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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Hemdknopf, der auf dem Boden des Hotelzimmers gelegen hatte. Es könnte zu einem Kampf gekommen sein, bei dem Irving gewürgt wurde und der Knopf abriss.
    »Wenn du das mit dem Hemd geklärt hast, machst du dich an den Durchsuchungsbeschluss.«
    »Den Durchsuchungsbeschluss für was?«
    »Für Irvings Büro. Ich will einen Durchsuchungsbeschluss haben, bevor wir reingehen und uns die Akten ansehen.«
    »Die Akten gehören ihm, und er ist tot. Wozu brauchen wir da einen Durchsuchungsbeschluss?«
    »Weil der Mann Anwalt war. Er hat zwar nicht mehr praktiziert, aber ich möchte sichergehen, dass wir uns in seinem Büro keine Akten ansehen, die durch die anwaltliche Schweigepflicht geschützt sind. Ich möchte hier absolut korrekt vorgehen.«
    »Wird aber nicht ganz einfach werden, einen Durchsuchungsbeschluss zu beantragen, wenn du mich über die näheren Umstände im Dunkeln lässt.«
    »Nein, es ist ganz einfach. Du schreibst, du führst Ermittlungen zum Tod dieses Mannes durch. Du führst aus, dass es Anzeichen für einen Kampf gibt – der abgerissene Knopf, die Ante-mortem-Verletzung –, und deshalb möchtest du vollständigen und rechtmäßigen Zugang zu seinen Geschäftsunterlagen und sonstigen Papieren, um herauszufinden, ob sich Irving in Schwierigkeiten befand oder in Auseinandersetzungen verwickelt war. Ganz simpel. Wenn du dich dazu nicht in der Lage fühlst, schreibe ich den Antrag, wenn ich zurückkomme.«
    »Nein, schon gut. Ich mache es. Ich bin unser Schreiber.«
    Es stimmte. Bei ihrer üblichen Arbeitsteilung erledigte die Anträge immer Chu.
    »Okay, dann mach dich mal an die Arbeit und hör auf, ständig rumzumeckern.«
    »Du hast echt den Arsch offen, Harry. Ich mecker hier nicht rum. Du wärst auch sauer, wenn ich so mit dir umspringen würde.«
    »Weißt du was, Chu? Wenn ich einen Partner hätte, der einige Jahre mehr Erfahrung hätte als ich und mir sagen würde, vertrau mir, bis der geeignete Zeitpunkt kommt, dann würde ich das tun. Und ich wäre ihm dankbar dafür, dass er auf mich aufpasst.«
    Das ließ Bosch kurz wirken, bevor er Chu losschickte.
    »Bis gleich im Büro. Ich muss jetzt los.«
    Sie gingen zu ihren Autos. Bosch blickte sich nach seinem Partner um und sah ihn mit gesenktem Kopf und frustriertem Gesichtsausdruck über den Parkplatz gehen. Chu kannte die zahllosen Fallstricke von High Jingo noch nicht. Bosch schon.
    Als er schließlich hinter dem Steuer saß, hatte er Kiz Rider am Telefon.
    »Kannst du dich in fünfzehn Minuten in der Akademie mit mir treffen? Im Videoraum.«
    »Wie stellst du dir das vor, Harry. Ich muss gleich in eine Budgetbesprechung.«
    »Dann beklag dich auch nicht bei mir, wenn du nicht weißt, was sich im Irving-Fall tut.«
    »Kannst du es mir nicht einfach sagen?«
    »Nein. Du musst es sehen. Wann hast du Zeit?«
    Sie antwortete erst nach einer langen Pause.
    »Nicht vor eins. Geh erst was essen, und dann treffe ich mich mit dir.«
    Es widerstrebte Bosch, aufgehalten zu werden, aber es war wichtig, dass Rider wusste, in welche Richtung sich der Fall entwickelte. »Bis dann.«
    Bosch brauchte fünfzehn Minuten zum Elysian Park und zum Gelände der Polizeiakademie. Dort ging er in das Café im Revolver and Athletic Club und setzte sich auf einen Hocker an der Theke. Er bestellte einen Kaffee und einen Bratton Burger, benannt nach einem ehemaligen Polizeichef, und verbrachte die nächste Stunde damit, seine Notizen durchzusehen und ihnen neue hinzuzufügen.
    Nachdem er gezahlt und sich einige der Polizeierinnerungsstücke an der Wand des Cafés angesehen hatte, ging er durch die alte Turnhalle, in der er an einem regnerischen Tag vor mehr als dreißig Jahren seine Dienstmarke überreicht bekommen hatte, und in den Videoraum. Es gab auch eine Bibliothek mit allen Trainingsvideos, die von der Polizei benutzt wurden, seit es Video gab. Er sagte dem Angestellten am Schalter, was er wollte, und wartete, während der Mann die alte Kassette suchte.
    Wenige Minuten später traf, genau rechtzeitig, Rider ein.
    »Okay, da bin ich, Harry. Sosehr ich Budgetbesprechungen, die den ganzen Tag dauern, auch hasse, ich muss trotzdem so schnell wie möglich zurück. Was sollen wir hier?«
    »Wir sehen uns ein Ausbildungsvideo an, Kiz.«
    »Und was hat das mit Irvings Sohn zu tun?«
    »Möglicherweise alles.«
    Der Mann brachte Bosch das Video. Bosch ging mit Rider in eine Kabine, legte die Kassette in das Abspielgerät ein und drückte auf die Starttaste.
    »Das ist eins

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