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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Der Fall würde nicht unter die Auslieferung fallen.“
    „Dann schließen wir also und warten ab“, sagte Harrow und vertiefte sich in sein Toddyglas.
    „Warten wir ab“, bestätigte Bradley und machte sich fertig, um zum Lunch zu gehen. —
    Die Uhr im Reading-Haus zeigte 5 Uhr 30 Minuten an, als ein gut gekleideter Herr in die Vorhalle trat und Mr. Sharp zu sprechen wünschte. Der in einer prunkhaften Livree steckende Neger an der Drehtür wies ihn nach dem Anmelderaum. Er konnte sich weiter nicht um ihn kümmern, weil im gleichen Augenblick schon drei weitere Personen in die Vorhalle kamen und dicht an ihn herantraten. Er wollte ihnen die gewünschte Auskunft geben, als er plötzlich stutzte, staunte, Mund und Augen aufriß.
    Unmittelbar hinter den dreien war noch ein vierter durch die Drehtür gekommen. Ein Neger, genauso schwarz und wollköpfig wie der Türsteher des Reading-Hauses und in genau der gleichen prunkvollen Livree. Und dann sauste ein schwerer Gummiknüppel mit blitzartiger Schnelle auf den Schädel des überrumpelten Schwarzen nieder. Sechs kräftige Arme packten zu und schleppten ihn in den Anmelderaum, während der falsche Türsteher seine Stelle einnahm. Vergnüglich grinsend dienerte er vor sechs weiteren Herren, die jetzt durch die Drehtür kamen und von denen einer unverkennbar Mr. Hyblin war.
    Auch diese sechs begaben sich sofort in die Anmeldung. Dort hatten die zuerst gekommenen vier Männer bereits saubere Arbeit geleistet. Gut verschnürt, solide Knebel im Mund, lagen die beiden Beamten des Empfangsraumes und der schwarze Türsteher in einer Ecke des Raumes, durch einen Tisch so versteckt, daß man sie beim Eintreten nicht sehen konnte.
    Bill Hyblin drückte sich den Hut fester in die Stirn.
    „Der erste Teil hat geklappt, Boys. Jetzt aber an den Tresor! Sie wissen hier am besten Bescheid, Gill, Sie übernehmen die Führung. Ihr anderen vier bleibt für alle Fälle in der Anmeldung.“
    Mr. Gill hatte plötzlich eine stählerne Beißzange in der Hand und ließ sie wie spielend durch die Finger gleiten.
    „Erst mal den Generalalarm ausschalten, Mr. Hyblin. Das Kabel liegt neben den Fahrstühlen. Warten Sie hier, bis ich zurück bin.“
    Gill riß ein Blatt von einem der Meldeblocks und füllte es flüchtig aus. Mit diesem Papier in der Hand, das die Legitimation für jeden regulär gemeldeten Besucher des Reading-Hauses war, schlenderte er gemächlich durch die Vorhalle bis zu der Wand, an der die zehn Fahrstühle des Reading-Hauses lagen. Einen Augenblick blieb er stehen, lehnte sich gegen das Mauerwerk. Dann, als hätte er sich anders besonnen, kehrte er wieder zur Anmeldung zurück.
    „So Gentlemen! Der Alarm ist außer Betrieb. Wir können gehen.“
    Schon während er es sagte, trat er wieder in die Vorhalle und ging zu einer Tür an der rechten Seite. Sie war verschlossen, aber Mr. Gill war ja nicht umsonst eine Woche lang im Reading-Haus als Fahrstuhlführer tätig gewesen. Ein kleiner blinkender Schlüssel, den er aus der Westentasche holte, öffnete sie schnell und lautlos.
    Sechs Männer gingen hindurch. Als letzter ließ Hyblin die Tür wieder ins Schloß fallen. Erst ein kurzes Stück Gang, dann eine schmale Wendeltreppe. Auf steilen Stufen ging es in die Tiefe. Ein Stockwerk, ein zweites und noch ein drittes. Im dritten Tiefkeller war der Tresor eingebaut, der den kostbaren Nachlaß Morgan Readings barg.
    An das Ende der Treppe schloß sich wieder ein Gang an. Er war dunkel, aber die ungebetenen Gäste hatten sich darauf eingerichtet. Jeder von ihnen führte eine starke elektrische Taschenlampe mit sich.
    „Hier!“ sagte Gill im Vorbeigehen, „hier liegen die Sperren mit dem ultravioletten Licht. Hätten wir das Kabel nicht abgekniffen, wäre jetzt der Teufel los. Generalalarm im Reading-Haus und im Hauptquartier der Polizei. Na, den Spaß haben wir den Blauen versalzen.“
    Noch 50 Schritte weiter, und der Gang schien plötzlich zu Ende zu sein. Verdutzt starrte Hyblin auf die glatte Betonwand, die ihn abschloß. Gill lachte.
    „Feine Anlage, die Mr. Sharp hier bauen ließ. Wer's nicht wüßte, würde hier niemals einen Tresor vermuten.“
    Während der letzten Worte begann Gill bereits die Wand mit seiner Taschenlampe abzusuchen. Jetzt schien er etwas gefunden zu haben. Eine winzige, graue, auf dem Beton der Mauer kaum sichtbare Platte. Unter Gills geschickten Fingern glitt sie zur Seite. Ein Schlüsselloch wurde sichtbar. Eine Sekunde später steckte der erste

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