Der widerspenstige Planet
gesagt, interessiert es mich auch überhaupt nicht.«
»Was passiert, wenn er es rausbekommt?«
»Darüber mache ich mir erst Sorgen, wenn es so weit ist.«
Marie hob die Augenbrauen, gab jedoch keinen Kommentar ab. »Tom, was hast du jetzt vor?«
»Ich werde mir einen Job suchen.«
»Als Jäger?«
»Nein. Ob es nun absurd klingt oder nicht, ich werde es bei den Jacht-Konstruktionsbüros versuchen. Dann werde ich herkommen und dich zu vernünftigen Zeiten belästigen. Wie hört sich das an?«
»Unpraktisch. Willst du einen guten Rat?«
»Nein.«
»Ich gebe ihn dir trotzdem. Tom, verlass New York, geh so weit fort, wie nur möglich. Vielleicht nach Fiji oder Samoa.«
»Warum sollte ich?«
Marie begann, rastlos in der Küche auf und ab zu gehen. »Du verstehst diese Welt einfach nicht.«
»Ich denke doch.«
»Nein! Tom, du hast ein paar typische Erlebnisse gehabt, das ist aber auch schon alles. Das bedeutet doch nicht, dass du unsere Kultur verinnerlicht hättest. Du bist geraubt und von einem Gespenst heimgesucht worden und du warst auf einer Jagd. Aber das ist doch alles zusammen nicht viel mehr als eine Stadtführung. Reilly hat Recht, du bist so verloren und hilflos wie ein Steinzeitmensch in deinem 1958.«
»Das ist albern und ich wehre mich gegen diesen Vergleich.«
»Na gut, dann sagen wir ein Chinese aus dem vierzehnten Jahrhundert. Angenommen, dieser hypothetische Chinese begegnet einem Gangster, macht eine Busfahrt und besucht Coney Island. Würdest du sagen, dass er dann das Amerika des zwanzigsten Jahrhunderts verstanden hätte?«
»Natürlich nicht. Aber worauf willst du hinaus?«
»Ich will darauf hinaus«, sagte sie, »dass du hier nicht sicher bist und noch nicht einmal ahnst, wo Gefahren lauern und wie groß sie sind. Zum einem ist dieser verdammte Smith hinter dir her. Dann werden Reillys Erben wohl auch nicht sonderlich erbaut davon sein, dass du sein Grabmal
geschändet hast – kann sein, dass sie es für nötig halten, deswegen etwas zu unternehmen. Und die Direktoren bei Rex debattieren immer noch darüber, was sie mit dir machen sollen. Du hast die Dinge verändert, durcheinandergebracht. Spürst du das denn nicht?«
»Mit Smith werde ich schon fertig«, sagte Blaine. »Zum Teufel mit Reillys Erben. Und was die Direktoren angeht, was können die mir schon antun?«
Sie ging auf ihn zu und legte die Arme um seinen Hals. »Tom«, sagte sie ernst, »jeder Mann, der hier geboren wurde und sich in deiner Lage befände, würde so rasch wie möglich Fersengeld geben!«
Blaine hielt sie einen Augenblick fest und streichelte ihr glattes, dunkles Haar. Sie machte sich Sorgen um ihn, sie wollte, dass er in Sicherheit war. Aber er war nicht in der Stimmung für Warnungen. Er hatte die Gefahren der Jagd überstanden, er war durch die Eisentür in die Unterwelt eingedrungen und war wieder ans Licht zurückgekehrt. Nun saß er in Maries sonniger Küche und fühlte sich wohl, im Einklang mit der Welt. Die Gefahr schien im Augenblick lediglich ein akademisches Problem zu sein und der Gedanke, aus New York zu fliehen, absurd.
»Sag mal«, fragte Blaine fröhlich, »zu den Dingen, die ich durcheinandergebracht habe, zählst du auch dazu?«
»Ich werde vermutlich meine Stellung verlieren, wenn du das meinst.«
»Das meine ich nicht.«
»Dann solltest du die Antwort kennen … Tom, würdest du bitte New York verlassen?«
»Nein. Und wenn deine Stimme noch so viel Panik verrät!«
»O Gott!«, seufzte sie. »Wir sprechen zwar dieselbe Sprache, aber ich kann mich dir einfach nicht verständlich machen. Du verstehst es nicht. Ich will es mit einem Beispiel
versuchen.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Angenommen, ein Mann hätte ein Segelboot …«
»Kannst du segeln?«, fragte Blaine.
»Ja, ich liebe Segeln. Tom, hör mir zu! Angenommen ein Mann besitzt ein Segelboot, mit dem er eine Ozeanreise unternehmen will …«
»Über das Meer des Lebens«, ergänzte Blaine.
»Sei nicht albern«, sagte sie und sah sehr schön aus. »Dieser Mann versteht nichts von Schiffen. Er sieht, wie es auf dem Wasser schwimmt, dass es hübsch gestrichen und alles an seinem Platz ist. Er kann sich keinerlei Gefahr vorstellen. Dann schaust du dir das Boot an. Du siehst, dass die Rahmen brüchig sind, im Ruder sitzt der Schiffsbohrwurm, das Deck ist verfault, die Segel verschimmelt, die Kielbolzen sind verrostet und die Vertäuung kann jeden Augenblick reißen.«
»Woher weißt du so viel über Boote?«,
Weitere Kostenlose Bücher