Der widerspenstige Planet
fragte Blaine.
»Ich bin schon als Kind segeln gegangen. Würdest du mir bitte zuhören? Du sagst dem Mann, dass sein Boot nicht seetüchtig ist, dass er wahrscheinlich beim ersten Windstoß kentern wird.«
»Wir müssen mal irgendwann zusammen segeln gehen«, sagte Blaine.
»Aber dieser Mann«, fuhr Marie unbeirrt fort, »versteht nun einmal nichts davon. Das Ding sieht doch ganz gut aus! Und das Schlimmste ist, dass du ihm nicht genau erklären kannst, was passieren wird oder wann. Vielleicht hält das Boot ja noch einen Monat oder ein Jahr oder vielleicht auch nur noch eine Woche. Vielleicht lösen sich die Kielbolzen als Erstes, vielleicht geht auch zuerst der Mast zu Bruch. Du weißt es einfach nicht. Und so sieht das hier aus. Ich kann dir nicht sagen, was passieren wird oder wann. Ich weiß nur, dass du nicht seetüchtig bist. Du musst hier weg!« Sie blickte ihn hoffnungsvoll an.
Blaine nickte und sagte: »Du wärst eine sagenhafte Mannschaft.«
»Also gehst du nicht?«
»Nein. Ich bin die ganze Nacht aufgeblieben. Der einzige Ort, an den ich jetzt gehen werde, ist das Bett. Hast du Lust, mitzukommen?«
»Ach, zum Teufel!«
»Liebling, bitte. Wo bleibt denn dein Mitleid mit einem heimatlosen Wandersmann aus der Vergangenheit?«
»Ich gehe jetzt«, sagte sie. »Du kannst gern das Schlafzimmer benutzen. Es wäre besser, wenn du mal über das nachdenken würdest, was ich dir gesagt habe.«
»Klar«, sagte Blaine. »Aber warum sollte ich mir Sorgen machen, wenn du doch auf mich achtgibst?«
»Smith gibt auch auf dich acht«, erinnerte sie ihn. Sie küsste ihn flüchtig und verließ den Raum.
Blaine beendete sein Frühstück und legte sich schlafen. Er erwachte am frühen Nachmittag, und da Marie noch nicht zurückgekehrt war, hinterließ er ihr seine Hoteladresse mit ein paar Worten, die seine gute Laune verrieten.
Während der nächsten paar Tage suchte er die meisten Jacht-Konstruktionsagenturen in New York auf, jedoch ohne jeden Erfolg. Seine alte Firma, Mattison & Peters, existierte schon lange nicht mehr. Die anderen Firmen hatten kein Interesse. Schließlich fragte ihn der Chefkonstrukteur bei Jaakobsen Jacht, Ltd. detailliert über die längst nicht mehr gebauten Chesapeake Bay und Bahamas Arbeitsboote aus. Blaine stellte sein beachtliches Wissen über diese Modelle und sein veraltetes handwerkliches Können unter Beweis.
»Wir haben ab und zu Aufträge für antike Schiffskörper«, sagte der Chefkonstrukteur. »Ich will Ihnen was sagen. Wir stellen Sie als Büroanfänger ein. Sie können sich um
die klassischen Schiffskörper kümmern und werden auf Kommissionsbasis bezahlt und gleichzeitig Ihre Arbeitstechniken auf den neuesten Stand bringen, denn die sind, offen gestanden, überholt. Wenn Sie das geschafft haben, stufen wir Sie höher ein. Was meinen Sie dazu?«
Es war eine untergeordnete Tätigkeit, aber es war eine Stellung, eine echte Stellung mit guten Aufstiegsmöglichkeiten. Das bedeutete, dass er wirklich einen Platz in der Welt von 2110 gefunden hatte.
»Ich nehme dankend an«, sagte Blaine.
An diesem Abend ging er, um das Ereignis zu feiern, in einen Senso-Shop, um ein Abspielgerät und ein paar Aufnahmen zu kaufen. Er war der Meinung, dass er sich ein bisschen Luxus verdient hatte.
Sensorien waren ein untrennbarer Teil von 2110, so allgegenwärtig und beliebt, wie es das Fernsehen in Blaines eigener Zeit gewesen war. Größere und raffiniertere Sensorien wurden bei Theaterproduktionen verwendet und Varianten dieser Geräte bei Werbung und Propaganda. Sie waren die bis dahin reinste Form von in der Traumfabrik hergestellten Traumvisionen, die auf jeden passend zugeschnitten waren.
Aber es gab wortgewaltige Gegner, die den Trend zur völligen Passivität der Zuschauer ablehnten. Diese Kritiker waren beunruhigt von der großen Leichtigkeit, mit der ein Mensch die Träume eines Sensoriums aufnehmen und sich völlig darin verlieren konnte; und tatsächlich lief manch eine Hausfrau mit blinden Augen durch den Tag, eine Mystikerin der heutigen Zeit, die permanent an eine fremde, immerwährende, schillernde Vision angestöpselt war.
Wenn er ein Buch las oder fernsah, so meinten die Kritiker, dann musste der Zuschauer sich anstrengen, dabeizubleiben. Die Darbietungen der Sensorien jedoch überschwemmten
ihn einfach, lebendig, schillernd und hinterhältig und hinterließen den schädlichen, schizophrenen Eindruck, dass Träume besser und wünschenswerter waren als das Leben.
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