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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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drücke auf Knöpfe«, sagte sie. »Mal sehen. Wie wär’s mit einem echt marsianischen Essen?«
    »Nein danke«, sagte Blaine. »Marsianisches Essen schmeckt zwar gut, aber es hält nicht lange vor. Haben Sie zufällig ein Steak im Haus?«

    Marie drückte die entsprechenden Knöpfe und ihr automatischer Koch erledigte den Rest. Er wählte die Zutaten aus der Speisekammer und der Gefrierbox, schälte, richtete an, wusch und kochte sie und bestellte Nachschub zur Vorratsergänzung.
    Das Essen war ausgezeichnet, aber Marie schien auf merkwürdige Weise verlegen deswegen zu sein. Sie entschuldigte sich bei Blaine wegen der völligen Automatisierung des Vorgangs.
    Schließlich stammte er ja aus einer Zeit, in der die Frauen ihre Konservenbüchsen selbst öffneten und auch selbst abschmeckten; aber damals hatten sie wahrscheinlich auch mehr Zeit dafür.

    Als sie ihren Kaffee getrunken hatten, war die Sonne bereits untergegangen.
    Blaine sagte: »Recht vielen Dank, Ms. Thorne. Wenn Sie mir nun das Geld leihen könnten, dann mache ich mich auf den Weg.«
    Sie blickte ihn erstaunt an. »Aber es ist doch schon spät.«
    »Ich werde schon ein Hotelzimmer finden. Sie sind sehr nett zu mir gewesen, aber ich will Ihnen nicht länger …«
    »Ist schon gut«, sagte sie. »Bleiben Sie ruhig über Nacht.«
    »Na gut«, sagte Blaine. Sein Mund war plötzlich trocken und sein Herz schlug verdächtig schnell. Er wusste, dass an ihrer Einladung nichts Persönliches war, aber sein Körper nicht, wie es schien. Er bestand darauf, hoffnungsfroh zu reagieren, sogar erwartungsvoll – auf die selbstbeherrschte, antiseptische Ms. Thorne.
    Sie wies ihm ein Schlafzimmer zu und gab ihm einen grünen Pyjama. Als sie gegangen war, schloss Blaine die Tür, zog sich aus und stieg ins Bett. Als er dem Licht sagte, dass es ausgehen solle, erlosch es.
    Kurz darauf kam Miss Thorne herein, so wie sein Körper es erwartet hatte. Sie trug etwas Weißes, Schimmerndes und legte sich neben ihn.
    Schweigend lagen sie nebeneinander. Marie rückte näher an ihn heran und Blaine schob den Arm unter ihren Kopf.
    Er sagte: »Ich dachte, dass Sie meinen Typ nicht anziehend finden?«
    »Nicht ganz. Ich habe nur gesagt, dass ich große schlanke Männer vorziehe.«
    »Ich war einmal ein großer, schlanker Mann.«
    »Das habe ich vermutet«, sagte sie.
    Sie schwiegen. Blaine wurde unruhig und misstrauisch. Was bedeutete das? Mochte sie ihn etwa? Oder war
das nur eine Sitte der Zeit, eine Art von Eskimo-Gastfreundschaft?
    »Ms. Thorne«, sagte er, »ich frage mich, ob …«
    »Ach sei still!«, sagte sie und drehte sich plötzlich zu ihm. Ihre Augen wirkten in dem schattigen Zimmer riesig. »Musst du denn immer Fragen stellen, Tom?«
    Nachher sagte sie verträumt: »Unter diesen Umständen kannst du mich wohl Marie nennen, glaube ich.«

    Am nächsten Morgen duschte Blaine, rasierte sich und zog sich an. Marie bestellte per Knopfdruck ein Frühstück für sie beide. Nachdem sie gegessen hatten, reichte sie ihm einen kleinen Umschlag.
    »Wenn du mehr brauchen solltest, kann ich dir noch etwas geben«, sagte sie. »Was nun deinen Job angeht …«
    »Du hast mir sehr geholfen«, sagte Blaine. »Aber den Rest würde ich lieber auf eigene Faust machen.«
    »Also gut. Meine Adresse und Telefonnummer stehen auf dem Umschlag. Bitte ruf mich an, sobald du ein Hotel gefunden hast.«
    »Das werde ich«, sagte er und musterte sie aufmerksam. Es war keine Spur mehr von der Marie der letzten Nacht zu erkennen. Sie hätte eine völlig andere Person sein können. Aber ihre vorgebliche Beherrschtheit war Blaine Reaktion genug. Jedenfalls für den Augenblick.
    Als sie an der Tür standen, berührte sie seinen Arm. »Tom«, sagte sie, »pass bitte auf dich auf. Und ruf mich an.«
    »Das werde ich, Marie«, versprach Blaine. Glücklich und ausgeruht ging er hinaus. Er wollte die Welt erobern.

12
    Blaines erster Gedanke war ursprünglich gewesen, nacheinander die Jacht-Konstruktionsbüros aufzusuchen. Aber er hatte sich schnell wieder dagegen entschieden, nachdem er sich kurz vorgestellt hatte, wie ein Jachtbauer aus dem Jahr 1806 in ein Büro des Jahres 1958 kam.
    Der wunderliche altmodische Besucher hätte noch so talentiert sein können – wenn man ihn gefragt hätte, was er von metazentrischer Shelfanalyse verstand, von Flussdiagrammen, von Sekundärkraftzentrierung und der besten Platzierung für Radiopeilgerät und Radar, hätte ihm das wenig genutzt. Welche Firma würde schon

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