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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Wächters hingen. Er hörte ein Schrotgewehr, das abgefeuert wurde, und einen gellenden Schmerzensschrei. Besorgt blickte er hoch …

    Ramirez-Blaine steuerte seinen Heli über die flachen Ebenen von Texas, mit Kurs auf El Paso. Er war ein ernster junger Mann und widmete sich sehr aufmerksam seiner Arbeit, als er das letzte bisschen Geschwindigkeit aus dem alten Heli herausholte, um El Paso zu erreichen, bevor Johnsons Metallwarenladen zumachte.
    Er ging sorgfältig mit der alten Klapperkiste um und nur wenige Male drangen Gedanken in seine Konzentration ein, flüchtige Gedanken über Höhen und Kompassdaten, über einen Tanzabend in Guanajuato nächste Woche, über den Preis für Felle in Ciudad Juarez.
    Die Ebene war grün gesprenkelt und gelb, als er hinunterblickte. Er blickte auf die Uhr, dann auf den Geschwindigkeitsmesser.
    Ja, dachte Ramirez-Blaine, er musste in El Paso sein, bevor der Metallwarenladen zumachte! Dann hätte er eventuell sogar noch Zeit, um …

    Tyler-Blaine wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und leckte den letzten fetten Soßenrest von einem Stück Maisbrot. Er rülpste, rückte seinen Stuhl vom Küchentisch und stand auf. Mit einstudierter Gleichgültigkeit nahm er eine zersprungene Schüssel aus der Speisekammer und füllte sie mit Schweinefleischstückchen, ein bisschen Gemüse und einem großen Stück Maisbrot.
    »Ed«, fragte seine Frau, »was machst du da?«

    Tyler-Blaine blickte sie verärgert an und spürte, wie sein Magengeschwür stärker schmerzte, als er diese schrille, vorwurfsvolle Stimme hörte. Die schrillste Stimme in ganz Kalifornien, dachte er bei sich, und ich habe sie geheiratet. Schrille Stimme, scharfe Nase, spitze Ellenbogen und Knie, flachbrüstig und durch und durch unfruchtbar. Beine, die einen Körper mal eben tragen, aber nicht für eine Sekunde Lust spenden. Ein Bauch, der gefüllt, aber nicht berührt werden will. Von allen Mädchen Kaliforniens hatte er ganz zweifellos das allererbärmlichste gewählt, ganz der verdammte Narr, für den ihn Onkel Rafe ja schon immer gehalten hatte.
    »Wohin willst du denn mit der Schüssel?«, fragte sie.
    »Raus, den Hund füttern«, sagte Tyler-Blaine und machte einen Schritt auf die Tür zu.
    »Wir haben keinen Hund! Oh Ed, tu’s nicht, nicht heute Abend!«
    »Ich tu’s doch«, sagte er und weidete sich an ihrer Angst.
    »Bitte nicht heute Abend. Lass ihn sich doch woanders verkriechen, wenigstens für eine Weile. Ed, hör mir zu! Was passiert, wenn es jemand aus der Stadt merkt?«
    »Die Sonne ist schon untergegangen«, sagte Tyler-Blaine, der mit der Schüssel neben der Tür stand.
    »Die Leute spionieren überall herum«, sagte sie. »Ed, wenn sie dahinterkommen, werden sie uns lynchen, das weißt du!«
    »Sähst bestimmt reichlich klapprig aus, wenn du von einem Strick herunterhängen würdest«, meinte Tyler-Blaine und öffnete die Tür.
    »Du würdest es schon deswegen tun, um mich zu ärgern!«, rief sie.
    Er schloss die Tür hinter sich. Draußen herrschte Zwielicht. Tyler-Blaine stand im Hof neben dem unbenutzten Hühnerkäfig und blickte sich um. Das einzige Haus in der
Nähe war das von den Hannagans, einhundert Meter entfernt. Aber die kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten. Er wartete, um sicherzugehen, dass keins von den Stadtkindern herumschnüffelte. Dann ging er los, wobei er die Schüssel vorsichtig mit beiden Händen hielt.
    Er kam an den Rand des lichten Waldes und stellte die Schüssel ab. »Ist alles in Ordnung«, rief er leise. »Komm raus, Onkel Rafe.«
    Ein Mann krabbelte auf allen vieren aus dem Wald. Sein Gesicht war bleifarben, seine Lippen blutlos, seine Augen leer und starr, seine Gesichtszüge grob und ungefüge, wie Eisen vor dem Schmieden oder Ton vor dem Töpfern. Eine lange Schnittwunde am Hals hatte sich entzündet und sein rechtes Bein war an der Stelle, wo die Leute aus der Stadt es zerschlagen hatten, lahm und hing schlaff und nutzlos herab.
    »Danke, mein Junge«, sagte Rafe, Tyler-Blaines Zombie-Onkel.
    Der Zombie verschlang hastig den Inhalt der Schüssel. Als er fertig war, fragte Tyler-Blaine: »Wie fühlst du dich, Onkel Rafe?«
    »Hab gar kein Gefühl. Dieser alte Körper hat es bald hinter sich. Noch’n paar Tage, vielleicht’ne Woche, dann seid ihr mich los.«
    »Ich werde für dich sorgen«, sagte Tyler-Blaine, »solange du lebst, Onkel Rafe. Ich wünschte, ich könnte dich ins Haus lassen.«
    »Nein«, sagte der Zombie, »dann kriegen sie’s raus. Ist so

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