Der widerspenstige Planet
schon riskant genug … Junge, wie geht’s deiner dürren Frau?«
»Ist noch genauso gemein wie immer«, sagte Tyler-Blaine.
Der Zombie machte ein Geräusch, das wie Lachen klang. »Ich hab dich davor gewarnt, schon vor zehn Jahren, dieses Mädchen zu heiraten. Stimmt’s?«
»Ja, das hast du, Onkel Rafe. Du warst der Einzige, der vernünftig war. Wünschte, ich hätte auf dich gehört.«
»Hättest du mal, mein Junge! Na ja, ich geh zurück in mein Versteck.«
»Bist du deiner Sache auch ganz sicher?«, fragte Tyler-Blaine gespannt.
»Aber ja.«
»Und du wirst auch ganz gewiss sterben?«
»Ja, das werde ich, mein Junge. Und ich komm schon an die Schwelle, verlass dich drauf! Und wenn ich da bin, dann halte ich mein Versprechen. Ganz bestimmt!«
»Danke, Onkel Rafe.«
»Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Ich werd’ sie heimsuchen, wenn der Herr mich an die Schwelle lässt. Erst kommt dieser fette Doktor an die Reihe, der mich zu dem gemacht hat, was ich jetzt bin. Aber dann spuke ich bei ihr. Ich spuke so lange, bis sie verrückt wird. Ich spuke, bis sie durch ganz Kalifornien zu Fuß vor dir wegrennt.«
»Danke, Onkel Rafe.«
Der Zombie gab einen krächzenden Laut von sich, der wohl ein Gelächter vorstellen sollte, und kroch zurück in den Wald. Mit einem Mal lief Tyler-Blaine ein Schauer über den Rücken, dann nahm er die leere Schüssel auf und ging zurück zu seinem heruntergekommenen Wellblech …
Mariner-Blaine zog den Riemen ihres Badeanzugs noch ein wenig straffer, so dass er sich enger an ihren schlanken, üppigen jungen Körper anschmiegte. Sie befestigte den Lufttank auf ihrem Rücken, ergriff ihr Atemgerät und wandte sich der Druckluke zu. »Janice?«
»Ja, Mutter?«, fragte sie und drehte sich mit ausdruckslosem Gesicht um.
»Wohin gehst du, Liebes?«
»Nur mal eben schwimmen, Mami. Hab mir gedacht, ich könnte mir mal die neuen Gärten auf Level 12 anschauen.«
»Du hast doch wohl nicht etwa vor, dich mit Tom Leuwin zu treffen, oder?«
Ahnte ihre Mutter etwas? Mariner-Blaine strich sich ihr schwarzes Haar glatt und antwortete: »Ganz bestimmt nicht.«
»Na gut«, sagte ihre Mutter und lächelte skeptisch. Offenbar glaubte sie ihr nicht. »Und sei früh wieder da, Liebes. Du weißt ja, wie leicht dein Vater sich Sorgen macht.«
Sie beugte sich vor und gab ihrer Mutter einen hastigen Kuss, dann eilte sie in die Druckschleuse. Ihre Mutter wusste es, da war sie sich sicher! Und sie hielt sie nicht auf! Aber warum sollte sie auch? Schließlich war sie schon siebzehn, alt genug, um zu wissen, was sie wollte. Heutzutage wurden die Kinder eben schneller erwachsen als zu Mamis Zeiten, auch wenn die Eltern das nicht immer begreifen wollten. Aber Eltern begriffen ja sowieso nicht viel. Die wollten ja immer nur herumsitzen und neues Farmland hinzugewinnen. Und wenn sie sich vergnügen wollten, dann spielten sie irgendeine klassische Aufnahme ab, ein Stück Pop oder Rock’n’Roll. Und redeten dann darüber, wie frei und expressionistisch ihre Vorfahren waren. Und manchmal sahen sie sich große, glänzende Kunstbücher an, die mit Reproduktionen von Comic-Strips des zwanzigsten Jahrhunderts angefüllt waren, und sprachen über die in Vergessenheit geratene Kunst der Satire. Wenn die sich mal einen tollen Abend machen wollten, dann gingen sie in die Galerie und starrten voller Bewunderung auf die Sammlung der Titelseiten der Saturday Evening Post aus der Großen Periode. Aber dieses ganze langweilige Zeug ödete sie nur an. Zum Teufel mit der Kunst, sie zog Sensorien vor.
Mariner-Blaine rückte ihre Gesichtsmaske und das Atemgerät zurecht, legte die Schwimmflossen an und drehte am Ventil. Wenige Sekunden später war die Schleuse voller Wasser. Sie wartete ungeduldig, bis sich der Druck dem Außendruck angeglichen hatte. Dann öffnete sich die Schleuse automatisch und sie schoss hinaus.
Die Druckfarm ihres Vaters befand sich auf dem Hundert-Fuß-Level, nicht weit von dem mammutartigen Unterseeblock von Hawaii. Sie wandte sich nach unten und sank mit kräftigen, schnellen Schwimmzügen in die grüne Tiefe. Tom würde bei den Korallenhöhlen auf sie warten.
Als Mariner-Blaine tiefer sank, wurde es dunkler um sie herum. Sie stellte ihre Kopfscheinwerfer an und biss fester in ihr Mundstück. Stimmte es wohl, dachte sie, dass die Unterwasserfarmer bald dazu in der Lage sein würden, eigene Kiemen zu entwickeln? Das hatte ihr Biologielehrer behauptet und vielleicht würde das noch
Weitere Kostenlose Bücher