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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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komplizierten Wissenschaft der Jacht-Konstruktion des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts auseinander. Nach einer Weile durfte er ein paar kleinere Presseerklärungen schreiben und es stellte sich heraus, dass er darin sehr begabt war, so dass er bald zum Junior-Jachtkonstrukteur
befördert wurde. Er bearbeitete einen großen Teil der Geschäftsvorgänge zwischen Jaakobsen Jachts, Ltd. und den verschiedenen Werften, die ihre Konstruktionen ausführten.
    Er studierte weiter, doch es gab nur wenige Aufträge für klassische Schiffskörper. Die Gebrüder Jaakobsen fertigten vor allem Zeichnungen für Standardboote an, während der alte Es Richter, der das »Wunder von Salem« genannt wurde, die ungewöhnlicheren Rennboote und Mehrfachkörper entwarf. Blaine übernahm die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit und hatte nun nur noch wenig Zeit für etwas anderes.
    Es war eine verantwortungsvolle, wichtige Arbeit. Aber sie hatten nichts mit eigenständigen Konstruktionsentwürfen für Jachten zu tun. Unmerklich fiel sein Leben in genau denselben Trott, in den es 1958 schon gefallen war. Blaine dachte sorgfältig darüber nach. Auf der einen Seite war er glücklich darüber. Es schien ein für alle Male den Konflikt zwischen seinem Geist und seinem geborgten Körper zu lösen. Offensichtlich war der Geist der Chef.
    Auf der anderen Seite sprach diese Situation nicht besonders für die Qualität dieses Geistes. Er war ein Mann, der hundertzweiundfünfzig Jahre in die Zukunft gereist war, Wunder und Schrecken erlebt hatte und nun wieder, mit einer ermüdenden und schrecklichen Unausweichlichkeit als Junior-Jachtkonstrukteur arbeitete, der alles tat, außer selbst Jachten zu entwerfen. Gab es in seinem Charakter irgendeinen bestimmten Fehler, einen verborgenen Defekt, der ihn zur Unterordnung verdammte, egal in welcher Umwelt er lebte?
    Missmutig stellte er sich vor, man hätte ihn etwa eine Million Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen, in ein Zeitalter der Höhlenmenschen. Zweifellos wäre er nach
einer kurzen Phase der Anpassung zu einem Juniorkonstrukteur für Einbäume geworden. Nur eben kein wirklicher Konstrukteur.
    Seine Aufgabe hätte darin bestanden, Perlenschnüre zu zählen, die Qualität der Baumstämme zu überprüfen und sich um die Beschaffung der Ausleger zu kümmern, während jemand anderer (wahrscheinlich irgendein Neandertalergenie) die eigentliche Arbeit gemacht hätte.
    Das war entmutigend. Aber glücklicherweise war es nicht der einzige Aspekt der Sache. Seine unausweichliche Rückkehr ließ sich auch als ein bestechendes Beispiel für innere Solidarität werten, für menschliche Beharrlichkeit. Er war ein Mann, der wusste, was er war. Egal, wie sich seine Umgebung verändern mochte, er blieb seinen Fähigkeiten treu.
    Wenn er es so betrachtete, dann konnte er äußerst stolz darauf sein, für immer und ewig ein Junior-Jachtkonstrukteur zu bleiben.
    Er fuhr fort zu arbeiten und pendelte zwischen diesen beiden Selbsteinschätzungen hin und her. Er traf sich ein- oder zweimal mit Marie, aber sie war häufig im hohen Rat der Rex Corporation eingespannt. Er zog aus seinem Hotel in ein kleines geschmackvoll möbliertes Apartment. Langsam fühlte er sich ganz zugehörig zu New York.
    Und er hatte, daran musste er sich immer wieder selbst erinnern, wenn schon sonst nichts, so doch immerhin erreicht, dass er sein Geist-Körper-Problem gelöst hatte.
    Aber sein Körper ließ sich nicht so leicht täuschen. Blaine hatte eines der Probleme übersehen, das mit dem Besitz eines solch kräftigen, gut aussehenden und äußerst eigenwilligen Körpers zusammenhing.
    Eines Tages flackerte der Konflikt wieder auf, stärker denn je.

    Er hatte seine Arbeitstelle zur gewohnten Zeit verlassen und wartete an der Ecke auf seinen Bus. Er bemerkte eine Frau, die ihn wie gebannt anstarrte. Sie war vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, eine üppige, attraktive Rothaarige. Sie war einfach gekleidet. Ihre Gesichtszüge waren ausgeprägt und ihre Augen klar, doch drückten sie eine gewisse Nachdenklichkeit aus.
    Blaine stellte fest, dass er sie schon zuvor flüchtig gesehen, aber nie richtig wahrgenommen hatte. Nun, da er darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass sie einmal im selben Helibus gesessen hatte wie er und ihm einmal dicht auf den Fersen in einen Laden gefolgt war. Und sie war auch mehrmals an dem Gebäude vorbeigekommen, in dem er arbeitete.
    Sie hatte ihn beobachtet, wahrscheinlich schon wochenlang. Aber warum?
    Er wartete

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