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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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denn da?“
    „Sehr einfach, Kurt. Bring mal unsere Leine her.“ Schmieden verschwand mit etwas verwundertem Gesicht und kam gleich darauf mit einer etwa zwanzig Meter langen kräftigen Leine zurück.
    „Hier ist das Ding, Bert. Was willst du denn damit anfangen?“
    „Wirst du gleich sehen. Stelle mal gefälligst deinen linken Hinterfuß auf den Sessel hier und binde dir das Ende der Leine mit einer zuverlässigen Schlaufe um den Knöchel. So! Jetzt kannst du dich nach hinten verfügen und Hein Gesellschaft leisten. Wenn ich dich brauche, werde ich schon so stark an dem Seil ziehen, daß du's merkst.“
    Schmieden lachte und verschwand nach hinten.
    Nun war Röge allein im Führerraum. Stahlblau das Firmament über ihm, stahlblau die See unter ihm. Er hatte das Gefühl, als stünde sein Flugzeug im Mittelpunkt einer gewaltigen Azurkugel still. Wie gebannt haftete sein Auge an einem winzigen dunklen Punkt backbord querab auf der Seefläche. Es war der Schatten der Seeschwalbe, der da unten mit mehr als 1.100 Kilometer über den Wasserspiegel dahinjagte. Aber für den Piloten stand der Schatten still, und wie hypnotisiert starrte er darauf, Minuten ... Viertelstunden... Regungslos ruhten seine Hände auf dem Steuer. War auch der dritte Mann an Bord der Seeschwalbe in Schlaf gefallen?
    Mit einem Ruck fuhr er zusammen, sprach zu sich selbst: „Hallo, Bert Röge! Nimm dich zusammen, aller Junge! Was war das? Hast dich wohl selber hypnotisiert. Zu lange auf den Schattenpunkt gestarrt. Hatte am Ende ein schönes Malheur geben können.“
    Er sah auf die Borduhr. Fast eine Stunde war verstrichen, seitdem Schmieden sich niedergelegt hatte. Die Zeit war vergangen, ohne daß er es gemerkt hatte. Wie im Traum hatte er hier gesessen und das Steuer geführt, vollkommen richtig, wie ihm ein Blick auf die Kompasse zeigte. Seine Rechte ging nach unten. Da stand neben seinem Sessel noch die Flasche, aus der er beim Passieren des Äquators getrunken hatte. Er führte sie an die Lippen, leerte sie restlos, schüttelte sich. „So! Das hat gutgetan. Weg mit den Traumen und Gedanken!“
    Er stellte die automatische Steuerung ein und verlängerte dann die Fluglinie auf der Seekarte und steckte die Entfernung ab, welche die Seeschwalbe nach den Angaben des Machmeters seit der letzten Standortaufnahme am Äquator zurückgelegt hatte. Es konnte nicht mehr weit sein bis zur Karolinen-Insel. Schärfer fixierte er den Horizont voraus. Langsam schlich der Zeiger der Borduhr von einem Minutenstrich zum nächsten. Jetzt war in der Ferne etwas zu erblicken. Wie eine lichtere Wolke hing es da an der Kimme in dem dunklen Blau. Immer deutlicher wurde es. Wenige Minuten nur noch, und die Insel lag zum Greifen nahe. Röge drückte die Maschine noch weiter nach unten und nahm den Leistungshebel zurück. In einer weiten Spirale glitt die Seeschwalbe hinab. Noch eine letzte Kurve, und die Schwimmer des Flugzeuges setzten auf dem Lagunenspiegel auf.
    Die Ankunft des Flugzeuges war von der Insel aus beobachtet worden. Boote stießen vom Ufer ab, primitive Rindenkanus, mit denen die Eingeborenen Mikronesiens ihre Seefahrten unternehmen. Ein Dutzend riesiger brauner Gestalten trieb jeweils die Kanus mit kräftigen Ruderschlägen zur Seeschwalbe hin. Am Heck des ersten Kanus saß ein Europäer in weißer Tropenkleidung. Ein großer Basthut beschattete sein Gesicht und ließ seine Züge vorläufig nicht erkennen.
    Die Boote legten am Backbordschwimmer der Seeschwalbe an. Röge setzte die Triebwerke still und beugte sich zum Seitenfenster hinaus. Noch ehe er zum Sprechen kam, sprang der Weiße aus dem Kanu auf den Schwimmer und streckte ihm die Rechte entgegen.
    „Grüß Gott, Bert! Willkommen auf der Karolinen-Insel! Freue mich riesig, daß ihr mir die Ehre eures Besuches schenkt. Scheint ja bis hierher alles gut gelaufen zu sein.“
    Erst jetzt war es Röge gelungen, das Gesicht unter dem großen Tropenhut zu erkennen.
    „Menschenskind! Ernst... Ernst Liebert, wie kommst du denn in die Südsee?“
    „Einfache Sache, Bert! Kopra-Mann! Bin schon seit fünf
    Jahren hier und nähre mich redlich von meinen Kokospalmen.“
    „Alle Wetter!“ Röge drückte ihm kräftig die Hand. „Die Welt ist doch ein Dorf. Muß man hier auf einen Mitschüler aus Walkenfeld treffen. Schon 5 Jahre bist du hier, und keine Sehnsucht nach Hause?“
    Liebert schüttelte den Kopf.
    „Nein, Bert! Wer auf den glücklichen Inseln lebt, vergißt alles andere. Aber wo stecken denn

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