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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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die Ernennung zum Kapitänleutnant, nicht würde passieren können. Aus der automatischen Beförderung nach Dienstalter war nichts geworden; für den außerplanmäßigen Aufstieg fehlten ihm die notwendige Protektion und gute Beziehungen. Die Polarexpedition war für Scott deshalb eine Art letzte Chance, seine vor ihm beförderten Altersgenossen einzuholen und zu überholen. Gleichzeitig sah er sehr deutlich, dass Sir Clements die Zeit davonlief, zumal inzwischen nicht nur die Deutschen, sondern auch die Schweden eine offizielle Antarktisexpedition planten. Da Scott, wie ein Kamerad später bemerkte, äußerst liebenswürdig sein konnte und es ihm gelang, Menschen im persönlichen Gespräch für sich einzunehmen, hatte er Markham rasch überzeugt: Robert Falcon Scott sollte die offizielle britische Antarktisexpedition leiten.
    Sir Clements hatte sich entschieden, doch das hieß noch lange nicht, dass die Sache damit schon ausgestanden war. Bei der Vorbereitung der Expedition hatte sich die RGS mit der Royal Society, der wissenschaftlichen Dachorganisation des Vereinigten Königreichs, zusammengetan. Deren Vertreter waren natürlich alles andere als begeistert, dass ein vollkommen unbekannter junger Marineoffizier an der Spitze eines als äußerst bedeutsam angesehenen Unternehmens stehen sollte. Sie hatten bereits einen in der Polarforschung erfahrenen Wissenschaftler dazu ausersehen. Doch Markham nötigte den gemeinsamen Ausschuss, »einmütig eine vorweggetroffene Entscheidung zu bestätigen«, wie es offiziell hieß. Damit verschoben sich unmerklich auch die Ziele der Expedition: Während die Vertreter der Royal Society den streng wissenschaftlichen Charakter der Reise zu wahren versuchten, ging es Markham vor allem um öffentlichkeitswirksame Entdeckungen und Rekorde.
    Nach ähnlich irrationalen Maßstäben wie die Leitungsposition wurde auch das restliche Expeditionsteam besetzt. Die Marine stellte nolens volens einige Offiziere und Mannschaftsdienstgrade zur Verfügung, Sponsoren äußerten ihre Personalwünsche, und auch die wissenschaftliche
Belegschaft wurde mehr oder weniger nach Gutdünken verpflichtet. Zumindest einige in der Truppe waren schon einmal in der Arktis gewesen; Antarktiserfahrung hatte nur der Physiker Louis Bernacchi, der mit Borchgrevink auf dem weißen Kontinent überwintert hatte. Dennoch begannen mit dieser Expedition die Karrieren einiger Männer, die im anbrechenden »Heldenzeitalter« der Antarktisforschung zu Hauptdarstellern werden sollten.
    Scott selbst zeigte auch nach seiner offiziellen Ernennung erstaunlich wenig Neigung, sich in sein neues Betätigungsfeld einzuarbeiten. In den meisten Angelegenheiten vertraute er seinem Mentor Markham, der freilich mitunter völlig überholten Vorstellungen anhing. Sir Clements idealisierte die menschliche Leidensfähigkeit und heldenhafte Selbstaufopferung. »Er sah in der Polarforschung eine Übung heroischen Verhaltens als Selbstzweck«, urteilt der Journalist Roland Huntford. Dies brachte Markham dazu, den Einsatz von Hunden als Zugtiere für Schlitten abzulehnen: »In letzter Zeit hat man für Reisen in die Arktis häufig auf Hunde zurückgegriffen. Jedoch nichts, was man damit erreicht hat, ist zu vergleichen mit dem, was Menschen ohne Hunde vollbracht haben«, erklärte er 1899. Auch gegen die Verwendung von Skiern hegte er Vorurteile.
    Immerhin ermunterte Markham Scott, ausländische Koryphäen der Polarforschung jener Zeit um Rat zu fragen. So reiste Scott in die norwegische Hauptstadt Kristiania und traf sich mit Fridtjof Nansen. Dieser wiederum legte Scott nahe, doch einige Schlittenhunde und auch Skier mitzunehmen, und der Engländer tat, wie geheißen – vergaß jedoch, für die Hunde einen Führer einzuplanen, und glaubte, das Skifahren vor Ort lernen zu können. »Man gewinnt den Eindruck, dass Scott im Grunde nichts lernen wollte«, so Huntford, »als lebte er nach dem inoffiziellen Motto der Königlichen Marine: Es gibt nichts, was die Marine nicht kann. Wie die meisten seiner Offizierskameraden verschmähte er sorgfältige Vorbereitung, weil er im Grunde nur an gesunden Menschenverstand und zu gegebener Zeit an Improvisation glaubte.«
    Immerhin war Scott ehrlich genug, sich die eigenen Defizite und die seines Teams einzugestehen. »Die Expedition verfügt über eine Mannschaft, die wenig Wissen und keine Erfahrung hat, außer in Bezug auf das Meer und seine Launen«, schrieb er in einem Abschiedsbrief an

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