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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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zum Reading-Tresor.
    Der Flugzeugschlosser Schulze 3 — oder wie in seinem richtigen französischen Paß zu lesen stand, Ingenieur Jacques Philippe Beumele de Strasbourg — hatte bei allem Pech doch noch einiges Glück entwickelt. Wie ein gehetztes Wild war er damals nach seinem Ausbruch aus dem Sicherheitsraum der Eggerth-Werke querfeldein in Richtung Stadt davongelaufen.
    Im Schutze der ersten Häuser blieb er keuchend stehen. Was sollte er tun? So wie er hier ging und stand, in der schmierigen Werkstattkleidung, ohne nennenswerte Geldmittel in der Tasche, war eine sofortige Flucht mit der Eisenbahn unmöglich. Er mußte zuerst zurück in seine Wohnung, aber die war in diesem Augenblick vielleicht schon von der Kriminalpolizei besetzt. Und selbst wenn das noch glückte, bestand nicht die andere Gefahr, daß er auch auf dem Bahnhof Polizeibeamten und Leuten aus dem Werk, die ihn genau kannten, in die Hände fiel?
    Nur eine Möglichkeit sah er in diesem Dilemma. Den Mittelsmann der Japaner treffen, dem er an den vorhergehenden Abenden seine Skizzen übergeben hatte. Doch wie den finden? Bisher halten sie sich jeden Abend um neun Uhr an einer Straßenecke der Innenstadt getroffen. Da würde der ihn auch heute wieder erwarten, aber bis dahin waren es noch acht Stunden. Würde es ihm möglich sein, sich so lange zu verbergen und unerkannt zu der verabredeten Stelle zu gelangen?
    Während er noch stand und alle Möglichkeiten überdachte, sah er ein Auto auf der Landstraße von den Eggerth-Werken herankommen. Erschreckt duckte er sich hinter einen Zaun. Waren die aus dem Werk vielleicht schon mit Kraftwagen hinter ihm her? Mit klopfendem Herzen beobachtete er durch eine Lücke zwischen den Zaunplanken den Wagen. Auffallend langsam fuhr der, nach einer Verfolgung sah das eigentlich nicht aus. Jetzt, noch etwa hundert Meter von dem Zaun entfernt, hielt der Wagen sogar. Behutsam beugte Monsieur Jacques Beumele sich etwas vor, und was er da erblickte, ließ ihn noch schärfer hinschauen. Da stand ein Mann in dem Auto und beobachtete durch ein fernrohrartiges Instrument irgend etwas am Himmel.
    Das Gehirn des Flüchtlings arbeitete fieberhaft. Was konnte der da mit dem Glas in der Höhe suchen? ... >St 1    Der Mann im Auto hatte seine Beobachtungen beendet.
    Langsam setzte sich der Wagen wieder in Bewegung auf die Stadt zu. Jetzt oder nie! dachte Monsieur Beumele, als das Gefährt an dem Zaun vorbeikam. Mit einem Satz sprang er in den Weg und rief den Wageninsassen an. Der stutzte und hielt. Die große Autobrille wirkte wie eine Maske und machte sein Gesicht ziemlich unkenntlich, aber der Klang der Stimme, die jetzt zu Beumeles Ohren drang, war ihm wohlbekannt. Ein Stern fiel ihm vom Herzen. Das war ja der mysteriöse Herr Schmidt, jener Mittelsmann, an den er seine Skizzen weitergegeben hatte. In fliegender Hast erzählte er, was eben im Werk passiert, daß er selbst auf der Flucht und in größter Gefahr wäre. Ein Wink von Schmidt, und er saß in dessen Wagen, der mit großer Geschwindigkeit zur Innenstadt fuhr.
    In Schmidts Wohnung erhielt Beumele andere Kleidung und Reisegeld. Dann brachte ihn Schmidt im Kraftwagen nach Kreuzburg und setzte ihn dort in den Personenzug nach Frankfurt am Main mit dem Befehl, den Zug schon in Offenbach zu verlassen und mit der Straßenbahn weiterzufahren.
    Die Frankfurter Adresse, die ihm Schmidt mitgegeben hatte, lautete auf ein Haus in der Bockenheimer Landstraße. Er suchte es auf und stand dem Japaner Kyushu gegenüber, der ihn in Straßburg angeworben hatte. Kyushu war über das Wiedersehen nicht besonders erfreut. Man hatte damals verabredet, daß Beumele etwa vier Wochen in den Eggerth-Werken bleiben und das vollständige Konstruktionsmaterial von >St 1< liefern solle. Das war nun mißlungen, die Möglichkeit, einen anderen Spion in das Werk hineinzuschmuggeln, so gut wie ausgeschlossen. Dabei wußte der Straßburger schon zu viel über die japanische Flugzeugspionage in Deutschland; es war nicht mehr angängig, ihn ohne weiteres abzuschütteln.
    Die nächsten Tage blieb Beumele im Hause in der Bokkenheimer Landstraße. In dieser Zeit hatte er längere Unterredungen mit seinem Gastgeber, die sich vorzugsweise um Betriebsstoffe drehten. Die wirklich gediegenen Fachkenntnisse,

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