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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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lediglich als Touristenattraktion, aber die Venus biete echte Möglichkeiten vorwärtszukommen. Auf die Venus kämen die Wegbereiter, Vorkämpfer, allesamt vom Schlag der amerikanischen Mittelwestler, Burenfarmer, Israelis und australischen Rancher. Hartnäckig kämpften sie um die fruchtbaren Steppen, die erzreichen Gebirge und Süßwasserseen. Sie schlugen sich mit den auf Steinzeitniveau lebenden, von Eidechsen abstammenden Ureinwohnern, den Ais. Ihre großen Siege bei Satan’s Pass, Squareface, Albertsville und Double Tongue und ihre Niederlagen am Slow River und bei Blue Falls seien bereits im Buch der Geschichte vermerkt. Und die Kriege seien noch nicht vorbei. Auf der Venus könne man noch eine ganze Welt erringen, meinte der Fahrer.
    Crompton hörte zu und wünschte sich, dazuzugehören. Loomis langweilte sich entsetzlich; die aus den Sümpfen aufsteigenden Dämpfe förderten seine Stimmung nicht gerade.

    Ou-Barkar bestand aus einer Gruppe von Pflanzungen tief im Innern des White-Cloud-Kontinents. Fünfzig Menschen beaufsichtigten hier die Arbeit von zweitausend Einwohnern: die Anpflanzung, Pflege und das Einholen der Ernte der Li-Bäume, die nur in diesem Gebiet wuchsen. Die Li-Frucht, zweimal jährlich gepflückt, diente als Grundlage für die Eli-Würze, ein Gewürz, ohne das kein Koch der Erde mehr auskam.
    Crompton wandte sich an den Aufseher, einen großen rotgesichtigen Mann namens Harris, der einen Revolver an der Hüfte trug und eine lange, geflochtene Lederpeitsche in der Hand hielt.
    »Dan Stack?«, wiederholte der Aufseher. »Natürlich, Stack hat fast ein ganzes Jahr hier gearbeitet. Dann zog er ab, nicht ohne vorher noch einen Tritt in den Hintern bekommen zu haben.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, mir den Grund dafür zu nennen?«
    »Durchaus nicht«, sagte der Aufseher. »Aber dazu müssen wir unbedingt einen Drink nehmen.«
    Er führte Crompton zur einzigen Kneipe Ou-Barkars. Bei einem Glas des im Ort gebrannten Kornwhiskys erzählte Harris von Dan Stack.
    »Er kam von East Marsh hierher. Ich glaube, dass das etwas mit einem Mädchen zu tun hatte – er soll ihr die Zähne eingeschlagen haben oder so. Aber das geht mich nichts an. Die meisten hier bei uns sind nicht gerade Musterknaben und in den Städten wird man wohl froh sein, dass man uns alle los ist. Ich stellte Stack als Aufsicht über fünfzig Ais auf einem vierzig Hektar großen Li-Feld ein. Anfangs leistete er gute Arbeit.«
    Der Aufseher leerte sein Glas. Crompton bestellte ein zweites und bezahlte es.

    »Ich hatte ihm erklärt, dass er seine Leute antreiben müsse, wenn er etwas erreichen wolle«, fuhr Harris fort. »Wir verwenden hauptsächlich Ais vom Stamm der Chipetzi. Sie sind mürrische, hinterhältige Kerle, aber kräftig. Ihr Häuptling vermietet uns Arbeiter in einem Zwanzigjahresvertrag. Als Gegenleistung bekommt er Waffen. Damit versuchen sie dann wieder, uns umzulegen, aber wir werden schon mit ihnen fertig.«
    »Ein Zwanzigjahresvertrag?«, fragte Crompton. »Dann sind die Ais also praktisch Sklaven?«
    »Richtig«, erwiderte Harris. »Manche Pflanzer versuchen das zu beschönigen. Sie nennen das System ›Dienstverpflichtung‹ oder auch ›Feudalübergangswirtschaft‹. Aber es ist Sklaverei, und warum soll man das nicht offen sagen? Auf andere Weise kann man diese Leute nicht zivilisieren. Stack hatte das begriffen. Er war ein großer, starker Bursche und konnte mit der Peitsche umgehen. Ich nahm eigentlich an, dass es mit ihm klappen müsste.«
    »Und?«, fragte Crompton, nachdem er noch einen Whisky für Harris bestellt hatte.
    »Anfangs hielt er sich gut«, meinte der Aufseher. »Er benutzte die Peitsche, erfüllte seine Erntequote und holte sogar einen Überschuss heraus. Aber er kannte kein Maßhalten. Er begann, seine Leute mit der Peitsche umzubringen und Ersatz kostet Geld. Ich wies ihn an, ein bisschen vorsichtiger zu sein. Er hörte nicht auf mich. Eines Tages überfielen ihn seine Chipetzi und er musste etwa acht davon niederknallen, bevor sie sich zurückzogen. Ich redete ihm ins Gewissen und erklärte ihm, dass man die Ais zur Arbeit zwingen müsse, sie aber nicht umbringen dürfe. Natürlich rechnen wir mit Verlusten. Aber Stack trieb es zu arg und verminderte damit den Ertrag.«
    Der Aufseher seufzte und zündete sich eine Zigarette an. »Stack bediente sich zu gern der Peitsche. Das tun viele
Aufseher, aber Stack war maßlos. Seine Chipetzi stürzten sich wieder auf ihn und diesmal war es ein

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