Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
Frau ermöglichen, den Kindern eine gute Ausbildung zu verschaffen.«
    »Hurra!«, sagte Blaine. »Wie schön für sie! Zu verkaufen: Vater mit kaum benutztem Körper in ausgezeichnetem Zustand. Sonderangebot! Umständehalber abzugeben!«
    »Sie sind albern«, sagte sie. »Schauen Sie, es ist vorbei.«
    Die Maschine wurde abgestellt und die beiden Männer wurden aus ihren Schnallen befreit. Reillys toter Leib blieb unbeachtet, während die Techniker und die Ärzte den Wirtskörper untersuchten.
    »Noch nichts!«, rief der bärtige alte Arzt.
    Blaine spürte die Nervosität im Saal, in die sich ein Hauch von Furcht mengte. Die Sekunden zogen sich hin, während die Ärzte und Techniker den Körper umringten.
    »Immer noch nichts!«, rief der alte Arzt, und seine Stimme wurde schrill.
    »Was ist denn los?«, fragte Blaine Marie Thorne.
    »Wie ich Ihnen schon sagte, ist eine Reinkarnierung schwierig und gefährlich. Reillys Geist hat es bisher noch nicht geschafft, in den Wirtskörper einzudringen. Viel Zeit hat er nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ein Körper in dem Augenblick zu sterben anfängt, in dem er nicht mehr bewohnt wird. Wenn es dem Geist
nicht gelingt, in dem Körper zu sein, setzen unwiderrufliche Todesvorgänge ein. Der Geist ist lebenswichtig. Selbst ein bewusstloser Geist kontrolliert immer noch die automatischen Körpervorgänge. Aber ohne jeden Geist …«
    »Immer noch nichts!«, schrie der alte Doktor.
    »Ich glaube, jetzt ist es schon zu spät«, flüsterte Marie Thorne.
    »Ein Beben!«, sagte der Arzt. »Ich habe ein Beben gespürt!«
    Ein langes Schweigen setzte ein.
    »Ich glaube, er ist drin!«, rief der alte Arzt. »Los jetzt, Sauerstoff, Adrenalin!«
    Sie setzten dem Gesicht des Wirts eine Maske auf und verabreichten ihm eine Spritze. Der Wirt bewegte sich, zitterte, sackte wieder zusammen und bewegte sich aufs Neue. »Er hat es geschafft!«, rief der alte Arzt und entfernte die Sauerstoffmaske.
    Wie auf ein Stichwort sprangen die Direktoren von ihren Sitzen und eilten auf die Bühne. Sie umringen den Wirt, der nun mit den Augen rollte und keuchte.
    »Herzlichen Glückwunsch, Mr. Reilly!«
    »Gut gemacht, Sir!«
    »Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, Mr. Reilly!«
    Der Wirt starrte sie an. Er wischte sich über den Mund und sagte: »Mein Name ist nicht Reilly!«
    Der alte Arzt bahnte sich einen Weg durch die Direktoren und beugte sich über den Wirt. »Nicht Reilly?«, fragte er. »Sind Sie Fitzsimmons?«
    »Nein«, sagte der Wirt. »Ich bin nicht Fitzsimmons, dieser arme verdammte Narr! Und ich bin auch nicht Reilly. Reilly hat versucht, in diesen Körper zu gelangen, aber ich war zu schnell für ihn. Ich bin als Erster reingekommen. Es ist jetzt mein Körper.«
    »Wer sind Sie?«, fragte der Doktor.

    Der Wirtskörper erhob sich. Die Direktoren wichen von ihm zurück, und einer von ihnen bekreuzigte sich hastig.
    »Er war zu lange tot«, sagte Marie Thorne.
    Das Gesicht des Wirts war nur noch schwach und andeutungsweise das Antlitz des blassen, ängstlichen William Fitzsimmons. Es war aber auch nichts von dessen Entschlossenheit, nichts von Reillys innerer Haltung und seinem Humor in diesem Gesicht. Es glich nur mehr sich selbst.
    Das Gesicht war totenblass bis auf die schwarzen Bartstoppeln an Kinn und Wangen. Die Lippen waren blutleer. Als Fitzsimmons noch da gewesen war, waren die Züge in einem harmonischen, unauffälligen Gleichklang gewesen. Doch nun waren die einzelnen Züge verhärtet und voneinander getrennt. Das unharmonische weiße Gesicht sah grob und unfertig aus, wie Eisen vor der Bearbeitung oder Ton vor dem Brennen. Es trug einen schlaffen, missmutigen, nichtssagenden Ausdruck, weil Muskeltonus und -spannung im Gesicht fehlten. Die ruhigen, flachen, unharmonischen Züge existierten einfach nebeneinanderher und verrieten nichts über die Persönlichkeit, die dahintersteckte. Das Gesicht wirkte nicht mehr völlig menschlich. Alles, was menschlich an der Gestalt war, ruhte nun in den großen, geduldigen, ruhigen Buddha-Augen.
    »Der Körper ist zum Zombie geworden«, flüsterte Marie Thorne und klammerte sich an Blaines Schulter.
    »Wer sind Sie?«, fragte der alte Arzt.
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte das Wesen. »Ich weiß es nicht.« Es drehte sich langsam um und wollte von der Bühne steigen. Zwei der Direktoren stellten sich ihm zögernd in den Weg.
    »Haut ab«, sagte er, »das ist jetzt mein Körper.«
    »Lassen Sie den armen Zombie in Frieden«, sagte der

Weitere Kostenlose Bücher