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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Hyblin“, rief Tredjakoff und kramte einen Haufen Wettzettel aus seinen Taschen. „Sie meinen, die edle Firma will nach Kanada verduften, wenn's hier ans Auszahlen geht?“
    Hyblin machte eine vielsagende Bewegung.
    „Wer kann das wissen, Mr. Tredjakoff? Der kluge Mann baut vor.“
    Tredjakoft zerknitterte nervös die zahlreichen roten und grünen Wettzettel, auf denen zu lesen war, daß er eine sehr beträchtliche Anzahl Dollarnoten bei Harrow & Bradley angelegt hatte.
    „Eine faule Geschichte, Mr. Hyblin, wenn das Wettbüro seinen Verpflichtungen nicht nachkäme. Das würde ja einen Riesenskandal geben.“
    Hyblin machte eine beschwichtigende Handbewegung.
    „Braucht ja nicht so zu sein, Gentlemen. Habe nur gesagt, daß es vielleicht so kommen könnte, wenn die drüben kein rundes Buch haben.“
    Wieder unterbrach er sich und deutete auf das Haus von
    Harrow & Bradley. Dort erschienen Angestellte an den Fenstern und zogen die große Leinwand ein, auf der bisher die Renn-Nachrichten erschienen waren.
    „Was soll das bedeuten?“ fragte Tredjakoff neugierig.
    Hyblin rieb sich die Hände.
    „Ich glaube, Gentlemen, die Polizei arbeitet für uns. Vielleicht hat man die Entfernung des Plakates aus verkehrspolizeilichen Gründen angeordnet, vielleicht die Schließung des Geschäftes verlangt. Das konnte uns helfen. Ohne diese Renn-Nachrichten und die Wettmöglichkeit wird die Polizei hier sehr schnell die Straße räumen können und der Verkehr wieder in normalem Umfang bleiben, Also auf, nutzen wir die Zeit!“
    Mit sehr gemischten Gefühlen hatten die Herren Joshua Bradley und Roger Harrow den Besuch der Polizei empfangen. Ihre ersten Vermutungen bewegten sich in ähnlicher Richtung wie diejenigen des ehrenwerten Mr. Hyblin. Die rückständigen Steuern für die Wetteinnahmen an Uncle Sam abzuführen? Sie hatten es bisher nur in sehr bescheidenem Maße getan und für alle Fälle einen sehr großen Teil der Einnahmen über die Grenzen verschoben.
    Seit heute morgen hatten die beiden Firmeninhaber schwere Sorgen. Ihr Buch war nicht mehr rund. Die Stundenzahlen zwischen 38 und 45 für die Siegeszeit waren von der wettlustigen Menge in einer Weise übersetzt, daß sie ihren Bankrott vor Augen sahen, wenn das gewinnende Flugzeug wirklich innerhalb dieser Zeiten sein Ziel erreichte. In ihre Beratungen und Überlegungen platzte der Besuch der Polizei hinein: Verfügung des Hauptquartiers, die Lichtreklame sofort zu entfernen und das Wettbüro zu schließen, da es den Verkehr störe und die anderen Betriebe in dieser Straße behindere.
    Mit einem wahren Gefühl der Erleichterung unterschrieben die Firmeninhaber den Schein, in dem sie sich verpflichteten, der Anordnung nachzukommen, und gaben Auftrag, die anstößige Leinwand einzuziehen und ihre Büros bis morgen zu schließen. Sie wußten nicht, daß die Anordnung auf Veranlassung von John Sharp erfolgt war, und John Sharp wußte nicht, da er damit den besten Schutz für seinen Tresor aus dem Wege räumen ließ.
    Die Polizei hatte ihre Pflicht getan und zog salutierend ab. Joshua Bradley und Roger Harrow blieben mit ihren Sorgen allein zurück.
    „Wir können unser Buch nicht mehr rund halten“, seufzte Bradley und deutete auf die vor ihm liegende Kurvenzeichnung, die sich über den Zahlen 38 bis 45 stark nach oben ausbeulte.
    Harrow kratzte sich verdrießlich den Kopf.
    „Wir müssen auf ein Wunder hoffen, Bradley, sonst sind wir pleite.“
    Er griff nach der Brandyflasche und mischte sich einen kräftigen Toddy.
    „Abwarten...“, sagte Bradley, während er eine Zahlenaufstellung studierte. „Wir haben fünf Millionen Dollar gut verteilt auf die Banken von London, Melbourne und Kalkutta, die wären wohl vorläufig in Sicherheit, etwa eine Million haben wir noch hier in den Staaten. Die könnten in wenigen Stunden in Kanada sein...“
    „Sie meinen, Bradley...?“
    „Ich meine, Harrow, wir müssen die Dinge laufen lassen, wie sie wollen.“
    „Also abwarten und die Dinge an uns herankommen lassen?“
    „Unbedingt, Harrow. Wir haben ja auf polizeiliche Anordnung hin unsere Schalter gesperrt. Warten wir also erst einmal auf das Ende des Rennens und sehen uns den Ausgang von Kanada aus an. Dann können wir uns immer noch entscheiden, ob wir...“ Bradley machte mit der Rechten die Bewegung des Geldauszahlens, „oder ob wir... na, Sie wissen ja, Harrow!“ Der lange Harrow sah bedrückt aus.
    „Die Auslieferungsgesetze, Bradley?“
    „Sind sehr günstig, Harrow.

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