Der Wettflug der Nationen
Reading-Preis erwarten.“
Frank Kelly zündete sich nachdenklich eine Zigarette an. „Wissen Sie auch etwas über die Geschwindigkeiten der Engländer und Franzosen?“
„Nichts Definitives. Man munkelt von einer englischen Maschine mit 1.200 Stundenkilometer. Ich wiederhole, das wird ein schweres Rennen werden.“
Mit einem vergnügten Lächeln warf Kelly den Rest seiner Zigarette in den See. „Kommen Sie mit, Sharp, und sehen Sie sich den Eagle an. Das wird Sie auf bessere Gedanken bringen.“ Er zog Sharp mit sich fort. Während sie zu einer der großen Hallen gingen, fragte der verwundert: „Eagle ...? Adler ...? Was soll das sein ...?“
„Sie werden's gleich sehen. Vorher wird nichts verraten“, meinte Kelly geheimnisvoll.
Und dann standen sie in der Halle vor einem funkelnden neuen Flugzeug, bei dessen Anblick John Sharp einen Ausruf der Überraschung nicht unterdrücken konnte. Mit Kenneraugen betrachtete er die wunderbar schnittigen Formen des silberweißen neuen Eagle-Flugzeuges. Alles war hier zur Erzielung geringsten Luftwiderstandes in vollkommen einfachen Linien entwickelt, und die vier mächtigen Triebwerke unter den kurzen Tragflächen verrieten, daß auch die nötige Maschinenkraft vorhanden war, um den mächtigen Metallvogel mit einer ganz außerordentlichen Geschwindigkeit durch die Lüfte zu reißen. The Eagle stand in großen schwarzen Buchstaben auf dem Rumpf des Flugzeuges.
Lange Minuten stand John Sharp in Gedanken versunken davor, bis Kelly ihn anstieß.
„Nun? Was sagen Sie zu meiner Eagle, Sharp?“ „Fabelhaft ... einfach fabelhaft ... wenn die Maschine hält, was ihr Aussehen verspricht.“
„Wollen wir wetten, Sharp? Ich gebe Ihnen 100 Dollar für jeden Kilometer, den die Eagle unter 1.000 bleibt, Sie zahlen mir 100 Dollar für jeden Kilometer, den sie darüber macht.“ „Angenommen, Kelly! Die Wette halte ich.“ Bekräftigend schlug er in die dargebotene Rechte Kellys.
„Ihr Scheckbuch haben Sie doch wohl bei sich“, fragte er
trocken.
„Warum, Kelly?“
„Weil wir die Wette gleich austragen wollen.“ Er trat zu einem Telefonapparat an der Hallenwand und gab Befehle.
Automatisch gingen die gewaltigen Schiebetüren an der Stirnwand in der Halle auseinander. Dutzende eifriger Hände zogen und schoben den schimmernden Vogel ins Freie. Die Anlasser wurden betätigt, und die Hilfsmotoren, die die Triebwerke auf Drehzahl brachten, verursachten ein so infernalisches Geräusch, daß sich Sharp entsetzt die Ohren zuhielt. Doch bald schon wurde dieses Geräusch durch das riefe Brummen der Triebwerke abgelöst. Kelly gab neue Befehle. „Hobby und Pender sollen kommen. Probeflug mit der Eagle !“
Er wandte sich wieder an Sharp. „Es sind unsere besten Piloten. Ich beabsichtige, sie mit der Eagle in das Rennen zu schicken.“
Die Gerufenen erschienen und kletterten in den Führerstand der Maschine. Sharp und Kelly folgten ihnen nach. Der Brummton ging allmählich in einen Heulton über, und unter dem Schub der Triebwerke rollte das Flugzeug ins Wasser.
„Nehmen Sie Ihre Uhr in die Hand, und merken Sie sich die Zeit, Sharp“, sagte Kelly. „Von hier quer über den See bis nach Mattawa drüben in Kanada sind es genau 500 Kilometer. Notieren Sie unsere Startzeit und nachher die Minute, in der wir über Mattawa wenden.“ Schnell und immer schneller glitt die Eagle über den See. Schon hoben sich ihre Schwimmer aus dem Wasser. Jetzt lag sie frei in der Luft, schoß mit einer phantastischen Geschwindigkeit vorwärts und stieg dabei unablässig. „Ein Uhr drei Minuten gestartet“, notierte sich John Sharp und schon lag der Seespiegel tief unter ihnen. In tausend Meter Höhe raste das Flugzeug auf Nordostkurs durch die Lüfte. Schon waren die Reading-Werke weit hinter ihnen.
Die Eagle hatte inzwischen eine Höhe von 3.000 Metern erklommen und jagte in pfeilgeradem Kurs über den See. Eine weitere Viertelstunde mochte vergangen sein, da kam voraus Land in Sicht. Eine schmale Halbinsel, welche die Georgian- Bay vom Huronen-See trennt. Noch einmal ein Wasserflug von vier Minuten, dann schoß die Eagle über die kanadische Ebene dahin, machte über dem Flecken Mattawa eine scharfe Schleife und raste den gleichen Kurs zurück, auf dem sie hierher gekommen war. Im Moment der Wendung zeigte Sharps Chronometer genau ein Uhr 31 Minuten. Er begann zu rechnen. 500 Kilometer in 28 Minuten ... Er dividierte und multiplizierte angestrengt ...
„Alle Wetter, Kelly, das macht
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