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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Verschmelzung gelangen, muss das sich daraus ergebende Ich nicht unbedingt stabil sein. Vielleicht überwiegen psychotische Elemente, und dann …«
    »Wir müssen die Dinge einfach nehmen, wie sie kommen«, meinte Loomis. »Tag für Tag, Stück für Stück.«
    Crompton stimmte zu. Loomis, die gutmütige, unbeschwerte, genusssüchtige Seite seines Wesens, zeitigte bereits ihre Wirkung. Mit einer besonderen Willensanstrengung zwang er sich, seine Sorgen für den Augenblick zu vergessen. Bald danach war er in der Lage, sich einem Kreuzworträtsel zuzuwenden, während Loomis an einem Gedicht arbeitete.

    Der Rápido erreichte Port Newton und Crompton ließ sich mit einer Fährrakete zur Marsstation eins hochtragen. Er unterzog sich allen Zoll-, Prüf- und Untersuchungsformalitäten
und flog zum Raketenhafen weiter. Dort musste er vierzehn Tage auf ein Schiff zur Venus warten. Der junge Schalterbeamte erzählte etwas von »Opposition« und »wirtschaftlich vertretbaren Umlaufbahnen«, aber weder Crompton noch Loomis verstanden, wovon er sprach.
    Die Verzögerung erwies sich als wertvoll. Loomis konnte eine brauchbare Unterschrift zu einem Brief an einen Freund in Elderberg liefern, mit dem dieser ermächtigt wurde, Loomis’ Besitz zu Geld zu machen, die Rechnungen zu bezahlen, eine beträchtliche Summe für seine Dienste einzubehalten und den Rest an Crompton, Loomis’ Erben, zu schicken. Am elften Tag waren diese Transaktionen abgeschlossen und Crompton verfügte über nahezu dreitausend dringend benötigte Dollar.
    Endlich startete das Raumschiff zur Venus. Crompton machte sich daran, Basic Yggdra, die Grundsprache ihrer Ureinwohner zu erlernen. Zum ersten Mal in seinem Leben versuchte auch Loomis zu arbeiten; er legte sein Gedicht beiseite und widmete sich ebenfalls dem Sprachenstudium. Die komplizierte Konjugation und Deklination des Yggdra langweilte ihn indes bald, er strengte sich jedoch an, so gut er konnte, und bestaunte den fleißigen Crompton.
    Dieser wiederum unternahm ein paar versuchsweise Vorstöße in das Gebiet des Genusses schöner Dinge. Von Loomis geleitet und aufgeklärt, besuchte er Schiffskonzerte, besah sich die Gemälde im großen Salon und blickte mit einer gewissen Ausdauer zu den grell leuchtenden Sternen empor. Das alles schien ihm unnütz und eine rechte Zeitverschwendung, aber er gab nicht auf.
    Am zehnten Reisetag wurde ihre Zusammenarbeit durch die Frau eines in der zweiten Generation auf der Venus ansässigen Pflanzers gestört, die Crompton in der Aussichtskanzel kennenlernte. Sie war auf dem Mars in einem Sanatorium
von ihrer Tuberkulose geheilt worden und befand sich auf dem Heimflug.
    Sie war klein, lebendig und schwarzhaarig, hatte schöne dunkle Augen und schimmerndes, lockiges Haar. Die lange Reise durch den Weltraum langweilte sie.
    Sie besuchten gemeinsam die Schiffsbar. Nach vier Martinis entspannte sich Crompton und ließ Loomis das Kommando übernehmen. Loomis tanzte mit ihr zu den Klängen eines Plattenspielers, dann zog er sich großzügig zurück und übergab an Crompton, der nervös war, ständig rot wurde, sich ungeschickt anstellte und hellauf begeistert war. Und es war Crompton, der sie zum Tisch zurückführte, Crompton, der mit ihr plauderte, und Crompton, der ihre Hand berührte, während Loomis wohlgefällig zusah.
    Um zwei Uhr nachts, Schiffszeit, verabschiedete sich die junge Frau, nicht ohne vorher bedeutungsvoll auf ihre Kabinennummer hingewiesen zu haben. Crompton taumelte traumverloren zu seiner eigenen Kabine im B-Deck und sank glückselig auf sein Bett.
    »Na, und jetzt?«, fragte Loomis.
    »Wieso ›Na, und jetzt‹?«
    »Gehen wir. Die Einladung war deutlich genug.«
    »Ich kann mich an keine Einladung erinnern«, sagte Crompton verwirrt.
    »Sie hat ihre Kabinennummer genannt«, erklärte Loomis. »Das war, zusammen mit den anderen Vorfällen heute Abend, eine unmissverständliche Einladung – ja, fast ein Befehl.«
    »Das glaube ich nicht!«, rief Crompton.
    »Ehrenwort«, sagte Loomis. »In diesen Dingen habe ich ein wenig Erfahrung. Die Einladung ist klar, der Weg frei. Vorwärts!«
    »Nein, nein«, wehrte Crompton ab. »Ich darf doch – kann nicht …«

    »Mangel an Erfahrung ist keine Entschuldigung«, verkündete Loomis fest. »Die Natur hilft sehr großzügig, wenn man sich ihr nur überlässt. Du wirst doch jetzt nicht kneifen!«
    Crompton stand auf, wischte sich die glühende Stirn und machte zwei zögernde Schritte zur Tür. Dann drehte er

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