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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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immer noch beim
hand creep
angehalten war.
    »Es kam vom
hand creep.
Viele Cops trugen Militäruhren mit diesen großen Lünetten. Und wenn sie den Würgegriff anwendeten und das Handgelenk über die Schulter nach unten zogen, schürfte die Lünette die Haut auf und hinterließ dieses charakteristische Verletzungsmuster. Außer dass man damit nachweisen konnte, dass es zu einem Kampf gekommen war, hatte es allerdings nichts weiter zu besagen. Aber es ist mir heute wieder eingefallen.«
    »Bei der Obduktion?«
    Er zog ein Foto von George Irvings Schulter aus der Innentasche seiner Jacke.
    »Das ist Irvings Schulter.«
    »Könnte er sich diese Verletzung denn nicht auch beim Sturz zugezogen haben?«
    »Er ist mit dem Gesicht voran aufgekommen. Daher dürfte er eigentlich keine derartige Verletzung auf dem Rücken haben. In der Rechtsmedizin haben sie außerdem festgestellt, dass sie ihm ante mortem zugefügt wurde.«
    Riders Blick verdüsterte sich, als sie das Foto betrachtete.
    »Dann war es also Mord?«
    »So sieht es zumindest aus. Er wurde gewürgt, bis er bewusstlos war, und dann vom Balkon gestoßen.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein, sicher ist gar nichts. Aber es ist die Richtung, die ich jetzt einschlage.«
    Sie nickte zustimmend.
    »Und du glaubst, es war ein Polizist oder ein ehemaliger Polizist?«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Nein, das glaube ich nicht. Es ist zwar richtig, dass Polizisten einer bestimmten Altersgruppe den Griff bei der Ausbildung gelernt haben. Aber sie sind nicht die Einzigen. Soldaten, Leute mit Kampfkunstausbildung, im Grunde weiß jeder Depp, der es sich mal auf YouTube angesehen hat, wie so was geht. Nur eine Sache wäre da noch, die wirklich ein erstaunlicher Zufall ist.«
    »Ein Zufall? Hast du nicht immer gesagt, Zufälle gibt es nicht?«
    Bosch zuckte nur mit den Achseln.
    »Und worin besteht dieser Zufall, Harry?«
    »Diese Würgegriff-Sondereinheit, in der ich damals war – sie wurde ins Leben gerufen, als Irvin Irving Deputy Chief war. Wir waren in der Central Division stationiert. Es war das erste Mal, dass Irving und ich direkt aneinandergeraten sind.«
    »Das ist aber, wie das Zufälle so an sich haben, ein schwaches Argument.«
    »Schon möglich. Aber das heißt, Irving wird die Bedeutung der Sichelspuren auf dem Rücken seines Sohns sofort erkennen, wenn er von ihnen erfährt oder ein Foto davon zu sehen bekommt. Und ich will nicht, dass der Stadtrat jetzt schon davon erfährt.«
    Rider sah ihn scharf an.
    »Harry, er macht dem Chief schon die ganze Zeit die Hölle heiß. Er macht mir die Hölle heiß. Allein heute hat er bereits dreimal wegen der Obduktion angerufen. Und jetzt willst du ihm das vorenthalten?«
    »Ich will vor allem nicht, dass es publik wird. Ich möchte, dass diejenigen, die das getan haben, glauben, sie hätten nichts zu befürchten. Dann sehen sie mich nämlich nicht kommen.«
    »Also, ich weiß nicht, Harry.«
    »Du weißt doch selbst, dass nicht abzusehen ist, was Irving tut, wenn er es erfährt. Am Ende redet er womöglich mit den falschen Leuten oder hält eine Pressekonferenz ab, und dann dringt es an die Öffentlichkeit, und unser Vorteil ist futsch.«
    »Aber um deine Mordermittlungen durchführen zu können, wirst du es ihm wohl oder übel sagen müssen. Dann erfährt er es so oder so.«
    »Irgendwann muss er es natürlich erfahren. Aber vorerst erzählen wir ihm, dass wir noch zu keinem eindeutigen Ergebnis gelangt sind. Dass wir erst die toxikologischen Befunde abwarten müssen. Und das wird trotz unseres politisch bedingten Sonderstatus zwei Wochen dauern. In der Zwischenzeit lassen wir nichts unversucht und gehen allen Möglichkeiten nach. Jedenfalls braucht er nichts davon zu wissen, Kiz. Zumindest vorerst nicht.«
    Bosch hielt das Foto hoch. Rider rieb sich über den Mund, während sie über seinen Vorschlag nachdachte.
    »Ich finde, du solltest es nicht mal dem Chief sagen«, fügte Bosch hinzu.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, erwiderte sie sofort. »Der Tag, an dem ich anfange, ihm etwas vorzuenthalten, ist der Tag, an dem ich meinen Job nicht mehr verdient habe.«
    Bosch zuckte mit den Achseln.
    »Wenn du meinst. Aber ich möchte auf keinen Fall, dass irgendetwas davon nach draußen dringt.«
    Sie nickte. Sie war zu einer Entscheidung gekommen.
    »Du hast achtundvierzig Stunden Zeit. Donnerstagmorgen möchte ich wissen, was dabei herausgekommen ist, und dann sehen wir weiter.«
    Mehr hatte sich Bosch gar nicht erhofft. Nur

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