Der Wettflug der Nationen
haben wir draußen wenigstens hundert Grad im Schatten. War eine glänzende Idee vom seligen Morgan, daß er das ganze Reading-Haus mit Klimaanlage ausstatten ließ. Immer schön gleichmäßig achtundsechzig Fahrenheit, egal wie warm oder kalt es draußen ist. Heut mag die Sitzung meinetwegen lange dauern, hier läßt sich's aushalten.“
„Wird auch wahrscheinlich der Fall sein“, sagte Präsident Stangland, „die Tagesordnung ist ziemlich lang.“
„Gentlemen“, eröffnete John Sharp die Sitzung. „Zu Punkt eins der Tagesordnung möchte ich Sie über die Maßnahmen orientieren, die wir für die Sicherung unserer eigenen Route treffen wollen und zum Teil schon getroffen haben. Wie Sie wissen, starten wir von Manila nach Osten. Im Stillen Ozean legen wir Brennstoffdepots in Asuncion, Wake und Hawaii sowie auf den Gallego- und Galapagos-Inseln an. Außerdem wird die Regierung drei Flugzeugträger unserer Pazifik-Flotte auf diesem Teil der Flugstrecke stationieren. In Payta, an der peruanischen Küste, wo sich unsere Strecke mit der englischen kreuzt, in Cruz do Sul und Santa Madueira in Brasilien liegen die nächsten Landdepots.
Danach kommt der Kontrollpunkt. Ich berichtete Ihnen bereits, daß er betriebsfertig ist. Nach dem Kontrollpunkt folgt Porto Seguro. Dort legen wir das letzte Brennstoffdepot auf dem südamerikanischen Kontinent an. Auf dem weiteren Wege über den Süd-Atlantik berührt unsere Route nur die Insel Trinidad, auf der wir selbstverständlich ein Depot haben. Auf der restlichen Wasserstrecke bis zur Walfisch-Bay werden zwei Flugzeugträger unserer Atlantik-Flotte patrouillieren. Der Sicherheit halber haben wir auch ein Depot auf Sankt Helena vorgesehen, das fast tausend Kilometer aus dem Wege liegt. Die afrikanische Landstrecke von der Walfisch-Bay bis Mocambique ist mit zwei Zwischenstationen ausgerüstet. Es kommt danach die Wasserstrecke über dem Indischen Ozean. Hier sind Brennstoffdepots auf Madagaskar, den Tschagos-Inseln und Atschin auf der Nordspitze Sumatras vorgesehen. Für alle Fälle sollen auch zwei Flugzeugträger unserer Pazifik-Flotte auf dieser Strecke und ein weiterer Flugzeugträger im südchinesischen Meer patrouillieren ... „
Während John Sharp sprach, waren die meisten seiner Zuhörer an den Globus getreten und verfolgten dort seine Ausführungen.
„Ich glaube, Gentlemen“, fuhr Sharp fort, „wir haben alles Erdenkliche für die Sicherheit unserer Piloten und Flugzeuge getan. Gleichviel, ob unser Volk den Preis gewinnt oder nicht, glaube ich die sichere Hoffnung aussprechen zu dürfen, daß uns der Wettflug keine Menschenleben kosten wird ...“
Händeklatschen der Anwesenden begleiteten seine letzten Worte und die Begeisterung steigerte sich noch, als er schloß: „Ich hoffe aber, daß Piloten und Maschinen unseres Landes den Preis erringen werden.“
Es dauerte geraume Zeit, bis der dröhnende Beifall nachließ und noch viel länger, bis John Sharp weitersprechen konnte. Fragen und Antworten schwirrten durch den Raum, und die Person Frank Kellys war Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. War etwas Wahres an den Gerüchten, die sich schon seit Wochen mit einer seltenen Hartnäckigkeit hielten? Bereiteten die Reading-Werke in Bay City einen ganz großen Schlag vor, durch den der Reading-Preis an den Reading-Konzern fallen würde? Die Antwort Kellys auf alle diese Fragen war sehr allgemein gehalten. Selbstverständlich werden die Reading-Werke ihr Bestes tun, um den Preis zu gewinnen.<
Aber das vielsagende Lächeln, mit dem er diese Auskunft gab, ließ vermuten, daß doch etwas an den Gerüchten war, daß man sich auf erfreuliche Überraschungen gefaßt machen durfte.
„Warum spielen Sie den Geheimnisvollen. Kelly?“ rief Juve. „Wir gehören doch auch zum Bau. Vor uns können Sie Ihre Trümpfe offen auf den Tisch legen.“
„Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, Juve, als ich schon gesagt habe. Die Reading-Werke werden mit zwei Maschinen in das Rennen gehen, die alles, was wir früher herausgebracht haben, an Schnelligkeit und Betriebssicherheit weit hinter sich lassen.“
„Haben wir also sichere Aussichten, den Preis zu gewinnen?“
Frank Kelly zuckte die Schultern.
„Das hängt von der Konkurrenz ab. Wenn andere ebenso zuverlässige, noch schnellere Maschinen ins Rennen schicken, dann ...“ Er machte eine zweifelnde Handbewegung.
„Meinen Sie die Deutschen, Kelly? Glauben Sie, daß die Eggerth-Werke das etwa können?“
Mit einigem Zögern
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