Der Wettflug der Nationen
die er dabei entwickelte, bestärkten Kyushu in der Auffassung, daß sein unfreiwilliger Gast doch noch vorteilhaft für die japanischen Pläne und Absichten zu verwenden
wäre.
Vierzehn Tage später wurde Herrn Yoshika in New York ein Besuch gemeldet. Die gedruckten Worte auf der Visitenkarte: Jacques Philippe Beumele, Strasbourg, sagten ihm nicht viel, um so mehr aber die wenigen mit Bleistift in eine Ecke der Karte gekritzelten japanischen Zeichen. Er ließ den Herrn sofort bitten und hatte eine Unterhaltung mit ihm, die merkwürdigerweise ebenfalls Betriebsstoff-Fragen betraf.
Vor allen Dingen wünschte Herr Yoshika möglichst Genaues über das Aussehen und die äußere Beschaffenheit der von den Eggerth-Werken für ihre Flugzeugmotoren benutzten Treiböle zu wissen, und da konnte ihm Monsieur Beumele von seiner früheren Tätigkeit als >Schulze 3< her auch ganz gute Auskünfte geben. So verlief diese Besprechung durchaus zur beiderseitigen Zufriedenheit, und zum Schluß konnte Monsieur Beumele eine hübsche Anzahl Zehndollarnoten in seine Brieftasche stecken. Er verließ die Wohnung Yoshikas mit dem Auftrag, sich in der Nähe einzumieten und für die nächste Zeit zur Verfügung zu halten.
Nordwestlich von New York, etwa fünfzehn Kilometer von der Stadt entfernt, liegt das Landstädtchen Hackensack. Hier hatten die Herren Yoshika und Hidetawa ein einzeln stehendes Landhaus gemietet, in dem sie auch unter anderem ein kleines Laboratorium unterhielten. Es sah nicht gerade verlockend in diesem Labor aus und roch auch nicht gut darin. Verschiedene Säureballons und ein an bittere Mandeln erinnernder Geruch deuteten darauf hin, daß man hier Fette einer weiteren chemischen Behandlung unterzog. Wer sich mit diesen Arbeiten befaßte, war nicht zu ersehen, denn es befand sich niemand in dem Labor, als Yoshika und Hidetawa es an einem der ersten Tage des August in Gesellschaft des Monsieur Beumele betraten. Auf einem Tisch war eine größere Anzahl gläserner Schalen aufgebaut, mit Treibölen verschiedener Färbungen gefüllt.
„Erinnern Sic sich bitte recht genau, Herr Beumele“, sagte
Hidetawa in deutscher Sprache, „es liegt uns sehr viel daran, genau den Farbton des Eggerth-Öls zu treffen. Finden Sie hier in den Gläsern die richtige Farbe?“
Der Gefragte beschaute die Schalen lange und prüfte sie sorgfältig. Dann wies er auf zwei Gefäße.
„Diese beiden Öle hier, meine Herren. Dies tiefschwarze entspricht vollkommen dem Teeröl, das die Werke aus dem Rheinland beziehen, dies hellere hier einem Shell-Öl, das sie außerdem verwenden.“
Yoshika ergriff die beiden Schalen und stellte sie auf einen anderen Tisch. „Sie irren sich bestimmt nicht?“ fragte Hidetawa.
„Unter keinen Umständen. Je länger ich die Öle ansehe, um so sicherer werde ich meiner Sache.“
„Das genügt uns für heute, wir danken Ihnen. Unser Chauffeur wird Sie nach New York zurückbringen.“
Beumele verließ den Raum. Die beiden Japaner blieben allein zurück.
„Sie glauben, Hidetawa, daß die Nitrierung der Öle die richtige ist?“
Hidetawa verzog das Gesicht zu einem Lächeln. „Ich habe nicht umsonst vier Semester Chemie in Deutschland gehört, Yoshika. Doch ich will es Ihnen gleich in der Explosionsbombe demonstrieren.“
Mit einem großen Schraubenschlüssel drehte er den Verschlußknopf eines bombenartigen Stahlgefäßes auf. Unter Benutzung eines Glastrichters goß er eine winzige Ölmenge aus der einen Schale hinein und schraubte danach den Verschluß wieder zu.
„Achten Sie auf das Manometer, Yoshika. Ich gebe Zündung.“
Während er es sagte, drückte er auf einen elektrischen Knopf. Einen Augenblick war's, als ob ein Ruck durch den schweren Stahlkörper der Bombe ging. Im gleichen Augenblick schnellte der Zeiger des Manometers auf 350 Atmosphären.
Yoshika nickte beifällig. „Wir müssen freilich auch mit einer beträchtlichen Verdünnung unseres Öles rechnen. Die Deutschen werden vielleicht schon tanken, wenn ihre Behälter noch halbvoll sind. Trotzdem, Hidetawa, ich glaube, die Brisanz dieses Treibstoffes wird genügen. Auch bei einer Verdünnung mit gewöhnlichem Öl wird die Verbrennungstemperatur dann immer noch übermäßig hoch sein, und die Turbinen dürften dadurch in kurzer Zeit betriebsunfähig werden. Besser wäre es freilich, wenn das ganze Flugzeug explodierte.“
„Das ist sicher. Fragt sich nur noch, ob es uns gelingen wird, den Franzosen und unser Öl in die deutsche Etappe
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