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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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und starrte zurück. Die Frau zögerte einen Augenblick, dann fragte sie: »Kann ich Sie einen Moment sprechen?« Ihre Stimme war rau und angenehm, aber sehr nervös. »Bitte, Mr. Blaine, es ist sehr wichtig.«
    Sie kannte also seinen Namen. »Natürlich«, sagte Blaine. »Worum geht es?«
    »Nicht hier. Könnten wir – äh – woanders hingehen?«
    Blaine lächelte und schüttelte den Kopf. Sie wirkte ja recht harmlos, aber das hatte Orc auch getan. Wenn man in dieser Welt Fremden traute, dann riskierte man dabei leicht seinen Geist, seinen Körper oder beide.
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind«, sagte Blaine, »und auch nicht, woher Sie meinen Namen kennen. Wenn Sie irgendetwas wollen, dann sagen Sie es mir lieber hier.«
    »Ich dürfte Sie wirklich nicht belästigen«, sagte die Frau mit entmutigter Stimme. »Aber ich konnte nicht anders, ich musste einfach mit Ihnen reden. Manchmal bin ich so einsam, Sie wissen doch wohl auch, wie das ist, nicht wahr?«

    »Einsam? Sicher, aber warum wollen Sie mit mir reden?«
    Sie sah ihn traurig an. »Stimmt ja, Sie wissen es nicht.«
    »Nein, das tue ich nicht«, erwiderte Blaine geduldig. »Warum also?«
    »Können wir nicht irgendwo hingehen? Ich mag solche Sachen nicht in der Öffentlichkeit besprechen.«
    »Das werden Sie wohl müssen«, sagte Blaine und dachte bei sich, dass dies ein äußerst kompliziertes Spiel zu werden drohte.
    »Also gut«, sagte die Frau, der die Sache ganz offensichtlich peinlich zu sein schien. »Ich bin Ihnen sehr lange nachgegangen, Mr. Blaine. Ich habe herausbekommen, wie Sie heißen und wo Sie arbeiten. Ich musste mit Ihnen reden. Es hängt alles mit Ihrem Körper zusammen.«
    »Was?«
    »Ihr Körper«, sagte sie ohne ihn anzublicken. »Sehen Sie, es war der Körper meines Mannes, bevor er ihn an die Rex-Corporation verkaufte.«
    Blaines Mund öffnete sich, aber es fiel ihm keine passende Erwiderung ein.

23
    Blaine hatte immer gewusst, dass sein Körper sein eigenes Leben gelebt hatte, bevor er ihm gegeben worden war. Er hatte gehandelt, Entschlüsse gefasst, geliebt, gehasst, hatte der Gesellschaft seinen eigenen Stempel aufgedrückt und sein eigenes kompliziertes und festes Netz von Beziehungen geknüpft. Er hätte sogar annehmen können, dass er verheiratet gewesen war; das war bei den meisten Körpern der Fall. Aber er hatte es vorgezogen, nicht darüber nachzudenken. Er hatte sich aus Bequemlichkeit in dem Glauben
gewiegt, dass alles, was mit seinem früheren Besitzer zusammengehangen hatte, verschwunden war.
    Sein Zusammentreffen mit Ray Melhills geraubtem Körper hätte ihm eigentlich klarmachen müssen, wie naiv diese Einstellung war. Ob es ihm gefiel oder nicht, jetzt musste er darüber nachdenken.
    Sie gingen in Blaines Apartment. Die Frau, Alice Kranch, saß niedergeschlagen auf einer Seite der Couch und nahm dankbar eine Zigarette an.
    »Es war so«, sagte sie. »Frank – das war der Name meines Mannes, Frank Kranch – war nie mit irgendwas zufrieden, verstehen Sie? Er hatte einen guten Job als Jäger, aber er war nie zufrieden.«
    »Als Jäger?«
    »Ja, er war Speerkämpfer im China-Geschäft.«
    »Hm«, sagte Blaine und überlegte aufs Neue, was ihn wohl dazu bewogen haben mochte, auf diese Jagd zu gehen. Waren es seine eigenen Bedürfnisse gewesen oder Kranchs Reflexe? Es war ärgerlich, wieder mit seinem Geist-Körper-Problem konfrontiert zu werden, jetzt, da er es doch so hübsch gelöst zu haben schien.
    »Nie war er zufrieden«, wiederholte Alice Kranch. »Und er war immer wütend über diese reichen, vornehmen Typen, die sich umbringen ließen und ins Jenseits kamen. Er hat den Gedanken immer gehasst, einmal wie ein Hund zu sterben.«
    »Das kann ich ihm nicht verübeln«, meinte Blaine.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Was wollen Sie, Frank hatte keine Chance, genug Geld zu verdienen, um sich eine Jenseitsversicherung zu leisten. Das hat ihn gestört. Und dann hat er diese große Schulterwunde bekommen, die ihn fast erledigt hätte. Ich nehme an, dass Sie immer noch die Narbe haben?«
    Blaine nickte.

    »Na ja, danach war er jedenfalls nicht mehr derselbe. Jäger denken normalerweise nicht viel über den Tod nach, aber Frank tat es. Er hat die ganze Zeit darüber nachgedacht. Und dann hat er diese dürre Frau von Rex kennengelernt.«
    »Marie Thorne?«
    »Ja, die«, sagte Alice. »Es war ein dürres Weib, hart wie Stein und kalt wie ein Fisch. Ich konnte nicht verstehen, was Frank an ihr fand. Na ja, er hat ein

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