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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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»Was ist, wenn ich nicht reinkommen sollte?«
    »Mann, Sie können gar nichts dagegen tun, reinzukommen! Hören Sie, Sie haben doch bestimmt schon mal von Besessenen gehört, nicht wahr? Leute, die von sogenannten Dämonen beherrscht werden? Dieser Gedanke zieht sich durch den größten Teil der Volksüberlieferungen auf der ganzen Welt. Einige der Besessenen waren natürlich schizophren und andere echte Betrüger. Aber es gab eine Menge Fälle echter spiritueller Invasion, bei der Geister von anderen in Besitz genommen wurden, die es verstanden, aus ihrem eigenen Körper zu scheiden und sich in einen anderen zu begeben. Die Invasoren haben die Herrschaft ohne mechanische Hilfe übernommen, und zwar
gegen den echten, starken Widerstand ihrer Opfer. In Ihrem Fall besitzen wir die Yogamaschine und Leute, die bereit sind, Sie einzulassen. Warum sollten Sie sich also Sorgen machen?«
    »Also gut«, sagte Blaine. »Wie ist es auf den Marquesas?«
    »Schön«, sagte Orc und stach die Nadel in seinen Arm. »Es wird Ihnen gefallen.«
    Blaine driftete langsam in die Besinnungslosigkeit; er dachte an Palmen, an schäumende Wellen, die gegen Korallenriffe schlugen, und an Mädchen mit dunklen Augen, die einem steinernen Götzen dienten.

30
    Es gab kein Gefühl des Aufwachens, kein Gefühl des Übergangs. Wie ein brillantes Farbdia, das plötzlich auf eine weiße Leinwand projiziert wird, war er schlagartig wieder bei Bewusstsein. Plötzlich erwachten die Marionetten zappelnd zum Leben und er handelte und bewegte sich.
    Er war nicht völlig Thomas Blaine. Er war auch Edgar Dyersen. Oder war er Blaine innerhalb Dyersens, ein integraler Bestandteil von Dyersens Körper, ein Teil von Dyersens Geist, der die Welt durch Dyersens matte Augen betrachtete, Dyersens Gedanken dachte und alle schemenhaften, halbbewussten Fragmente von Dyersens Erinnerungen, Hoffnungen, Ängsten und Wünschen erfuhr? Und doch war er immer noch Blaine.
    Dyersen-Blaine kam von seinem umgegrabenen Feld und lehnte sich gegen einen Holzzaun. Er war ein Farmer in Südjersey, einer von den altmodischen Farmern, die nur
wenige landwirtschaftliche Maschinen besaßen, weil sie ihnen sowieso nicht trauten. Er war fast siebzig und immer noch verdammt gut beieinander. Seine Gelenke wiesen eine Spur Arthritis auf, die der kluge junge Medico im Dorf aber schon zum größten Teil geheilt hatte; und manchmal bereitete ihm sein Rücken Schwierigkeiten, bevor es regnete. Aber er war der Meinung, ganz gesund zu sein, gesünder als die meisten, und dass er es noch gut zwanzig Jahre machen könne.
    Dyersen-Blaine ging auf seine Hütte zu. Sein graues Arbeitshemd war von saurem Schweiß durchtränkt und Schweißflecken schmückten auch seine formlose Jeans.
    Da hörte er einen Hund bellen und sah verschwommen, dass sich ihm eine gelbbraune Gestalt näherte. (Brille? Nein danke. Geht auch so ganz gut.)
    »He, Champ! He, alter Junge!«
    Der Hund rannte im Kreis um ihn herum, dann trottete er neben ihm her. Er hatte etwas Graues im Maul, vielleicht eine Ratte oder ein Stück Fleisch. Dyersen-Blaine konnte es nicht genau erkennen.
    Er bückte sich, um Champs Kopf zu tätscheln …

    Wieder war da kein Gefühl des Übergangs oder der vergehenden Zeit. Es wurde einfach ein neues Dia auf die Leinwand geworfen und eine neue Marionette erwachte zappelnd zum Leben.
    Jetzt war er Thompson-Blaine, neunzehn Jahre alt, der dösend auf seinem Rücken auf den rohen Planken eines Segelschiffs lag und Hauptsegel und Ruderpinne mit seiner braunen Hand festhielt. Nach Steuerbord lag die flache Ostküste und zur Backbordseite konnte er ein Stück des Hafens von Baltimore erkennen. Das Skiff trieb leicht vor der leichten Sommerbrise und unter dem Stevenanlauf gluckerte fröhlich das Wasser.

    Thompson-Blaine rückte seinen schlaksigen, braungebrannten Körper auf den Planken zurecht und zappelte herum, bis er seinen Fuß endlich gegen den Mast stützen konnte. Er war erst seit einer Woche wieder zu Hause, nachdem er zwei Jahre auf dem Mars gearbeitet und studiert hatte. Es war wirklich sehr interessant gewesen, besonders die Archäologie und Speläologie. Die Sandbebauung war ab und zu ein bisschen eintönig gewesen, aber es hatte ihm Spaß gemacht, die Erntemaschinen zu steuern.
    Nun war er wieder für zwei Jahre zu Hause, um einen zweijährigen Intensivkurs am College zu absolvieren. Dann sollte er auf den Mars zurückkehren, als Farmmanager. So wollte es sein Stipendiumgeber. Aber sie konnten ihn

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