Der Wettflug der Nationen
durch den Raum, der Startschuß zum Reading-Rennen! Ein Schuß, der viele Tausende von Pferdekräften zum Flug durch den Äther freigab.
Mr. Natanael Jenkins, der Bevollmächtigte des Kuratoriums für den deutschen Start, war mit dem Dampfer Fulton in die Schreckensbucht gekommen. Tagelang fuhren Motorbarkassen zwischen dem Dampfer und dem Lande hin und her und luden endloses Material aus. Über Stufen, die man in das Eis hauen mußte, wurden die Bauteile auf das vergletscherte Plateau geschleppt und von fleißigen Händen zusammengefügt. Nur etwa hundert Meter von der deutschen meteorologischen Station entfernt, wuchs hier auf dem Eise ein geräumiges Gebäude mit doppelten, gut isolierten Wellblechwänden empor. Geschickte Facharbeiter bauten eine Zentralheizung ein und montierten Maschinenaggregate für die Versorgung mit elektrischem Licht. In Stunden beinahe entstand hier ein wohnliches Heim, in dem die amerikanische Delegation sich ebenso wohl fühlen konnte wie in irgendeinem New Yorker Wolkenkratzer.
Mächtige Motorbohrer fraßen sich viele Meter tief in das harte Gletschereis, um sichere Fundamente für zwei hohe Funktürme zu schaffen. Schon am dritten Tage konnte man die Antenne zwischen den Türmen hissen und den direkten Funkverkehr mit dem Reading-Haus in New York aufnehmen, wonach die Antenne der Fulton für andere Zwecke frei wurde.
Mr. Jenkins, der typische, lange, dürre Yankee, schob seinen Kaugummi in die andere Backentasche und unterdrückte nur schwer einen Fluch, als er über die neue Station die erste Depesche aus dem Reading-Haus empfing. Es war eine Abänderung der Rennmeldung der Eggerth-Werke. Die zogen eine Maschine vom Typ Seeschwalbe zurück und würden dafür mit einem anderen Flugzeug des neuen Typs >St< ins Rennen gehen.
Mit der Depesche in der Hand trat Jenkins an das Fenster und blickte auf die Bucht hinaus. Auf dem eisfreien Wasser wiegte sich da in leichtem Seegang nur eine deutsche Maschine vom Typ der Seeschwalbe. Morgen wollte er mit der Abnahme der Flugzeuge für das Rennen beginnen. Das bedeutete immerhin einige Arbeit. Die Fabrikationsnummern der Triebwerke mußten in das Rennprotokoll eingetragen, eine Anzahl Plomben angebracht werden. Jetzt machte ihm die Depesche einen Strich durch das Programm, denn vom gemeldeten neuen Typ >St< war weit und breit noch nichts zu sehen.
Jenkins fluchte und zog sich seinen Pelz an. Er wollte zum Depot der Eggerth-Werke hinübergehen, um wegen der veränderten Dispositionen Rücksprache zu nehmen.
Das Depot der Eggerth-Werke lag jetzt dicht vor ihm. Ein Wellblechschuppen für die Unterkunft der Mannschaften, ein anderer größerer für die Lagerung der Betriebsstoffe. Von einem Mast wehte die deutsche Flagge. Jenkins blieb stehen und blickte zu der großen Unionsflagge zurück, die über seiner eigenen Station an der Spitze des einen Funkturmes flatterte. Noch hingen seine Augen an dem wallenden Fahnentuch, da kniff er plötzlich die Lider zusammen, starrte schärfer in die wolkenlose Höhe.
Drei winzige, schimmernde Punkte hatte er dort erspäht, die einen Kreis am Firmament beschrieben. Waren es Vögel — oder waren es Flugzeuge? Unmöglich, es mit bloßem Äuge zu unterscheiden.
Jetzt trennte sich der eine Punkt von den beiden anderen. Während die sich nach Süden entfernten, kam der dritte in einer Spirale aus seiner Höhe herunter, wurde dabei groß und immer größer. Jetzt konnte Jenkins in den Strahlen der tiefstehenden Sonne das blinkende Spiel eines riesigen Hubschraubers erkennen, jetzt glitt das Flugzeug langsam auf die Wasserfläche hinab und setzte dicht neben der Eggerth-Maschine auf. >St 1< war angekommen.
Die riesigen Flügelblätter des Hubschraubers schoben sich dicht übereinander, und dieses schmale Bündel versank in einer Öffnung, die sich über den ganzen Rumpf hinzog. Zwei Klappen schlossen sich darüber, und nur eine stromlinienförmige Erhöhung deutete noch an, wo die Hubschraube geblieben war.
Jenkins sah, wie drei Leute aus dem Wohnschuppen der
Eggerth-Werke ins Freie stürmten, mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit über die Eisstufen hinab an den Strand liefen und in ein Motorboot sprangen. In der nächsten Minute rauschte das Boot über die Wasserfläche zu dem eben angekommenen Flugzeug hin. Eine Tür in dessen Rumpf wurde geöffnet, Menschen sprangen heraus und fielen denen im Boot in die Arme. Noch ein kurzer Aufenthalt, bis die neue Maschine an einer Boje vertäut war, dann kehrte
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