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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Raumschiff erreichte endlich die Venus.

    Sie wurden auf Satellit drei abgesetzt, wo sie bei Zoll-, Einwanderungs- und Gesundheitsbeamten vorstellig werden mussten. Man verpasste ihnen Injektionen gegen schleichendes
Fieber, die Venuspest, die Knightsche Krankheit und das Große Jucken. Sie erhielten Pulver gegen Moorfäule und Pillen gegen Blaufuß. Schließlich wurde ihnen gestattet, mit der Fährrakete zum Ausschiffungshafen in New Port Haarlem hinunterzufliegen.
    Diese Stadt am Westufer der Inland-Zee lag in der gemäßigten Zone des Planeten. Trotzdem war ihnen nach dem kühlen, belebenden Marsklima unangenehm warm. Hier sahen sie die ersten Venus-Ureinwohner außerhalb einer Zirkusshow; sie begegneten ihnen sogar zu Hunderten. Sie waren im Durchschnitt eineinhalb Meter groß und ihre schuppigen Leiber wiesen auf die entfernte Verwandtschaft mit Eidechsen hin. Auf den Bürgersteigen gingen sie aufrecht, aber bei großem Gedränge bewegten sie sich mittels ihrer Saugnäpfe an Händen, Füßen, Knien und Unterarmen quer über die Häuserfassaden,
    Viele Gebäude hatten ihre Fenster zum Schutz vor Eindringlingen mit Stacheldraht versehen, denn den Ureinwohnern wurde nachgesagt, dass sie zwischen Mein und Dein kaum unterschieden: Ihr einziger Sport war der Meuchelmord.
    Crompton hielt sich einen Tag in der Stadt auf und flog dann mit einem Hubschrauber nach East Marsh, der letzten Anschrift Dan Stacks. Der Flug erwies sich als monotones Surren und Knattern durch dichte Wolkenbänke, die jede Sicht verhinderten. Das Radargerät gab schrille Töne von sich, während die Antenne den Himmel nach den wandernden Inversionszonen absuchte, wo der gefürchtete Venus-Tornado, der »Zicre«, manchmal innerhalb weniger Augenblicke sein verwüstendes Werk begann. Aber bei diesem Flug blieben die Winde sanftmütig und Crompton schlief die meiste Zeit.
    East Marsh war ein geschäftiger Hafen an einem Zufluss der Inland-Zee. Hier machte Crompton Stacks Pflegeeltern
ausfindig, ein Greisenpaar um die achtzig. Sie berichteten ihm, dass Dan ein großer, starker Bursche sei, manchmal ein wenig unbesonnen, aber von Herzen gutmütig. Sie versicherten ihm; dass das mit der Tochter der Morrisons gar nicht stimme. Dan sei zu Unrecht beschuldigt worden. Dan würde einem hilflosen armen Mädchen nie etwas antun.
    »Wo finde ich Dan?«, erkundigte sich Crompton.
    »Ach«, sagte der alte Mann, aus wässrigen Augen blinzelnd, »Sie wissen nicht, dass Dan von hier weggegangen ist? Das muss jetzt zehn oder fünfzehn Jahre her sein.«
    »East Marsh war ihm zu langweilig«, erklärte die alte Frau giftig. »Er hat uns unseren Notpfennig gestohlen und ist mitten in der Nacht verschwunden.«
    »Er wollte uns eben nicht stören«, verbesserte der Alte. »Dan hat sein Glück machen wollen. Und mich würde es nicht überraschen, wenn es ihm gelungen wäre. In ihm steckte das Zeug zu einem richtigen Mann.«
    »Wohin ist er denn gegangen?«, fragte Crompton.
    »Keine Ahnung«, erwiderte der Alte. »Er hat uns nie geschrieben. Mit Worten hat er’s nicht so gehabt, unser Dan. Aber Billy Davis sah ihn einmal in Ou-Barkar, als er eine Ladung Kartoffeln hinbrachte.«
    »Wann war das?«
    »Vor fünf oder sechs Jahren«, sagte die alte Frau. »Seitdem haben wir nichts mehr von Dan gehört. Die Venus ist sehr groß, Mister.«
    Crompton bedankte sich bei den beiden. Er versuchte, Bill Davis ausfindig zu machen, erfuhr aber, dass er als Maat auf einem kleinen Frachter angeheuert hatte. Das Schiff war vor einem Monat abgefahren und legte an sämtlichen Häfen der südlichen Inland-Zee an.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte Crompton. »Wir müssen nach Ou-Barkar.«

    »Wahrscheinlich hast du Recht«, meinte Loomis. »Offengestanden mache ich mir aber langsam Gedanken über diesen Stack.«
    »Ich auch«, gab Crompton zu. »Aber er gehört zu uns und wir brauchen ihn zur vollständigen Reintegration.«
    »Eben«, sagte Loomis. »Also vorwärts, Kamerad.«
    Crompton machte sich auf den Weg. Er bestieg einen Hubschrauber nach Depotsville und fuhr von dort mit dem Bus nach St. Denis. Hier gelang es ihm, von einem Sattelschlepper mitgenommen zu werden, der nach Ou-Barkar unterwegs war. Der Fahrer war froh, bei der Fahrt durch die eintönige Landschaft etwas Gesellschaft zu haben.
    Während der vierzehnstündigen Reise erfuhr Crompton einiges über die Venus. Die riesige, warme Wasserwelt galt als Pioniergebiet für die Erde, erzählte ihm der Fahrer. Der Mars diene

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