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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Gruppe um. Der Rückweg zum Schiff wurde einmal mehr zum Hasardspiel, weil Scott die einzige Navigationstabelle, mit der er den Standort hätte genau bestimmen können, verloren hatte. So mussten sie sich aufs Geratewohl durch die eintönige Eiswüste kämpfen und fanden nur mit viel Glück am Heiligen Abend des Jahres 1903 wieder zur Discovery zurück.
    Abb 30
    Die britische »National Antarctic Expedition« 1901 – 1904 stand unter keinem günstigen Stern, denn auch Anfang 1904 war die Discovery noch immer im Packeis eingefroren und konnte erst am 16. Februar mit viel Glück »freigesprengt« werden.
    Scott war sich nicht schlüssig, wie es nun weitergehen sollte, denn noch immer war die Discovery eingefroren. Da tauchten Anfang Januar 1904 plötzlich zwei Schiffe vor dem McMurdo-Sund auf. Sie brachten unmissverständliche
Befehle der Admiralität aus London: »Wenn die Discovery sich nicht vom Eis befreien kann, werden Sie sie aufgeben und Ihre Leute in den Entsatzschiffen zurückbringen, … denn unter den gegebenen Umständen können meine Lords nicht zulassen, dass Offiziere und Mannschaften der Königlichen Marine weiter in der Antarktis beschäftigt werden.« Die ultimative Aufforderung zur Rückkehr war die Folge eines Kompetenzgerangels zwischen den an der Expedition beteiligten Organisationen, bei dem Sir Clements Markham schließlich hatte nachgeben müssen. Die Regierung nahm die Sache in die Hand und verpflichtete die Navy zu der vielleicht etwas überdimensionierten Rückholaktion. Scott musste sich fügen. Allerdings trennten die Discovery mehr als 30 Kilometer von der offenen See, und es sah nicht so aus, als würde es gelingen, sie wieder freizubekommen. Mit viel Sprengstoff und unter einigermaßen glücklichen Begleitumständen erreichte sie im letzten Moment aber doch noch offene Gewässer.
    Abb 34
    Shackletons South Polar Times , hier die Titelseite der Ausgabe vom 22. August 1903, sorgte während der langen Wintermonate für etwas Zerstreuung.
    Rivalen im ewigen Eis
    Scott war sich nicht sicher, wie er in der Heimat empfangen werden würde. Zwar hatte seine Expedition sicherlich einige bedeutsame wissenschaftliche Erkenntnisse vorzuweisen, doch die unmissverständliche Aufforderung zur Rückkehr hatte ihm deutlich vor Augen geführt, dass
er für sein unbotmäßiges Verhalten auch mit handfester Kritik zu rechnen hatte. Als die Discovery am 10. September 1904 schließlich in Portsmouth eintraf, war jedoch der Jubel groß. Die Navy beförderte Scott zum Schlachtschiffkommandanten, und auch das wissenschaftliche Establishment erging sich in Lobeshymnen über die Leistungen der Discovery -Expedition. Scott wurde nun in die Rolle des Polarhelden geradezu hineingedrängt. Diese Rolle hatte er freilich nicht gesucht und war für sie wohl auch nicht geschaffen. Er tourte mit Vorträgen durch das ganze Land, und sein Reisebericht, den er 1905 veröffentlichte, wurde ein großer Erfolg. The Voyage of the Discovery verärgerte jedoch einige seiner Mitreisenden, die sich in Scotts Beschreibungen falsch dargestellt sahen. Insbesondere Ernest Shackleton war erbost darüber, sich als Schwächling beschrieben zu sehen, dessen Wehleidigkeit letztlich den Vorstoß zum Pol vereitelt hätte. Es war dieses Buch, das aus Gefährten endgültig Rivalen im ewigen Eis machte.
    Einer anderer schien der Antarktis vorerst den Rücken gekehrt zu haben: Roald Amundsen. Er hatte nach seiner Rückkehr von der Belgica das Kapitänspatent erworben und war im Juni 1903 in arktische Gewässer ausgelaufen, um die Nordwestpassage, den Schifffahrtsweg durch die Inselwelt nördlich des amerikanischen Kontinents, zu erkunden. Für sein Schiff, die Gjøa , hatte er bei seinen Brüdern das väterliche Erbteil losgeeist, doch für den Rest der Kosten musste er sich wiederum Geldgeber suchen. Da niemand gern in bloße Entdeckerfreude investierte, brauchte Amundsen auch einen wissenschaftlichen Anlass für seine Reise. Er fand ihn in der Suche nach dem magnetischen Nordpol. Der Magnetpol war 1831 von Ross vermessen worden; seitdem stritten sich die Wissenschaftler, ob er am selben Punkt festliege oder vielmehr wandere. Amundsen wollte die Messung wiederholen und auf diese Weise zur Klärung der Frage beitragen.
    Der frischgebackene Kapitän bereitete sich akribisch auf die Expedition vor. Sein Schiff testete er mehrere Monate bei der Tätigkeit, für die es gebaut worden war – bei der Robbenjagd –, und ließ danach Mängel beheben. Er

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