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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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wohl nicht der einzige Sinn des Lebens auf Erden sein! Ob gut
oder böse, angenehm oder übel, man musste das Leben um seiner selbst willen leben.
    Smith betrat zögernd den Raum und Blaine unterbrach seine Spekulationen. Der Zombie blieb stehen und betrachtete aufmerksam ein Tischchen, das mit kleinen ornamentalen Gegenständen bedeckt war. Bar jeder erkennbaren Empfindung trat er gegen den Tisch, dass er umfiel. Dann stampfte er langsam ein Objekt nach dem anderen in den polierten Marmorboden.
    »Was machen Sie denn da?«, fragte Blaine.
    »Sie wollen doch, dass der Poltergeist Sie in Ruhe lässt?«
    »Natürlich.«
    »Dann muss er auch einen Grund dafür haben, Sie in Ruhe zu lassen«, sagte Smith und trat gegen eine reich verzierte Ebenholzskulptur.
    Das leuchtete Blaine ein. Selbst ein Gespenst musste wissen, dass es eines Tages die Schwelle verlassen und ins Jenseits eintreten würde. Und wenn es so weit war, dann wollte es seine Besitztümer dort unversehrt in Empfang nehmen. Folglich musste Feuer mit Feuer bekämpft werden, Verfolgung mit Verfolgung.
    Trotzdem kam er sich wie ein Vandale vor, als er ein Ölgemälde ergriff und Anstalten machte, seine Faust hindurchzustecken.
    »Nicht!«, sagte eine Stimme über seinem Kopf.
    Blaine und Smith blickten hoch. Über ihnen schien ein blasser, silbriger Nebel zu schweben. Aus dem Nebel heraus erklang eine dünne Stimme: »Legen Sie bitte das Gemälde wieder hin.«
    Blaine behielt es in der Hand, die Faust zum Schlag bereit. »Sind Sie Reilly?«
    »Ja.«
    »Warum suchen Sie mich mit Ihrem Spuken heim?«

    »Weil Sie der Schuldige sind! Alles ist Ihre Schuld! Sie haben mich mit Ihrem bösen mörderischen Geist getötet! Ja, Sie, Sie widerliches Ding aus der Vergangenheit. Sie verdammtes Ungeheuer!«
    »Das habe ich nicht!«, rief Blaine.
    »Doch! Sie sind gar kein Mensch. Sie sind ein unnatürliches Wesen! Alle meiden Sie, außer Ihrem Freund, dem toten Mann! Warum sind Sie denn nicht tot, Sie Mörder!«
    Blaines Faust bewegte sich auf das Gemälde zu. Die dünne Stimme kreischte: »Nicht!«
    »Werden Sie mich in Ruhe lassen?«, fragte Blaine.
    »Legen Sie das Gemälde hin«, bettelte die Stimme.
    Blaine legte es behutsam hin.
    »Ich lasse Sie in Ruhe«, sagte Reilly. »Warum auch nicht? Es gibt Dinge, die Sie nicht sehen können, Blaine, aber ich kann sie sehen. Ihre Zeit auf Erden wird kurz sein, sehr kurz, schmerzlich kurz. Sie werden von denen verraten werden, denen Sie vertraut haben, und diejenigen, die Sie hassen, werden Sie überwältigen. Sie werden sterben, Blaine, nicht in ein paar Jahren, sondern bald, viel schneller, als Sie glauben. Sie werden betrogen werden und Sie werden von eigener Hand sterben.«
    »Sie sind verrückt!«, schrie Blaine.
    »Bin ich das?«, kicherte Reilly. »Bin ich das?«
    Der silbrige Nebel löste sich auf. Reilly war fort.

    Smith führte ihn durch enge, gewundene Gänge auf die Straße hinaus. Draußen war die Luft eisig und das Dämmerlicht hatte alle Gebäude rötlich und grau gefärbt.
    Blaine wollte ihm danken, doch Smith schüttelte den Kopf. »Nichts zu danken. Schließlich brauche ich Sie, Blaine. Wo wäre ich denn, wenn der Poltergeist Sie umgebracht hätte? Passen Sie auf sich auf, seien Sie vorsichtig. Ohne Sie bin ich nichts.«

    Der Zombie blickte ihn einen Augenblick lang besorgt an, dann eilte er davon. Blaine sah ihm nach und fragte sich, ob es nicht vielleicht besser wäre, ein Dutzend Feinde zu haben als Smith als Freund.

21
    Eine halbe Stunde später befand er sich vor Marie Thornes Apartment. Marie, in einen Morgenmantel gekleidet und ohne Make-up, blickte ihn verschlafen an und führte ihn in die Küche, wo sie Kaffee, Toast und Rührei per Knopfdruck bestellte.
    »Ich wünschte«, sagte sie, »du würdest deine dramatischen Auftritte auf eine vernünftige Zeit verlegen. Es ist halb sieben Uhr morgens.«
    »Ich werde mich bessern«, sagte Blaine fröhlich.
    »Du hast gesagt, du würdest anrufen. Was ist passiert?«
    »Hast du dir Sorgen gemacht?«
    »Nicht im Geringsten. Was ist passiert?«
    Während er seinen Toast aß, erzählte Blaine ihr von der Jagd, von dem Spuk und dem Exorzismus. Sie hörte sich alles an, dann sagte sie: »Du bist also jetzt ganz offensichtlich sehr stolz auf dich und dafür hast du wahrscheinlich auch guten Grund. Aber du weißt immer noch nicht, was Smith von dir will oder wer er überhaupt ist.«
    »Hab nicht die geringste Ahnung«, sagte Blaine. »Smith auch nicht. Ehrlich

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