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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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aus der Tasche und wählte Hannah Stones Mobilnummer. Sie hatte sie ihm gegeben, als sie sich am Abend voneinander verabschiedet hatten. Obwohl Boschs Nummer unterdrückt war, ging sie sofort dran.
    »Hier Harry Bosch.«
    »Hab ich mir fast gedacht, dass du’s bist. Irgendwas Neues?«
    »Nein, heute arbeite ich an was anderem. Aber mein Partner versucht, diesen Chill ausfindig zu machen.«
    »Aha.«
    »Bei dir irgendwas Neues?«
    »Nein, nichts als dieselbe gute Arbeit, die wir immer machen.«
    »Ist doch wunderbar.«
    Darauf trat verlegenes Schweigen ein, bevor Bosch weiter vorpreschte.
    »Meine Tochter macht heute Abend bei einer Freundin Hausaufgaben, und deshalb habe ich sozusagen frei. Na ja, und da dachte ich – ich weiß zwar, das kommt jetzt ein bisschen unerwartet –, jedenfalls, ich wollte einfach fragen, ob du heute Abend Lust hättest, wieder mit mir essen zu gehen.«
    »Ähm …«
    »Nein, nein, überhaupt kein Problem. Ist ja auch ziemlich kurzfristig. Ich …«
    »Nein, nein, nicht deswegen. Es ist nur, dass wir mittwoch- und donnerstagabends immer Therapiesitzungen haben und ich deshalb heute Abend arbeiten muss.«
    »Machst du denn nicht mal Pause, um was zu essen?«
    »Schon, aber nur ganz kurz. Weißt du was, kann ich dich gleich zurückrufen?«
    »Ja, aber du musst deshalb jetzt nicht …«
    »Ich will es aber. Ich muss nur sehen, ob jemand mit mir tauscht. Wenn heute Abend jemand für mich einspringt, vertrete ich ihn morgen Abend. Kann ich dich zurückrufen?«
    »Klar.«
    Bosch gab ihr seine Nummer, und sie beendeten das Gespräch. Er stand auf, klopfte Charlie Chaplin auf die Schulter und ging nach draußen.
     
    Als Bosch in den Bereitschaftsraum zurückkam, arbeitete Chu an seinem Laptop. Er blickte nicht auf, als Bosch das Abteil betrat.
    »Hast du meinen Mann schon gefunden?«
    »Noch nicht.«
    »Und wie sieht’s aus?«
    »Nicht sehr gut. In den Spitznamendateien gibt es neunhundertelf Varianten von Chill. Und das allein in Kalifornien. Erwarte dir also nicht zu viel.«
    »Insgesamt oder nur in dem zeitlichen Rahmen, den ich dir gesagt habe?«
    »Der Zeitrahmen spielt dabei keine Rolle. Der Typ von ’ 88 könnte in jedem Jahr davor oder danach in die Datenbank aufgenommen worden sein. Dann hängt es auch noch davon ab, ob er verhaftet wurde oder nur vernommen oder ob er ein Opfer war. Es gibt jede Menge Möglichkeiten, und denen muss ich allen nachgehen.«
    Chu sprach betont förmlich. Daraus schloss Bosch, dass er immer noch sauer war, weil er ihn bei den Irving-Ermittlungen außen vor gelassen hatte.
    »Das ist ja alles schön und gut, aber setzen wir doch Prioritäten und engen die Suche auf die Zeit vor … sagen wir mal, ’ 92 ein. Rein gefühlsmäßig würde ich sagen, dass er, wenn er jemals in den Knast gewandert ist, vorher reingekommen ist.«
    »Okay.«
    Chu begann zu tippen. Er hatte immer noch nicht zu Bosch hochgeschaut oder mit einem Blick Kontakt zu ihm aufgenommen.
    »Eben gerade war Duvall noch allein in ihrem Büro. Du könntest zu ihr reingehen und über die Versetzung mit ihr reden.«
    »Ich will erst das hier erledigen.«
    Bosch durchschaute Chus Bluff, und beide wussten es.
    »Gut.«
    Boschs Handy begann zu summen, und er sah, dass es eine 818 -Nummer war – das Valley. Er drückte die Gesprächstaste, und um ungestört reden zu können, verließ er das Abteil und ging auf den Flur hinaus. Wie erwartet, war es Hannah Stone, die von einem der Apparate im Büro anrief.
    »Ich hätte erst ab acht Zeit. Anders lässt es sich leider nicht machen. Wäre das okay?«
    »Klar, kein Problem.«
    Damit blieben ihm nur etwa neunzig Minuten mit ihr, es sei denn, er gewährte seiner Tochter mehr Zeit bei ihrer Freundin.
    »Wirklich nicht? Du hörst dich …«
    »Nein, nein, das passt wunderbar. Ich kann auch länger arbeiten. Ich habe hier noch alles Mögliche zu erledigen. Wo sollen wir uns treffen?«
    »Diesmal vielleicht irgendwo in der Mitte? Magst du Sushi?«
    »Äh, eigentlich nicht. Aber ich kann’s ja mal versuchen.«
    »Soll das heißen, du hast noch nie Sushi gegessen?«
    »Äh … na ja, ich habe etwas Probleme mit rohem Fisch.«
    Er wollte sich jetzt nicht darüber auslassen, dass das mit seiner Zeit in Vietnam zusammenhing. Die verfaulten Fische in den unterirdischen Gängen. Der unglaubliche Gestank.
    »Okay, dann streichen wir Sushi mal lieber. Wie wär’s mit italienisch?«
    »Italienisch ist gut. Gehen wir zu einem Italiener.«
    »Weißt du, wo das

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