Der Wettlauf zum Suedpol
hoffe, es wird nicht wieder ein Fiasko wie beim letzten Mal«, notierte Bjaaland am Tag des geplanten Aufbruchs. »Wenn ich von dieser Fahrt heil zurückkehre, muss ich mit der Polarforschung Schluss machen. Alles ist kaum der Mühe wert. Und wenn es mich da draußen erwischt, dann meine innigsten Wünsche an meine Freunde und Bekannten, meine Landsleute und mein Vaterland. «
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Endlich ist es so weit: Am 20. Oktober eröffnet Amundsen mit seinen Hundegespannen das Rennen zum Pol.
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Helmer Hansen, einer der vier Schlittenführer des norwegischen Südpolteams, mit seinem Gespann.
Am 20. Oktober konnte es dann endlich losgehen. Zwar war das Wetter noch immer neblig und trübe, doch als am Vormittag die Wolkendecke aufriss, gab es kein Halten mehr. Wieder war es ein Freitag, und wieder hatte Lindstrøm Bauchgrimmen ob des unglückseligen Wochentags. Aus Protest dagegen, dass seine Bedenken erneut überhört wurden, trat er beim Abschied nicht einmal vor die Tür. Dort stand stattdessen ein anderer – Johansen. Amundsen, der seit ihrem Zerwürfnis nicht mehr mit ihm gesprochen hatte, trat auf ihn zu und verabschiedete sich. Johansen seinerseits wünschte viel Glück. »Ich habe ihm die Wahrheit gesagt, und die ist nicht immer gut zu hören, daher bin ich in Ungnade gefallen. Aber ich glaube, ich bin für ihn von Nutzen gewesen«, schrieb der von der Polarfahrt Ausgeschlossene in sein Tagebuch. »Ein Schlitten nach dem anderen ist abgefahren … über das Eis, über die Bucht und hinauf auf die Barriere.… Gegen Mittag waren sie alle drüben, und dann sind sie in die alte, wohlbekannte Richtung verschwunden.«
Hansen, Wisting, Bjaaland und Hassel führten jeder einen Schlitten, vor den jeweils 13 Hunde gespannt waren. Amundsen saß zuerst bei Hassel, später wieder bei Wisting auf. Erneut ging es in rasender Fahrt vorwärts, da die Schlitten lediglich mit der persönlichen Ausrüstung der Männer, nicht aber mit dem Proviant beladen waren, der ja schon im September bis zum 80. Breitengrad gebracht worden war. »Die Gruppe, die da über die Hügel der Eisbarriere hinauf- und hinunter nach Süden zog, verkörperte den Höhepunkt einer Ära«, schreibt der Polarexperte Roland Huntford. »Die Männer trugen Eskimokleidung, die Hunde waren nach Eskimoart angeschirrt, aber die Schlitten, Skier, Sextanten, Primusöfen, Zelte und die übrige Ausrüstung, die am 80. Breitengrad auf sie warteten, waren Erzeugnisse westlichen Erfindergeistes. Es war die Verbindung von Zivilisation mit primitiver Kultur. Ihre Technik fing an zu veralten; denn Flugzeuge und Traktoren zeichneten sich bereits ab. Es war die letzte klassische Reise alten Stils; sie sollte die Ära der Erderforschung abschließen, die mit dem Aufbruch menschlichen Geistes während der Renaissance begonnen hatte.«
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Gefährliche Hindernisse: »Schneebrücken«, unter Neuschnee verborgene tückische Spalten.
Es ging zunächst so schnell voran, dass wieder einige Hunde aus dem Geschirr genommen und hinten angebunden werden mussten. Andere wurden ausgespannt und sich selbst überlassen, da sie zu fett oder träge zum Schlittenziehen geworden waren. Schon am zweiten Tag der Reise jedoch schlug das gute Wetter erneut um: Es kam ein starker Wind auf, der dichtes Schneegestöber brachte und den Männern die Sicht raubte, sodass sie nur noch nach dem Kompass fahren konnten. Sie gerieten vom Kurs ab und in ein Gebiet mit zahlreichen Eisspalten, das ihnen schon bei der letzten Depotreise im Herbst gefährlich geworden war. Besonders tückisch waren auch hier die sogenannten Schneebrücken. Manche konnten durchaus fest und stabil sein; bei anderen dagegen war die oberste Schicht nur hauchdünn und eine Überfahrt lebensgefährlich. Wie Amundsen später berichtete, fuhren sie in diesen Tagen über mehrere solche schneebedeckten Spalten. Da die Schlitten aufgrund ihres geringen Gesamtgewichts zügig vorankamen und die Spalten nicht besonders breit waren, schafften sie es jedes Mal mit knapper Müh und Not – auch als einmal eine Schneebrücke direkt hinter Amundsens und Wistings Schlitten wegbrach.
Gefahren auf der Reise
Neben der Filmcrew begleiten Experten der britischen Firma »Extreme World Races« (EWR) die Teams um Hermann Maier und Markus Lanz. EWR ist auf die Durchführung von Expeditionen in extremen Regionen der Erde spezialisiert. Die Firma beschäftigt zahlreiche Experten, die sich vor allem aus den Reihen der British Special Forces
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