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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Publicity kommen. Es könnte sogar sein, dass die Behörden rechtliche Schritte gegen die Firma einleiten.«
    »Sir«, sagte Marie Thorne, »die Anwälte sind aber sehr zuversichtlich, was unsere Position angeht.«
    »Darum geht es nicht. O nein, wir werden schon nicht ins Gefängnis wandern«, rief Reilly. »Aber denken Sie doch mal an die Publicity! An den Skandal! Ms. Thorne, Rex darf nichts von seiner Seriosität einbüßen. Wenn Skandale auch nur angedeutet werden, wenn uns Illegalität nachgesagt wird … Nein, Mr. Blaine dürfte einfach nicht hier bei uns im Jahr 2110 sein. Er ist ein wandelnder Beweis für eine Fehleinschätzung. Deshalb möchte ich Ihnen auch ein Geschäft vorschlagen, Sir.«
    »Ich höre«, sagte Blaine.
    »Was halten Sie davon, wenn Rex eine Jenseitsversicherung für Sie abschließt und damit Ihr Leben nach dem Tode sicherstellt? Würden Sie dann in Selbstmord einwilligen?«
    Blaine blinzelte einen Augenblick lang sehr schnell mit den Augenlidern. »Nein.«
    »Und warum nicht?«, fragte Reilly.
    Einen Augenblick lang schien die Antwort selbstverständlich zu sein. Welches Lebewesen willigte schon freiwillig
in seinen eigenen Tod ein? Doch unglücklicherweise tat der Mensch das inzwischen aber. Also musste Blaine Zeit gewinnen und seine Gedanken ordnen.
    »Zunächst einmal«, sagte er, »bin ich nicht völlig von diesem Jenseits überzeugt.«
    »Angenommen, wir würden Sie überzeugen«, meinte Mr. Reilly. »Würden Sie dann in einen Selbstmord einwilligen?«
    »Nein!«
    »Wie kurzsichtig! Mr. Blaine, überdenken Sie doch einmal Ihre Lage. Dieses Zeitalter ist Ihnen feindlich gesinnt, es ist Ihnen fremd, es ist unbefriedigend für Sie. Was könnten Sie denn schon für eine Arbeit leisten? Mit wem könnten Sie sich denn unterhalten und über was eigentlich? Sie können ja noch nicht einmal auf den Straßen spazieren gehen, ohne ständig in Lebensgefahr zu geraten.«
    »Das wird nicht noch einmal passieren«, sagte Blaine. »Ich wusste einfach nicht, was hier so abläuft.«
    »Aber natürlich wird es wieder passieren! Sie werden niemals wissen können, was hier abläuft! Niemals richtig. Sie sind in derselben Situation wie ein Höhlenmensch, der per Zufall in Ihrem 1958 gelandet wäre. Er würde sich wohl schon für fähig halten, nehme ich an, zu überleben, eben auf der Grundlage seiner Erfahrungen mit Säbelzahntigern und haarigen Mastodons. Vielleicht würde ihn sogar irgendeine barmherzige Seele vor Gangstern warnen. Aber was würde das schon nutzen? Würde ihn das davor bewahren, von einem Auto überfahren zu werden, auf einer U-Bahnspur einen Stromschlag zu bekommen, in einen Fahrstuhlschacht zu fallen, von einer Kreissäge zerstückelt zu werden oder sich in der Badewanne das Genick zu brechen? Um unbeschadet unter solchen Bedingungen überleben zu können, muss man in sie hineingeboren sein. Und selbst dann erleiden immer noch zahlreiche Menschen
Ihres Zeitalters solche Unfälle, wenn ihre Aufmerksamkeit auch nur einen Augenblick nachlässt! Um wie viel wahrscheinlicher ist es da doch, dass unser Höhlenmensch ausrutschen würde?«
    »Sie übertreiben«, sagte Blaine, der spürte, wie sich auf seiner Stirn Schweißtropfen bildeten.
    »Tue ich das wirklich? Die Gefahren des Waldes sind unbedeutend im Vergleich zu denen der Stadt. Und wenn aus der Stadt eine Superstadt geworden ist …«
    »Ich werde keinen Selbstmord begehen«, sagte Blaine. »Ich werde es riskieren. Lassen wir das Thema.«
    »Warum sind Sie denn nicht vernünftig?«, beharrte Mr. Reilly. »Bringen Sie sich doch jetzt um und ersparen Sie uns allen einen Haufen Ärger! Ich kann Ihnen Ihre Zukunft vorhersagen, wenn Sie es schon nicht können. Vielleicht überleben Sie durch Intelligenz und reinen Überlebenswillen ein Jahr lang. Vielleicht sogar zwei. Es wird nichts daran ändern, dass Sie am Ende doch Selbstmord begehen. Sie sind der Selbstmordtyp. Der Selbstmord steht Ihnen ins Gesicht geschrieben – Sie sind dazu geboren, Blaine! In einem oder in zwei Jahren werden Sie sich selbst umbringen, voller Erleichterung werden Sie endlich aus Ihrem gequälten Körper entweichen – aber ohne ein Jenseits, das Ihren matten Geist willkommen heißen wird.«
    »Sie sind verrückt!«, rief Blaine.
    »Was Selbstmordtypen angeht, da irre ich mich nie«, sagte Mr. Reilly ruhig. »Ich kann sie förmlich riechen. Mein Großvater stimmt mir darin zu. Wenn Sie also doch nur …«
    »Nein«, erwiderte Blaine fest. »Ich werde mich nicht

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