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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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oder nicht, die Besatzung der Eagle mußte zunächst einmal an der geschmückten Tafel Platz nehmen und den guten Dingen zusprechen, die hier für sie aufgebaut waren.
    Als Frank Kelly von den für sein Flugzeug notwendigen Überholungsarbeiten sprechen wollte, deutete Scott Campbell lachend auf den Platz.
    „Keine Sorge, Direktor, die Boys haben die Eagle schon vor, die Jungens wissen schon genauestens Bescheid, was Ihrer Maschine nottut. 50 Minuten müssen Sie sowieso am
    Kontrollpunkt bleiben. Garantiere Ihnen, daß die Eagle in längstens dieser Zeit von vom bis hinten überholt und mit völlig neuen Verdichter- und Gasturbinenläufem wie neu frisiert dastehen wird.“
    Da ließ Kelly dem Platzkommandanten seinen Willen und bediente sich von den Gerichten, die vor ihm aufgebaut standen. Aber es war ihm anzumerken, daß er nur mechanisch aß und trank, während seine Gedanken woanders weilten
    Campbell trank ihm zu. „Auf Ihr Wohl, Mr. Kelly, auf einen glücklichen Weiterflug, auf Ihre siegreiche Ankunft nach nochmals 17 Stunden in Manila. Der Reading-Preis muß von den Reading-Werken gewonnen werden. Unser alter Morgan im Himmel wird sich freuen, wenn er es von oben mit ansieht.“
    Kelly runzelte die Stirn.
    „Ich danke Ihnen für den Toast, Campbell. Wir wollen uns nichts vormachen, das schwierigste Stück liegt noch vor uns.“
    — Campbell versuchte zu lachen.
    „Warum schwieriger als das erste? Ich sehe keinen Grund dafür. Bis Porto Alegre haben Sie glatten Flug, dort oder auf Trinidad nehmen Sie noch mal Treibstoff. Danach das Stückchen Atlantik. Auf dem Wendekreis zwischen 0 Grad und 10 Grad westlicher Länge kreuzen drei Flugzeugträger. Danach die kurze Strecke durch Südafrika, und dann geht's ja schon auf den Stall zu. Da laufen die Gäule ganz von allein schneller... wollte sagen, fliegen die Maschinen von selber besser.“ „Sie haben gut reden, Campbell. Sitzen hier auf Ihrem Kontrollplatz und können den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Ist aber verflucht anders, Sir, wenn man in der Maschine sitzt und unaufhörlich die Instrumente kontrollieren muß, ob alle Triebwerke richtig laufen. Da verwächst man mit seinem Flugzeug, registriert die kleinsten Zeigerschwankungen und wird schließlich nervös dabei, Campbell, besonders nach unseren letzten Erfahrungen.“
    Jetzt konnte der Platzkommandant ein Gelächter nicht unterdrücken.
    „Sie und nervös, Mr. Kelly! Das glaubt Ihnen ja kein Mensch in Bay City. Ich wäre froh, wenn ich Ihre Nerven hätte.“
    Kelly zuckte die Schultern.
    „Gestern hätten Sie noch recht gehabt, Campbell. Aber heute... Ich kann Ihnen versichern, die letzten Stunden haben mich Nerven gekostet. Je länger ich's mir überlege, desto mehr sehe ich's ein. Die Eggerth-Werke haben sehr klug getan, ihre Flugzeuge mit Katalyt-Reinigern in den Tanks auszurüsten. Diese Pannen an unseren Triebwerken können einen Menschen zur Verzweiflung bringen.“
    „Die Geschichte mit dem Bleiniederschlag, Mr. Kelly? Das ist schnell behoben. Wir werden Ihnen so viel einwandfreien Treibstoff mitgeben, daß Sie damit weit kommen. Im übrigen habe ich bereits von Bay City aus an alle weiteren Depots funken lassen, daß die Treibstoffe auf Bleigehalt untersucht und notfalls neue bleifreie Treibstoffe für Sie beschafft werden.“
    Kelly hob sein Glas und trank ihm dankbar lächelnd zu.
    Ihr Gespräch wurde durch einen Monteur unterbrochen, der meldete, daß die Eagle startbereit sei. Kelly sprang auf.
    „Los, Pender, Hobby! Wir wollen keine Minute verlieren, die Zeit ist wertvoll!“
    Von Campbell begleitet, ging er rasch zu seiner Maschine. Mit einem sehnsüchtigen Blick auf die Frühstückstafel folgten ihm Hobby und Pender, von O'Brien und Watson begleitet. Ein Händeschütteln und bald setzte das Brummen der Turbinen ein, sie heulten auf, und Kurs Ost zu Süd verließ die Eagle 1 den Kontrollplatz, um in jagendem Flug der südamerikanischen Küste zuzustreben.
    „Hol's der Teufel!“ sagte Campbell zu Williamson, „Old Kelly gefällt mir nicht. Hatte doch früher Nerven wie bessere Starkstromkabel. Die Sache mit dem Treibstoff allein kann ihn nicht so nervös gemacht haben. Ob ihn noch eine andere
    Sorge drückt?“ —
    Kelly saß am Steuer der Eagle. Während der Stunden des langen Fluges von Luzon nach Brasilien schien er wirklich mit seiner Maschine zu einem organischen Ganzen verwachsen zu sein. Unablässig hing sein Auge an den Meßgeräten der Instrumentenwand. Jeden

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