Der Wettflug der Nationen
silberglänzendem Metall kam ein weißer Mann von dem zweiten Vogel zu ihnen herüber. Kiliri sah, wie die drei Piloten der Seeschwalbe ihn freudig begrüßten, hörte, wie sie in ihrer Sprache miteinander redeten, und vernahm zwischen den fremden Wörtern auch seinen eigenen Namen. Was mochten die weißen Götter wohl über ihn sprechen, was würden sie jetzt mit ihm tun?
Auf die Antwort brauchte er nicht lange zu warten. Der Lenker der Seeschwalbe erklärte ihm freundlich, aber bestimmt, daß der andere Vogel ihn jetzt wieder nach Mahuka zurückbringen würde. Und dann saß er neben Vinzent im Boot und fuhr zum Stratosphärenschiff hinüber. Eggerth sah ihm nach, bis das Boot dort festmachte und der Braune mit seinem Begleiter im Rumpf von >St< verschwand.
„So, Herrschaften, unseren blinden Passagier sind wir glücklich wieder los. Unsere Tanks sind auch voll. Jetzt kannst du mal wieder das Steuer nehmen, Kurt. Mit Volldampf los! Kurs auf Claryland!“
Nach einem kurzen Start hob sich die Seeschwalbe vom Wasser ab, stieg auf und verschwand schnell in südöstlicher Richtung.
Das Stratosphärenschiff lag noch eine Viertelstunde bei den Haymetklippen und füllte Treibstoff für seine Behälter. Dann startete es ebenfalls und zog auf Nordwestkurs davon.
Verwundert schaute ihm die Besatzung der italienischen Schiffe nach. Man verstand nicht, wie der deutsche Pilot einen Kurs nehmen konnte, welcher der Rennroute gerade entgegengesetzt war. Wollte das Stratosphärenschiff wirklich nach Mahuka zurückfliegen, nur um einen blinden Passagier, noch dazu einen Eingeborenen, wieder in seine Heimat zu bringen. Noch lange ging an Bord der Dante Alighieri das Rätselraten um das sonderbare Stratospharenschiff weiter. —
Nach der Ortszeit war es bei den Haymetklippen zehn Uhr nachts. Der Vollmond stand fast im Zenit, als Tiberio Guerazzi, der Erste Offizier der Dante Alighieri, in die Kabine des Kapitäns Zanella stürzte.
„Signor Capitano! Das deutsche >St<-Schiff ist schon wieder zurück.“ — Kapitän Zanella fuhr von seinem Sitz empor. „Impossibile, Guerazzi!“
„Doch, Signor Capilano! Es ist wirklich wieder da und nimmt neuen Treibstoff. Sie können es doch durch Ihr Fenster auf dem Wasser liegen sehen.“
Der Kapitän griff nach seiner Mütze.
„Corpo di bacco, Sie haben recht. Begreife das, wer's kann!“
Guerazzi zuckte die Schultern. „Keiner von uns versteht es, Signor Capitano. Wir dachten zuerst, das deutsche Flugzeug hätte vielleicht eine Panne gehabt und wäre aus anderen Ursachen vorzeitig zurückgekommen. Aber der Eingeborene, den es von hier mit fortnahm, ist nicht mehr an Bord. Das haben wir mit Sicherheit erfahren.“
Zanella griff sich an den Kopf. „Ganz unmöglich, daß die Deutschen in der kurzen Zeit in Mahuka gewesen sind. Sie werden den blinden Passagier auf der nächsten Cook-Insel abgesetzt haben und sind dann sofort wieder ins Rennen gegangen. Sie wassern jetzt noch einmal bei uns, um ihre Tanks wieder aufzufüllen.“
„Die gleiche Vermutung hatten wir auch zuerst, Signor Capitano. Aber die Tanks des >St<-Schiffes — sie fassen Treibstoff für mehr als zehntausend Kilometer — sind fast leer. Dem Brennstoffverbrauch nach könnte das Schiff ungefähr die Strecke nach Mahuka hin und wieder zurück abgeflogen haben.“
Der Kapitän trat an das Kabinenfenster.
„Kommen Sie mit, Guerazzi! Wir wollen zu der geheimnisvollen Maschine hinfahren. Ich muß mich selbst davon überzeugen.“
Kurze Zeit später stoppte eine Motorbarkasse der Dante
Alighieri neben dem Stratosphärenschiff, auf dem nun noch eifrig mit der Treibstoffübernahme beschäftigt war.
Wolf Hansen stand neben der Füllöffnung und überwachte die Arbeit an der Ölpumpe. In südländischer Lebhaftigkeit überschüttete ihn Kapitän Zanella mit einer Flut von Fragen und wurde erst ruhiger, als er genötigt war, sich zur Verständigung der französischen Sprache zu bedienen. Die erste für ihn wichtige Frage: „Wo ist der blinde Passagier?“
Wolf Hansen hatte die letzten Stunden am Funkapparat gesessen und wußte allerlei um die Geschichte und den Verbleib von Mister Kiliri. Lakonisch antwortete er: „Wieder in seiner Heimat, in Mahuka, Herr Kapitän.“
Einen Augenblick blieb Zanella die Sprache weg, dann raffte er sich zur nächsten Frage auf.
„Verzeihen Sie, Signor. Es geht mich ja eigentlich nichts an. Würden Sie mir wohl sagen, wieviel Kilometer Sie seit Ihrer letzten Ölaufnahme zurückgelegt
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