Der widerspenstige Planet
sagte Barnex. »Hätte Ihnen gerne geholfen. Wenn Sie aus irgendeiner Zeit vor dem elften Jahrhundert gewesen wären, egal woher, dann hätte ich Sie wahrscheinlich unterbringen können. Aber so neues Zeugs wie das neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert, dafür interessiert sich kaum jemand … He, warum gehen Sie nicht mal zu Therler? Es ist zwar kaum wahrscheinlich, aber vielleicht kann er Sie ja als Gehilfe oder so gebrauchen.« Er kritzelte eine Adresse auf einen Zettel und reichte sie Blaine.
Blaine nahm den Zettel, dankte ihm noch einmal und ging.
Auf der Straße blieb er einen Augenblick stehen und haderte mit seinem Schicksal. Seine einzige und einmalige Fähigkeit – sein Neuheitswert – wurde von Ben Therler aus dem Jahre 1953 usurpiert! Wirklich, dachte er, man sollte Zeitreisen doch wesentlich exklusiver halten! Es war einfach nicht fair, einen Mann hierherzubringen und sich dann nicht mehr um ihn zu kümmern.
Er überlegte, was für ein Mann Therler wohl sein mochte. Na ja, er würde es ja gleich feststellen. Selbst wenn Therler keinen Assistenten brauchte, wäre es immer noch eine Freude und ein Trost, mit jemandem von zu Hause reden zu können. Und Therler, der ja schon länger hier lebte, konnte vielleicht ein paar Tipps geben, was ein Mensch aus dem zwanzigsten Jahrhundert im Jahr 2110 anfangen konnte.
Er winkte ein Helitaxi herbei und gab dem Piloten die Adresse. Fünfzehn Minuten später befand er sich in Therlers Hochhaus und drückte auf die Klingel seines Apartments.
Ein geschniegelter, rundlicher, selbstzufrieden wirkender Mann im Morgenmantel öffnete die Tür.
»Sind Sie der Fotograf?«, fragte er. »Sie sind zu früh.«
Blaine schüttelte den Kopf. »Mr. Therler, wir sind einander noch nie begegnet. Ich stamme aus Ihrem Jahrhundert. Ich bin aus dem Jahr 1958.«
»Ach ja, tatsächlich?«, fragte Therler mit offensichtlichem Misstrauen.
»Es stimmt«, sagte Blaine. »Ich bin von der Rex Corporation hergeholt worden. Sie können sich meine Geschichte von ihnen bestätigen lassen.«
Therler zuckte mit den Schultern. »Na gut, was wollen Sie?«
»Ich hatte gehofft, dass Sie vielleicht einen Gehilfen brauchen könnten oder …«
»Nein, nein, ich arbeite nie mit Gehilfen«, sagte Therler und wollte die Tür schließen.
»Na ja, das habe ich auch nicht erwartet«, sagte Blaine. »Der wirkliche Grund, weswegen ich gekommen bin, war, um mit Ihnen zu reden. Man ist ziemlich einsam in einem fremden Jahrhundert. Ich wollte mal mit jemandem aus meiner Zeit reden. Ich dachte, vielleicht ginge es Ihnen auch so.«
»Mir? Oh!«, sagte Therler und lächelte plötzlich ein Bühnenlächeln. »Ach so, Sie meinen über das gute alte zwanzigste Jahrhundert! Tja, Kamerad, ich würde liebend gern irgendwann mal mit Ihnen darüber reden. Das kleine alte New York! Die Dodgers und Yankees, die Kutschen im Park, die Rollschuhbahn auf der Rockefeller Plaza! Das fehlt mir wirklich! Junge, Junge! Aber ich fürchte, dass ich im Augenblick ein bisschen zu sehr beschäftigt bin.«
»Natürlich«, sagte Blaine. »Vielleicht ein anderes Mal.«
»Aber ja. Gern!«, sagte Therler und lächelte noch strahlender. »Rufen Sie doch meine Sekretärin an, alter Junge, ja? Sie wissen ja, Termine, Termine! Wir werden uns mal ordentlich unterhalten, demnächst mal. Ich vermute, dass Sie vielleicht den einen oder anderen Dollar gebrauchen könnten …«
Blaine schüttelte den Kopf.
»Dann auf Wiedersehen«, sagte Therler fröhlich. »Und rufen Sie doch bald mal an!«
Blaine verließ hastig das Gebäude. Es war schon schlimm genug, wenn einer einem seinen Neuheitswert stahl; aber es war noch viel schlimmer, wenn es sich dabei um einen Scharlatan handelte, einen Zeitbetrüger, der dem Jahr 1953 niemals näher als hundert Jahre gekommen war. Die Rockefeller Rollschuhbahn! Und selbst dieser Patzer
wäre gar nicht nötig gewesen. Alles an dem Mann wirkte unecht.
Aber betrüblicherweise war Blaine wahrscheinlich im Jahre 2110 der einzige Mann, der den Schwindel als solchen erkennen konnte.
An diesem Nachmittag kaufte Blaine Kleider zum Wechseln und Hygieneartikel. In einem billigen Hotel an der Fifth Avenue nahm er sich ein Zimmer. Die ganze nächste Woche lang suchte er weiter nach Arbeit.
Er versuchte es mit den Restaurants, aber menschliche Tellerwäscher waren eine Sache der Vergangenheit. In den Docks und Raumhäfen erledigten Roboter die meiste körperliche Schwerarbeit. Eines Tages sprach man sich zögernd für
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