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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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ihn aus, als er sich um eine Stelle als Verpackungsaufsicht im Kaufhaus Gimbel-Macy’s bewarb. Doch nachdem die Personalabteilung sein Persönlichkeitsprofil, seinen Reizbarkeitsindex und seine Beeinflussbarkeitseinstufung beurteilt hatte, entschied sie sich doch für einen kleinen, stumpf dreinblickenden Mann aus Queens, der einen Magisterabschluss in Verpackungsdesign besaß.
    Eines Abends kehrte Blaine erschöpft zu seinem Hotel zurück, als er in der dichten Menschenmenge ein Gesicht erkannte. Es war ein Mann, den er überall und zu jeder Zeit sofort wiedererkannt hätte … Er war ungefähr so alt wie Blaine selbst, ein gedrungener, rotköpfiger Mann mit Stupsnase, leicht vorstehenden Zähnen und einem kleinen roten Fleck am Hals.
    Er gab sich gut gelaunt und selbstsicher und hatte das unzerstörbare Selbstvertrauen eines Mannes, der stets in allerletzter Sekunde noch davonkommt.
    »Ray!«, rief Blaine. »Ray Melhill!« Er drängte sich durch die Menge und packte ihn am Arm. »Ray! Wie bist du rausgekommen?«

    Der Mann riss sich los und strich seinen Jackenärmel wieder glatt. »Ich heiße nicht Melhill«, sagte er.
    »Sicher? Sind Sie sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher«, sagte er und wollte sich davonmachen. Blaine stellte sich ihm in den Weg. »Einen Augenblick mal! Sie sehen genau wie er aus, bis hin zu der Verstrahlungsnarbe. Sind Sie sicher, dass Sie wirklich nicht Ray Melhill sind, Inspekteur für die Flusstechnik vom Raumschiff Bremen ?«
    »Ganz sicher«, sagte der Mann kühl. »Sie verwechseln mich mit jemand anderem, junger Mann.«
    Blaine starrte den Mann entgeistert an, als dieser sich wieder entfernen wollte. Dann packte er den Mann an der Schulter und riss ihn herum.
    »Sie dreckiger Körperdieb! Sie Bastard!«, brüllte Blaine und seine schwere rechte Faust schoss vor.
    Der Mann, der Melhills Ebenbild war, wurde gegen eine Hausmauer geschleudert und sank betäubt auf den Gehsteig. Blaine rannte auf ihn zu und die Passanten ließen ihn schleunigst durch.
    »Amokläufer!«, schrie eine Frau und irgendjemand wiederholte den Ruf. Blaine erblickte eine blaue Uniform, die sich durch die Menge auf ihn zuschob.
    Polizei! Blaine duckte sich und verschwand in der Menge. Er ging schnell um die nächste Ecke, dann um eine weitere, verlangsamte seine Schritte und blickte zurück. Der Polizist war nicht zu sehen. Blaine ging wieder in Richtung Hotel.
    Es war Melhills Körper gewesen, aber Melhill bewohnte ihn nicht mehr. Diesmal war er nicht davongekommen, es hatte keine Rettung in letzter Minute gegeben. Man hatte ihm seinen Körper fortgenommen und an den alten Mann verkauft, dessen zänkischer Geist den drahtigen Körper nun wie einen Anzug trug, der nicht besonders gut passte und viel zu jugendlich für ihn war.

    Nun wusste er, dass sein Freund wirklich tot war. Schweigend leerte er in der Bar neben dem Hotel ein Glas auf ihn, bevor er in sein Zimmer zurückkehrte.

    Ein Hotelangestellter hielt ihn auf, gerade als er am Empfang vorbeikam. »Blaine? Ich habe eine Nachricht für Sie. Einen Augenblick.«
    Blaine wartete und fragte sich, von wem die Nachricht sein konnte. Marie? Aber er hatte Marie noch nicht angerufen und wollte es auch nicht tun, bevor er eine Stellung bekommen hatte.
    Der Angestellte kam zurück und reichte ihm einen Zettel. Die Nachricht lautete: Für Thomas Blaine gibt es eine Durchsage bei der Geistvermittlung, Filiale 23. Straße. Öffnungszeiten: neun bis siebzehn Uhr.
    »Ich frage mich nur, woher irgendjemand weiß, wo ich wohne«, sagte Blaine.
    »Geister haben da so ihre Methoden«, sagte der Angestellte. »Ich kannte mal jemanden, dessen verstorbene Schwiegermutter trotz dreier falscher Namen, einer Transplantation und einer kompletten hautchirurgischen Operation immer noch an ihn herankam. Er hatte sich in Abessinien vor ihr versteckt.«
    »Ich habe keine tote Schwiegermutter«, sagte Blaine.
    »Nein? Wer sollte Sie denn dann sonst erreichen wollen?«, fragte der Angestellte.
    »Ich werde es morgen feststellen und Ihnen dann davon berichten«, versprach Blaine. Doch sein Sarkasmus war verschwendet. Der Angestellte hatte sich schon längst wieder umgedreht und widmete sich seinem Fernlehrgang in Atommaschinenwartung. Blaine ging hoch auf sein Zimmer.

13
    Die Filiale der Geistvermittlung in der 23. Straße war ein großes Betongebäude in der Nähe der Third Avenue. Über der Tür hing eine Erklärung: »Der kostenlosen Kommunikation zwischen den Irdischen und den

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