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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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antwortete Kelly: „Das glaube ich nicht, Juve. Wenigstens bis jetzt nicht. Nach den letzten Berichten unserer Agenten sind die Eggerth-Maschinen um fast hundert Stundenkilometer langsamer als unsere.“
    „Hurra, Kelly!“ Der dicke Juve sprang auf und vollführte einen Freudentanz. „Die Eggerth-Maschinen sind langsamer als unsere! Mir fällt ein Stein vom Herzen, Kelly. Das sind die einzigen Konkurrenten, die ich wirklich fürchte. Jetzt glaube ich bestimmt, daß wir das Rennen machen werden.“
    Frank Kelly schüttelte den Kopf. „Triumphieren sie nicht zu früh, Juve. Es wohnen auch noch andere Leute hinter den Bergen. Die Engländer, Franzosen und Italiener sind als Gegner nicht zu verachten.“
    „Ich hörte, Gentlemen“, mischte sich John Sharp in das Gespräch, „daß in England nach der Katastrophe von Fisher
    & Ferguson große Entmutigung herrschen soll.“ Kelly nickte ihm zu.
    „Das stimmt bis zu einem gewissen Grade, Mr. Sharp. Fisher & Ferguson haben eingesehen, daß ihre Konstruktion ausschiebbarer Tragflächen für einen Wettbewerb von der Größe des Reading-Rennens noch nicht genügend betriebssicher ist. Aber auch mit ihren anderen Maschinen bleiben sie gefährliche Konkurrenten. Was unsere Vertreter über die letzten Leistungen der Gamma-Romeo-Maschinen aus Italien melden, ist auch nicht auf die leichte Schlüter zu nehmen. Das eine kann ich Ihnen jedenfalls heute schon sagen: Dieses Rennen wird das schwerste und schärfste werden, das es seit der Erfindung des Flugzeuges jemals gegeben hat. Gewinnen kann es wirklich nur die beste Mannschaft auf der besten Maschine, wie es Morgan Reading wollte.“
    Dahl Juve schlug ihm auf die Schulter. „Ich bin sicher, Kelly, die Reading-Werke werden die beste Maschine und die dazugehörigen besten Männer stellen. Wir werden den Preis selber gewinnen, und dann bleibt in unserem Konzern, Gott sei Dank, alles beim alten.“
    „Ich glaube, Sie befinden sich da in einem Irrtum“, unterbrach ihn John Sharp. „Auch wenn die Reading-Werke in Bay City den Preis gewinnen, würde nicht alles beim alten bleiben.“
    „Wie meinen Sie das, Sharp?“ fragte Juve.
    „Das meine ich so. Wenn die Reading-Werke den Preis gewinnen, werden sie nach dem Wortlaut des Testaments Besitzer des ganzen Konzernvermögens. Mr. Kelly wäre dann unser Generaldirektor. Das Kuratorium hätte ihn nur darauf zu kontrollieren, ob er das Vermögen im Sinne des Erblassers verwendet.“
    Frank Kelly machte eine abwehrende Bewegung. „Ich bitte Sie, meine Herren, wir wollen doch das Fell des Bären nicht verteilen, bevor wir ihn erlegt haben.“
    „Sie haben recht“, stimmte ihm Sharp bei. „Kehren wir lieber zu unserer Tagesordnung zurück. Es ist am besten, wir gehen wieder zu dem Globus. An den gespannten Schnüren können Sie am bequemsten die Routen der verschiedenen Teilnehmer verfolgen. Die Fluglinien liegen jetzt zum größten Teil fest.“
    Noch lange Zeit standen die Mitglieder des Kuratoriums um den großen Globus herum, auf dem ihnen John Sharp die Fluglinien der Konkurrenten erläuterte.
    Endlich war die Tagesordnung erschöpft.
    John Sharp kehrte in sein Arbeitszimmer zurück, um sich den laufenden Geschäften des Kuratoriums zu widmen. Über einen Mangel an Tätigkeit brauchte er sich dabei nicht zu beklagen. Jede neue Post brachte bündelweise Korrespondenz, die das Rennen betraf. Fast unaufhörlich arbeiteten die Fernschreiber im Hause, ständig war er genötigt, wichtige Entscheidungen zu treffen.
    Eben legte ein Boy einen Funkspruch von der amerikanischen Kontrollstation am Juruena vor ihn hin. Sharp überflog ihn und runzelte die Stirn. Herr des Himmels, was hatten die Leute in ihrer Wildnis alles für Wünsche und Bedürfnisse! Er griff zum Telefon, um mit Mr. Jefferson, einem der Leiter der First Saving Bank die Finanzdispositionen zu besprechen. Nach wenigen Sekunden war er mit dem Mann verbunden, aber das Gespräch verlief anders, als er gedacht hatte.
    „Oh, Mr. Sharp, freut mich, Ihre Stimme zu hören. Sind Sie wohlauf? Ich glaubte, Sie wären ernstlich erkrankt.“
    „Was meinen Sie, Jefferson? Ich krank? Ich denke gar nicht daran. Wie kommen Sie zu der Vermutung?“
    „So ... Sharp ... Sie waren gar nicht krank? Hm, das ist ja merkwürdig.“
    „Sagen Sie mal, Jefferson“, unterbrach ihn Sharp ärgerlich. „Wie kommen Sie denn auf die Idee?“
    „Weil vor zwei Stunden ein Bevollmächtigter von Ihnen hier war, um etwas aus Ihrem Safe zu holen. Er

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