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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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hinschmeißen, wenn wir nicht eine britische Expedition wären und diese Norweger schlagen müssten.«
    In den Wochen, die bis zum geplanten Aufbruch blieben, schien es so, als hätte sich das Schicksal wieder einmal gegen die Briten verschworen. Die Hunde wurden von einer mysteriösen Krankheit befallen, die einige von ihnen dahinraffte. Drei Männer, die für die Reise zum Pol vorgesehen waren, fielen aus teilweise grotesken Gründen aus: Unteroffizier Robert Forde erlitt bei einer Depotreise so schwere Erfrierungen an der Hand,
dass er für die Schlittenfahrt nicht mehr fit wurde. Der Koch Thomas Clissold, der für die Motorschlittengruppe vorgesehen war, stürzte beim Posieren für Fotos einen Abhang hinunter und zog sich eine Gehirnerschütterung zu. Der Geologe Frank Debenham verletzte sich beim Fußballspiel auf dem Eis das Knie und war damit ebenfalls außer Gefecht gesetzt. Zu allem Unglück ging wenige Tage vor dem geplanten Aufbruch auch noch ein Achsgehäuse eines Motorschlittens kaputt. Zwar konnte der Schaden notdürftig behoben werden, doch schien Scott nun endgültig von den Vehikeln nichts mehr zu erwarten: »Ich bin insgeheim überzeugt, dass uns von den Motorschlitten nicht viel Hilfe zuteilwerden wird, dennoch ist ihnen bislang nichts passiert, was unvermeidbar gewesen wäre. Etwas mehr Sorge und Vorausschau würden sie zu hervorragenden Verbündeten machen«, trug er am 17. Oktober in sein Tagebuch ein. Das war kaum mehr als Augenwischerei, war es doch gerade Scott selbst gewesen, der in diesem Punkt wenig vorausschauend gehandelt hatte.
    Abb 137
    Reginald Skelton entwickelte die von Scott angeregten Motorschlitten.

    Dass motorisierte Zugmaschinen möglicherweise eine Antwort auf die Frage sein könnten, wie die gewaltigen Distanzen in der Antarktis zu überwinden seien, war eine Erkenntnis, die Scott nach dem misslungenen Polunternehmen der Discovery -Expedition gekommen war. Er hatte eine Denkschrift zu diesem Thema verfasst und schließlich sogar einen Sponsor für die Entwicklung eines derartigen Gefährts gefunden. Die technische Leitung des Projekts legte Scott in die Hände von Reginald Skelton, jenem Mann von der Discovery , mit dem er einst an den Gletscherhängen des Royal-Society-Gebirges aneinandergeraten war. Skelton machte sich mit Feuereifer an die Arbeit und lieferte bald die ersten brauchbaren Entwürfe. Einige grundlegende Prinzipien, nach denen
noch heute Schneefahrzeuge konstruiert sind, gehen auf seine Ideen zurück, zum Beispiel der Raupenkettenantrieb. Als der Schlitten schließlich fertig war, packte Scott freilich die Ungeduld. Auf ausführliche Tests unter Praxisbedingungen glaubte er verzichten zu können. Was jedoch noch schwerer wog, war die Tatsache, dass er seine Zusage an Skelton, ihn bei seiner neuen Expedition begleiten zu dürfen, plötzlich wieder zurückzog. Der banale Grund dafür war das strenge hierarchische Reglement der britischen Marine: Da Scotts designierter Stellvertreter Teddy Evans nur Oberleutnant war, konnte er Skelton, der inzwischen den Rang eines Fregattenkapitäns innehatte, unmöglich als Maschineningenieur unter sich haben. Skelton, der viel Zeit und Herzblut in die Entwicklung des Schlittens gesteckt hatte, musste zu Hause bleiben. Damit beraubte Scott sich des technischen Sachverstands jenes Mannes, der die Fahrzeuge in- und auswendig kannte. Scott hatte jetzt zwar die Motorschlitten, dafür jedoch niemanden, der wirklich mit ihnen umgehen konnte.
    Amundsen auf dem Weg zum Pol
    Das alles konnte Amundsen in der Bay of Whales natürlich nicht wissen. Ihm bereiteten die britischen Motorfahrzeuge weiter unablässige Sorgen. Am liebsten wäre er wohl sofort wieder losgefahren, sobald das Wetter es zugelassen hätte. Doch bevor es so weit war, mussten zuerst einmal die schweren Erfrierungen ausheilen, die sich die Männer bei dem Fehlstart zugezogen hatten. Ende September kündigte sich der Frühling mit Macht auf dem Schelfeis an – die Robben stiegen wieder aus dem Meer auf die Eisschollen in der Bucht; auch wurden die ersten Sturmschwalben gesichtet. Amundsen beschloss, am 15. Oktober endgültig aufzubrechen. In den Tagen bis dahin gelang es den Männern tatsächlich, ihre Verletzungen auszukurieren, und die Hunde fraßen sich noch einmal an den frisch erlegten Robben satt. Die Männer saßen jetzt wie auf glühenden Kohlen, doch wechselhaftes antarktisches »Aprilwetter« verzögerte die Abfahrt. »Nun sind wir wieder startbereit. Ich

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