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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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zu ihren Lebzeiten geschehen. Wie sie wohl mit Kiemen aussehen würde? Geheimnisvoll, wahrscheinlich, glatt und seltsam, eine Fischgöttin.
    Außerdem konnte sie sie immer noch mit Haar bedecken, wenn sie ihr nicht stehen sollten.
    Im gelben Licht ihres Scheinwerfers sah sie vor sich die Korallenhöhlen, ein rotes und rosa Labyrinth voller Verästelungen, mit gemütlichen, luftdichten Stellen in seinem Inneren, wo man sicher sein konnte, allein zu bleiben. Und dann sah sie Tom.
    Unsicherheit durchflutete sie. Und wenn sie nun schwanger würde? Tom hatte ihr versichert, dass schon alles in Ordnung gehen würde, aber er war ja auch erst neunzehn. War es richtig, das zu tun? Sie hatten oft genug darüber geredet und sie hatte ihn mit ihrer Offenheit schockiert. Aber Reden und Handeln waren zweierlei Dinge. Was würde Tom von ihr denken, wenn sie Nein sagte? Vielleicht
könnte sie so tun, als wäre es ein Scherz gewesen, als habe sie ihn nur ärgern wollen?
    Lang und golden schwamm Tom neben ihr auf die Höhlen zu. Er sagte »Hallo« in der Sprache der Finger. Ein Hornfisch kam an ihnen vorbei und dann auch ein kleiner Hai. Was sollte sie tun? Die Höhlen waren schon sehr nah, lagen dunkel und einladend vor ihnen. Tom lächelte sie an und sie spürte, wie ihr Herz zu schmelzen begann …

    Elgin-Blaine saß aufrecht da und stellte fest, dass er wohl gerade eingedöst sein musste. Er befand sich an Bord eines kleinen Motorboots, auf einem Liegestuhl in Decken eingehüllt. Das kleine Schiff rollte und schlingerte in der See, aber die Sonne schien hell und der Passat trug den Dieselqualm in einer breiten dunklen Wolke davon.
    »Fühlen Sie sich besser, Mr. Elgin?«
    Elgin-Blaine blickte zu dem kleinen bärtigen Mann mit der Kapitänsmütze hoch. »Prima, ganz prima«, sagte er.
    »Wir sind fast da«, sagte der Kapitän.
    Elgin-Blaine nickte vage und versuchte, eine Bestandsaufnahme zu machen. Er dachte angestrengt nach und erinnerte sich daran, dass er kleiner als der Durchschnitt war, sehr muskulös, mit breitem Brustkasten und Schultern, mit Beinen, die für einen solch herkulischen Torso ein bisschen zu kurz schienen, mit großen, schwieligen Händen. Auf seiner Schulter befand sich eine alte, zackige Narbe, die Erinnerung an einen Jagdunfall …
    Elgin und Blaine verschmolzen miteinander.
    Da wurde ihm klar, dass er endlich wieder in seinem eigenen Körper steckte. Blaine war sein Name, und Elgin musste das Pseudonym sein, unter dem Carl Orc und Joe ihn eingeschifft hatten.
    Der lange Flug war vorbei! Sein Geist und sein Körper waren wieder eins!

    »Man hat uns gesagt, es gehe Ihnen nicht gut, Sir«, sagte der Kapitän. »Aber Sie lagen ja so lange in diesem Koma …«
    »Jetzt geht’s mir wieder gut«, sagte Blaine. »Sind wir noch weit von den Marquesas entfernt?«
    »Nicht sehr. Die Insel Nuku Hiva ist nur noch ein paar Stunden entfernt.«
    Der Kapitän ging zu seinem Steuerhaus zurück und Blaine dachte über die vielen Persönlichkeiten nach, denen er begegnet war und mit denen er sich vermischt hatte.
    Er empfand Respekt für den aufrechten und unabhängigen alten Dyersen, der langsam in seine Hütte zurückging, hoffte, dass der junge Sandy Thompson zum Mars zurückkehren würde, bemitleidete den durchgedrehten und mörderischen Piggot, genoss seine Begegnung mit dem ernsten und offenen Juan Ramirez, empfand eine Mischung aus Mitleid und Verachtung für den moralisch schwachen Ed Tyler, wünschte Janice Mariner das Beste.
    Sie waren immer noch bei ihm. Ob gut oder böse, er wünschte ihnen das Beste. Sie waren jetzt seine Familie. Entfernte Verwandte, Cousins und Onkel, die er nie wiedertreffen würde, Nichten und Neffen, über deren Schicksal er nachsinnen konnte.
    Wie alle Familien waren auch sie ein zusammengewürfelter Haufen; aber sie gehörten zu ihm und er würde sie nie vergessen.
    »Nuku Hiva ahoi!«, rief der Kapitän.
    Blaine erblickte am Rand des Horizonts einen winzigen schwarzen Fleck, über dem eine weiße Kumuluswolke schwebte. Er verscheuchte entschlossen seine Gedanken und nahm sich vor, nicht mehr allzu viel über seine adoptierte Familie nachzudenken. Er musste sich mit den Realitäten der Gegenwart auseinandersetzen. Bald würde er ein neues Zuhause haben und das bedurfte seiner ganzen Aufmerksamkeit.

31
    Das Schiff dampfte gemächlich in die Bucht von Taiohae. Der Kapitän, ein stolzer Sohn der Inseln, hatte sich zur Verfügung gestellt, Blaine das Wichtigste über seine neue Heimat zu

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