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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Nansen
nachdenklich. »Darüber hinaus verspüre ich den starken Wunsch nach einem Plan. Ich habe nur einige vage Gedanken, die um das hauptsächliche Thema kreisen und uns in unerforschte Gebiete führen könnten, doch ich rechne sehr wohl damit, dass solche Ideen möglicherweise nicht durchführbar sind, und Pläne rasch an Ort und Stelle gefasst werden müssen, auch wenn sie dann nicht gut ausgearbeitet sind. Solche Gedanken zeigen mir deutlich, wie weit ich von den berühmten Männern entfernt bin, die bis heute erfolgreiche Polarexpeditionen geleitet haben. Ich habe zwar den Mut nicht verloren, aber angesichts der Arbeit empfinde ich ein starkes Gefühl der Unzulänglichkeit.«
    Abb 25
    Wissenschaftler und Offiziere der Discovery vor der Abreise an Deck des Schiffs, unter ihnen Scott (sitzend, 2. von links), Edward Wilson (stehend, 1. von links) und Ernest Shackleton (stehend, 5. von links).

    Die Reise der Discovery
    Zweifelnd und unsicher stürzte sich Robert Falcon Scott in das Abenteuer seines Lebens. Am 18. Januar 1902 erblickte er zum ersten Mal die schneebedeckten Gipfel der Antarktis und kreuzte in den darauf folgenden zwei Wochen auf der Suche nach einem Winterquartier durch das Rossmeer. Dann und wann wurden die Anker geworfen, und Teile der Mannschaft gingen an Land oder aufs Eis. Wie pubertierende Schüler während eines Wandertags schwärmten die Männer dann aus und erkundeten die Gegend. Sie besichtigten Borchgrevinks Hütte am Kap Adare und lachten sich halb krank über einen zurückgelassenen englischsprachigen Brief des Norwegers, der an Schwülstigkeit nicht zu überbieten war und obendrein voller Rechtschreibfehler steckte. Sie probierten die von Nansen empfohlenen Skier aus und veranstalteten Wettrennen, wobei sie aufgrund mangelnder Übung meistens wild durcheinanderpurzelten. Scott selbst ließ einen mitgebrachten Fesselballon auspacken und stieg in den Himmel über der Antarktis auf, wobei er so schnell in die Höhe schoss, dass er abzustürzen drohte. »Wenn einige dieser Experten hier draußen nicht zu Schaden kommen, dann nur, weil Gott sich der Toren erbarmt«, notierte Edward Wilson, das Enfant terrible der Expedition. Wilsons Feststellung stimmte nur zum Teil: Bereits bei der Abfahrt aus Neuseeland hatte sich ein Matrose zu Tode gestürzt; einige Tage nach der Ankunft kam ein weiterer um, als er während eines Erkundungsgangs mit seiner Gruppe an einem steilen, eisigen Hang in einen Schneesturm geriet, den Halt verlor und in die Tiefe rutschte.
    Als Winterquartier wählte Scott entgegen den Wünschen von Markham den McMurdo-Sund in der Nähe des westlichen Endes der Großen Eisbarriere aus. Ebenfalls gegen den Rat von Markham schickte Scott die Discovery nicht zurück, sondern ließ sie an Ort und Stelle einfrieren, um sie als Basis zu nutzen. Die mitgeführte Hütte, die eigentlich das Landungsteam hätte aufnehmen sollen, wurde an der »Hut Point« getauften Südwestspitze der Rossinsel zwar aufgebaut, aber nie zu Wohnzwecken benutzt. Die in Australien an Bord genommene Holzkonstruktion mochte für das dortige Outback genügen, war als Polarunterkunft jedoch völlig ungeeignet.

    Abb 26
    Abb 27
    »Starkes Gefühl der Unzulänglichkeit«: Expeditionsleiter Scott auf Skiern (links) und vor dem Start zu einer Fahrt mit einem Fesselballon.
    Hut Point befand sich mehr als 900 Kilometer weiter südlich als der Platz, an dem Borchgrevink überwintert hatte. Entsprechend länger dauerte hier auch die Phase der vollständigen Dunkelheit. Bevor die Sonne Ende April für mehr als vier Monate verschwand, versuchten die Männer noch, Erkundungsfahrten durchzuführen und Vorratslager für die im antarktischen Sommer geplanten Reisen anzulegen. Doch weil es ihnen aus Mangel an Erfahrung nicht gelang, die Schlittenhunde zum Ziehen von Lasten zu bewegen, gaben sie das bald auf. Insbesondere Scott entwickelte daraufhin einen regelrechten Hass auf die Hunde, der seine gesamte weitere Forscherlaufbahn prägen sollte.
    Dunkelheit, Einsamkeit und die bittere Kälte von minus 50 Grad Celsius setzten auch den Männern der Discovery zu. Dem ebenfalls auftretenden Skorbut konnte wirksam mit dem Verzehr von Frischfleisch begegnet werden – bezeichnenderweise allerdings erst dann, als Scott gegen Ende des Winters zu einer Erkundungsreise aufgebrochen war und sein Stellvertreter Albert Armitage den Speiseplan radikal umkrempelte. Der unweigerlich
aufkommenden Langeweile versuchte Scott mit der unbeirrbar

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