Der Wettflug der Nationen
übereinstimmender Aussage der Besatzung von Eagle 2 hat das deutsche >St<-Schiff die 2.000 Kilometer vom Amazonas bis zum Juruena in fünfzig Minuten zurückgelegt. Mr. O'Brien behauptet, daß das Schiff in 14 Kilometer Höhe mit 2.400 Stundenkilometer geflogen ist.“
Wie ein Lauffeuer ging die neue Nachricht durch ganz New York. Bei dieser phantastischen Geschwindigkeit würde das Teufelsschiff weit vor allen andern sein Ziel erreichen können.
Man war noch beim eifrigen Diskutieren, als neue Zeichen bei Harrow & Bradley aufleuchteten:
„Amerikanische Kontrollstation am Juruena. Eagle 1 mit Frank Kelly am Steuer 5 Uhr 10 Minuten Eastern Time gelandet. Flugzeit 17 Stunden 10 Minuten, durchschnittliche Geschwindigkeit 1.165 Stundenkilometer.“
Es wurde eine reichliche halbe Stunde nach 6 Uhr früh, ehe eine neue Nachricht an der Front von Harrow & Bradley als Plakat aufgezogen wurde:
„Amerikanische Kontrollstation am Juruena. Eagle 2 sechs Uhr 30 Minuten morgens Eastern Time mit Thomson am Steuer gelandet. Gesamtflugzeit 18 Stunden 30 Minuten. Durchschnittsgeschwindigkeit 1.081 Stundenkilometer. Voraussichtliche Dauer der Reparaturarbeiten etwa eine Stunde.“ Jubel brauste durch die Straße. Auch die zweite amerikanische Maschine, nach ihrem schweren Unfall in den Kordilleren schon verlorengegeben, hatte doch noch vor allen andern Konkurrenten das halbe Rennen beendet. Die Dinge standen gut für die Union, gut auch für den Reading-Konzern und die Reading-Werke in Bay City.
An tausend Stellen rechnete man es sich aus, daß Eagle 1 wenigstens einen Vorsprung von anderthalb Stunden oder 1.800 Kilometer vor seinen Konkurrenten habe. An tausend Stellen konstatierte man mit Befriedigung, daß auch Eagle 2 noch mit guten Chancen im Rennen lag.
Die begeisterte Siegesgewißheit der Menschenmassen in den Straßen stieg immer mehr. Es wurde nur von wenigen noch bemerkt, daß eine neue Meldung bei Harrow & Bradley aufgezogen wurde:
„Deutsche Kontrollstation auf Claryland. Eggerth-Flugzeug Seeschwalbe 6 Uhr 25 Minuten angekommen. Flugzeit 18 Stunden 25 Minuten. Durchschnittliche Geschwindigkeit 1.086 Stundenkilometer.“
Die es lasen, nahmen lediglich mit Befriedigung die Mitteilung auf: Nicht die schnellen englischen Fisher-Ferguson-Maschinen lagen an zweiter Stelle, sondern das deutsche Flugzeug. Man wußte allgemein, daß es nur für 1.100 Stundenkilometer gebaut war, niemand glaubte, daß es den um 100 Stundenkilometer schnelleren Eagle-Maschinen ernsthaft gefährlich werden könne.
Noch besprach man die geringen Aussichten der Eggerth-Werke, als die Leinwand wiederum aufleuchtete:
„Italienische Kontrollstation bei den Haymetklippen. Eine Maschine Gamma Romea 6 Uhr 45 Minuten gewassert. Flugzeit 18 Stunden 45 Minuten, Durchschnittsgeschwindigkeit fast 1.067 Stundenkilometer.“
Die Uhren des Stadtviertels huben gerade an, die siebente Morgenstunde zu schlagen, als es wieder von der Wand leuchtete.
„Deutsche Kontrollstation auf Qaryland. Eggerth-Strato-sphärenschiff >St< 6 Uhr 45 Minuten angekommen. Flugzeit 28 Stunden 45 Minuten. Durchschnittsgeschwindigkeit etwas unter 1.067 Stundenkilometer.“
Die Menge stand verdutzt vor dem Wettbüro. Viele tausend Augenpaare starrten zu der Leinwand empor und lasen die Worte der Meldung wieder und immer wieder, ohne sie jedoch begreifen zu können. Ein vergebliches Raten, Fragen, Raunen unter den Tausenden, ohne daß es einem einzigen gelungen wäre, des Rätsels Lösung zu finden.
Im Reading-Haus saß John Sharp mit einigen Herren des Kuratoriums bereits in seinem Arbeitszimmer, als der Lautsprecher die Nachricht von der Ankunft des deutschen >St<-Schiffes in Claryland verkündete. Auch hier war die Verblüffung nicht geringer als draußen bei der Menge.
„Unbegreiflich! Verstehen Sie das, Sharp?“ fuhr der Präsident des amerikanischen Aero-Clubs auf, als die letzten Worte der Meldung im Lautsprecher verklungen waren.
„Mein lieber Stangland!“ meinte John Sharp, „schließlich entspricht es den Bedingungen unseres Rennens, daß auch dieses etwas mysteriöse Stratosphärenschiff einmal zu der deutschen Kontrollstation kommt und dort seine Besuchskarte abgibt. Seine Flugzeit und Geschwindigkeit sind bei Gott nicht überwältigend. Ich verstehe nicht recht, warum sich die Eggerth-Werke mit einer derartigen gewiß nicht einfachen und durchaus nicht billigen Sonderkonstruktion abgegeben haben, wenn sie doch nicht schneller ist als die Seeschwalbe
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