfing sie, aber keine Dunkelheit. Wie schon im unterirdischen Teil des Pfades bei stong-nil-lumen erfüllte ein vages Licht das Gewölbe. Die Wände waren aus glattgeschliffenen Quadern gefügt. Sie strahlten die Helligkeit aus. Es war ein schimmerndes Licht, bleich und unwirklich, und es vermittelte den Eindruck von Ewigkeit.
    Die Männer sprachen unwillkürlich flüsternd, und die Stimmen fanden ein vielfaches Echo und hallten lange nach. Die Hufe der Pferde klangen, als wären hundert Reiter unterwegs.
    Duzella hatte angehalten und machte seltsame Bewegungen mit einer Hand, wobei sie das tote Mädchen halb absetzte. Aber nach einem Augenblick hob sie es wieder auf und ging weiter.
    Der Pfad führte stetig abwärts. Es wurde mit jedem Schritt wärmer. Die gewaltige Öffnung des Berges war bereits ein ferner heller Punkt hinter ihnen, die winterliche Kälte kaum noch spürbar.
    »Wir sollten umkehren«, meinte Lirry, »und nicht ohne die anderen weiterreiten. Es gefällt mir nicht, daß wir uns teilen. Die anderen sind allein zu schwach, um es mit den Sasgen aufzunehmen.« Plötzlich änderte sich die Stimme ein wenig, und sie wußten, daß Dilvoog übernommen hatte. »Haltet an. Ich spüre etwas!«
    Sie hielten an und sahen, daß Lirry sich weit

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