Der Wettflug der Nationen
das Boot mit sechs Insassen zum Ufer zurück.
Mr. Jenkins schritt langsam bis zum Rand des Plateaus und sah die Männer über die Eistreppe heraufkommen.
„Verflucht glatt hier bei euch, Hein!“ schimpfte Wolf Hansen und rieb sich das Schienbein. „Sag mal eurem Mr. Jenkins, er soll ordentlich streuen lassen. Der ist doch hier sozusagen der Hauswirt.“
„Wird sich schwer machen lassen“, lachte Hein Eggerth. „Wenn du hier Streusand haben willst, mußt du ihn schon mit einem Bagger vom Meeresgrund heraufholen. Auf dem Lande gibt's nur Eis und Schnee. Da oben steht übrigens Mr. Jenkins. Du wirst gleich seine Bekanntschaft machen, und da kannst du's ihm ja selber sagen.“
Dann standen sie auf dem Plateau und schüttelten dem Amerikaner die Hand.
>Verdammt kräftig, solche Pilotenfäuste<, dachte der Yankee, als er sich den Pelzhandschuh wieder über die Rechte zog, und dann versuchte er im Gespräch allerlei zu erfahren, was ihn interessierte. Aber aus Hein und seinen Begleitern Hansen und Derkoff war nicht viel herauszuholen.
Gewiß, Mr. Jenkins hatte ganz richtig gesehen, sie hatten die Schreckensbucht mit drei Maschinen angeflogen. Nur >St 1<, die für das Rennen bestimmte Maschine, wäre niedergegangen, die beiden anderen hätten sofort den Rückflug angetreten.
Konstruktion und Besonderheiten von >St 1 Nun, Mr. Jenkins würde es ja bei der Abnahme sehen.
Ob die Maschine denn auch schon genügend erprobt und betriebssicher sei, um in solch ein Rennen zu gehen? ... O ja!
... Sie hofften es doch. Es wäre ja auch nicht das erstemal, daß sie hier seien. Schon öfter als einmal hätten sie im Stratosphärenschiff über der Schreckensbucht gekreuzt. Erst gestern zum Beispiel ...
„Aber man hat nichts gesehen und gehört“, platzte Jenkins heraus.
„In zehn Kilometer Höhe sind wir unsichtbar und unhörbar“, erwiderte Wolf. „Sie haben uns heute nur gesehen, weil wir auf fünf Kilometer hinuntergingen.“
Noch vieles andere wünschte der Amerikaner zu erfahren, aber da wurden die drei Piloten immer wortkarger. Nur das konnte er sich aus ihren Antworten zusammenreimen, daß sie in einer außerordentlich kurzen Zeit von Walkenfeld bis hierher geflogen sein mußten. Wenn ihn nicht alles trog, drohte dieses Stratosphärenschiff der Eggerth-Werke ein recht bedenklicher Konkurrent für den Eagle-Typ der Reading-Werke zu werden.
Er hielt es für angebracht, im Geheimkode des Konzerns ein langes Telegramm über die Angelegenheit an John Sharp zu senden, der den Inhalt sofort an Frank Kelly in Manila weiterfunken ließ. Kellys Antwort lautete so, wie sie nach Lage der Dinge nur lauten konnte: >In vierundzwanzig Stunden beginnt das Rennen. Wir können an der Sache nichts mehr ändern!<
Natanael Jenkins überprüfte noch einmal alle Vorbereitungen, die er für den Start getroffen hatte.
Im Lautsprecherraum der amerikanischen Delegation drängten sich die deutschen Ingenieure und Mechaniker um Jenkins und seine Leute. Die Blitze der zahlreichen Pressefotografen zuckten auf. die Wochenschau-Leute kurbelten, Fernsehkameras waren eingestellt Gespannt hingen alle Blicke am Zifferblatt der Uhr, welche New Yorker Zeit gab. Sie folgten dem Sekundenzeiger, der jetzt die Sekunden der letzten Minute durcheilte. In dem Moment, da er auf die sechzig sprang, dröhnte der Lautsprecher durch den Raum. Im selben Moment drückte Jenkins die Morsetaste nieder. Ein Böllerschuß dröhnte über die Bucht. Die elektrische Zündung hatte gut funktioniert.
Im gleichen Augenblick fielen draußen auf der Bucht die gelösten Haltetaue ins Wasser, heulten die Triebwerke auf, stürmten die Maschinen über die Seefläche. Wenige Sekunden noch flockende Schaumwellen vor den Schwimmern, dann lösten sie sich vom Wasser und stiegen empor in ihr eigentliches Element. Stiegen hoch und immer höher, drehten in weitem Bogen nach Westen, verschwanden allmählich am Horizont Schon arbeitete der Sender in der Schreckensbucht und funkte die Nachricht nach Radio City, daß der Start geglückt, die deutschen Maschinen im Rennen seien. Von Hubschraubern aus hatten Bild- und Filmreporter den Start in jeder Phase festgehalten und eilten nun, ihre Beute heimzubringen.
Die Nachricht vom Start der deutschen Maschinen war nicht die einzige dieser Art, die in Radio City aufgenommen wurde. Ganz ähnliche Meldungen strömten dort zur gleichen Minute von einem Dutzend über den ganzen Erdball verteilter Punkte zusammen. In Gibraltar und Marseille, in
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