Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
stand Röge, und vor ihm ein brauner Mensch, einer von den Leuten Lieberts. Er versuchte der Unterhaltung zwischen den beiden zu folgen, die von dem Manne aus Mahuka mit Hilfe schauerlicher englischer Brocken geführt wurde. Soviel Schmieden daraus entnehmen konnte, hatte der biedere Ohea Kiliri den nach seiner Meinung durchaus berechtigten Wunsch gehabt, auch einmal in dem großen Vogel der weißen Männer zu fliegen und sich zu dem Zweck einfach in der hinteren Kabine verkrochen. Erst als Röge die Decken auseinanderbreitete, um sich ein Lager zu machen, hatte er
    den blinden Passagier entdeckt,
    „Schöne Geschichte! Was sagst du dazu, Kurt?“ meinte Röge.
    „Ins Wasser werfen können wir den braunen Deibel nicht.“ Der konnte die deutschen Worte zum Glück nicht verstehen und lachte nach wie vor über das ganze Gesicht.
    „Zwischenlanden? Mister Kiliri auf Atiu absetzen?“ fragte Röge.
    „Wird sich finden, Bert. Erst will ich den wunderlichen Vogel mal Hein zeigen.“ Und er führte den neuen Passagier nach vom.
    „He, du, Hein! Wir haben Zuwachs bekommen.“
    „O du Donnerschlag!“ brummte Hein, nachdem seine erste Überraschung vorüber war, „so was hat uns gerade noch gefehlt.“ Doch seine abweisende Miene hielt dem gewinnenden Lächeln des blinden Passagiers nicht stand.
    Schließlich nahm sich Schmieden des Gastes an und führte ihn in die hintere Kabine der Seeschwalbe, während Röge sich auf den Platz neben Eggerth setzte und während der nächsten halben Stunde allerlei zu funken hatte.
    So verstrichen die Stunden. Immer tiefer war inzwischen die Sonne gesunken. Jetzt erreichte sie den Horizont, und für kurze Minuten verwandelte sich die eben noch tiefblaue See in eine Flut von Gold und Rot. Dann versank die leuchtende Scheibe im Westen, und fast unmittelbar brach die Nacht herein. Im Osten kam die weiße Scheibe des Mondes herauf.
    Noch eine Viertelstunde, und im Scheinwerferkegel wurden die Haymetklippen sichtbar. Drei schroffe Felsenriffe, die kahl aus dem Weltmeer ragten. Kein Baum, kein Strauch wuchs darauf, kein grünes Fleckchen zeigte sich auf dem schwarzen Basalt. Seevögel waren zu anderen Zeiten die einzigen Bewohner dieser im Weltmeer verlorenen Riffe, jetzt aber, während des Rennens, hatten sich hier Menschen niedergelassen.
    Auf der Mittelklippe wehte neben einem Zelt das Sternenbanner, ein weithin sichtbares Zeichen dafür, daß der amerikanische Zeitnehmer des Reading-Kuratoriums hier weilte, bereit, seines Amtes zu walten. Die grün-weiß-rote Trikolore auf der östlichen Klippe gab Kunde davon, daß es die Antipodenstation der italienischen Rennroute war. Und wenn es die einzelne Fahne auf dem Riff noch nicht zur Genüge zeigte, so bewiesen es die beiden Kreuzer, die mit der italienischen Kriegsflagge am Mast zwischen der Ost- und Mittelklippe ankerten, jedenfalls aufs deutlichste. Mit ihren Scheinwerfern beleuchteten sie die Wasserfläche, um dem deutschen Flugzeug das Wassern zu erleichtern.
    In langem Gleitflug setzte die Seeschwalbe auf. Eine schaumige Welle stieg vor ihrem Bug auf, dann war die sausende Fahrt gebremst. Langsam trieb das Flugzeug zu den italienischen Schiffen hin. Schon wurde auf einem der Kreuzer eine Barkasse ausgeschwungen und zu Wasser gelassen. Bald lag sie neben der Seeschwalbe , und eine Pumpe warf Treibstoff in die Tanks der deutschen Maschine.
    Vom Führerstand der Seeschwalbe aus beobachtete Kiliri mit Staunen die neuen Dinge. Die beiden Riesenschiffe der weißen Männer, viel, viel größer als alle Kopraschiffe, die er während der zwanzig Jahre seines Lebens in Mahuka gesehen hatte. Türme auf den Schiffen, die sich von selber drehten und aus denen lange Rohre hinausragten. Und dann die künstlichen Sonnen, die langen Lichtbalken, die durch die Luft huschten und jede Stelle, die sie trafen, in hellem Glanz erstrahlen ließen. Gewaltig war der Zauber der weißen Männer. Furcht wollte den Braunen befallen. Da lenkte eine neue Erscheinung seine Blicke nach oben.
    Fast senkrecht über ihm leuchtete ein strahlender Stern am Firmament. Er bewegte sich, zog einen Kreis, glänzte immer stärker, und jetzt ging auch von ihm ein Lichtbalken aus, huschte über die Seefläche. Grell strömte das Licht plötzlich durch die Deckenscheiben in den Führerstand. Geblendet schloß Kiliri für kurze Zeit die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er einen anderen Zaubervogel, noch größer als die Seeschwalbe, auf dem Wasser schaukeln. In einem Boot aus

Weitere Kostenlose Bücher