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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Tripolis und Udinsk, in Manila und auf Jap, überall dort, wo Startpunkte waren, hatte das Rennen in der gleichen Sekunde planmäßig begonnen.
    Nach Osten hin waren die deutschen Maschinen aus der Schreckensbucht vorgestoßen. Als erste vollendete die Seeschwalbe ihren Halbkreis. Immer noch steigend flog sie auf Westkurs wieder das grönländische Festland an. Am Steuer saß Hein Eggerth, neben ihm Bert Röge, hinter ihnen an der Morsetaste des Kurzwellensenders Kurt Schmieden. Sie waren durch Hörer und Kehlkopfmikrophone miteinander verbunden, um sich auch beim Heulen der Triebwerke verständigen zu können.
    Hein Eggerth beobachtete abwechselnd den Kompaß und die Landkarte vor sich. Bert Röge ließ die Gasdruckmesser und Drehzahlanzeiger nicht aus dem Auge. Nur ab und zu warf er einen schnellen Blick auf das vergletscherte Land da tief unter ihnen und spähte nach den anderen Flugzeugen. Die kamen allmählich außer Sicht. Auch >St 1< blieb zurück. Die Maschine entfernte sich auf anderem Kurs.
    Ganz allmählich begann der ungeheure Druck von den dreien zu weichen. Während Minuten sich zu Viertelstunden summierten, kehrte die alte Ruhe und Sicherheit wieder, die die Männer sich in Tausenden von Flugstunden erworben hatten. Präzise wie die Uhrwerke arbeiteten die Turbinen der Seeschwalbe, und mit einem hohen Sington strich die kalte Polarluft an den Außenflächen entlang.
    Der Höhenmesser der Seeschwalbe zeigte achttausend Meter an. In endloser Weite dehnte sich unter ihnen die Eiswüste. Nach dem Stand des Machmeters stürmte das Flugzeug mit mehr als elfhundert Stundenkilometer durch den Äther. Nach der Berechnung Hein Eggerths mußte die Seeschwalbe den Weg von der Schreckensbucht bis nach Holstenborg, einer Niederlassung an der grönländischen Westküste, in knapp drei viertel Stunden zurücklegen.
    Die Borduhr der Seeschwalbe , nach New Yorker Ortszeit gestellt, zeigte zwölf Uhr und vierundvierzig Minuten, als sie das Meer erreichten. Wenige Minuten nur noch, und sie hatten die offene See unter sich.
    „Soll ich dich am Steuer ablösen, Hein“, fragte Röge.
    Der schüttelte den Kopf. „Noch nicht, Bert. Wir wollen uns die 3.700 Kilometer bis zum Winnipeg-See brüderlich teilen. Ich denke, wir werden sie in knapp drei Stunden hinter uns bringen. Wenn jeder von uns anderthalb Stunden am Steuer sitzt, wird's für keinen zuviel werden.“
    Schmieden tat einen langen Zug aus der Thermosflasche und reichte sie dann Röge hin.
    „Na Prost, Kinder! Dann macht nur weiter, damit wir bald um den lausigen Globus 'rumkommen.“
    In der Schreckensbucht war es nach dem Abflug der Eggerth-Maschinen einsam geworden. Nach den Anstrengungen der letzten Tage und Stunden vor dem Rennen hatten die Mannschaften endlich wieder Ruhe.
    Nur die Funker hatten Arbeit. Im Depot der Eggerth-Werke waren sie emsig bemüht, die Kurzwellenverbindung mit ihren Fliegern aufrechtzuerhalten, Im Funkraum der amerikanischen Delegation hatten sie alle Hände voll mit der Aufnahme von Hunderten von Renndepeschen zu tun. —
    Mr. Jenkins hatte sich nach den Aufregungen des Startes erst einmal ein tüchtiges Diner geleistet. Jetzt saß er behaglich in einem Klubsessel, eine gute Zigarre zwischen den Zähnen, Whisky und Soda neben sich, und überflog die Depeschen aus dem Rockefeller Bullding, die ein Bote aus dem Funkraum ihm in kurzen Zwischenräumen auf den Tisch legte. Ein vergnügtes Lächeln lief dabei über sein faltiges Gesicht Bisher stand die Sache für die United States jedenfalls nicht schlecht Eben wurde Jenkins wieder eine Depesche vorgelegt. Über den New Yorker Reading-Sender kam sie von Frank Kelly, der selbst am Steuer der Eagle 1 saß. Kelly meldete, daß er um vierzehn Uhr sieben Minuten nach amerikanischer Ostzeit Asuncion überflogen habe.
    Natanael Jenkins legte die Depesche zu den anderen. Dann maß er die Entfernung Manila-Asuncion auf einer großen Wandkarte ab ... 2.560 Kilometer ... Kelly flog demnach mit 1.200 Stundenkilometern.
    Befriedigt ließ er sich in den Sessel fallen. 1.200 Stundenkilometer, das war mehr, als irgendeine der anderen Maschinen bisher geleistet hatte.
    Wieder wurde ihm ein Telegramm gebracht. Er las es: Holstenborg Westküste Grönlands. 12 Uhr 44 Minuten amerikanischer Ostzeit überfliegt eine Eggerth-Maschine den Hafen. Noch einmal ging er zur Karte, maß ab, rechnete, warf dann den Bleistift vergnügt auf das Papier ... 44 Minuten für 800 Kilometer ... knapp 1.100 Kilometer gegen 1.200

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