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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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oder dümmlich interpretieren ließ.
    »Ich glaube, wir sollten nicht mehr länger hier zwischen den Büschen herumturnen«, sagte Detringer. »Es ist an der Zeit, vorzutreten und die Fremden mit der Würde zu begrüßen, die sich für einen Botschafter des Volkes von Ferlang geziemt.«

    Er marschierte ohne zu zögern los, direkt auf die Soldaten zu, mit Ichor im Kielwasser. Detringers Erscheinen war großartig – ebenso großartig, wie er selbst sich in diesem Moment fühlte.

6
    Jeder an Bord der Jenny Lind wusste, dass ein fremdes Raumschiff nur eine Meile entfernt vor ihnen lag. Es hätte also keine Überraschung sein müssen, als sich nun herausstellte, dass sich an Bord des fremden Schiffes auch ein fremdes Wesen befunden hatte und dass dieses fremde Wesen sich nun kühn näherte, um mit Kettelmans Marinesoldaten zusammenzutreffen.
    Aber es war doch eine Überraschung. Niemand war innerlich darauf vorbereitet gewesen, einem leibhaftigen, zum Fürchten aussehenden, absolut lebendigen Außerirdischen zu begegnen. Die Sache konnte unabsehbare Folgen haben und warf schon zu Anfang eine ganze Menge schwierigster Fragen auf. Um nur eine zu nennen: Was sagte man zur Begrüßung, wenn man als erster Mensch einem Extraterrestrier gegenüberstand? Wie konnte man der gewaltigen historischen Dimension dieses Augenblickes gerecht werden? Was immer man sagen würde, es würde eines jener geflügelten Worte werden wie: Dr. Livingstone, I presume. Man würde auf der Erde noch Jahrhunderte darüber reden – ob sie nun zu pompös oder zu banal waren. Einen Alien zu treffen, war eine verdammt heikle Sache.
    Captain Macmillan und Colonel Kettelman suchten beide fieberhaft nach einer passenden Begrüßung und verwarfen ständig die Sätze, die sie sich gerade zurechtgelegt hatten,
immer die Hoffnung im Hinterkopf, der C31-Übersetzungscomputer würde im entscheidenden Augenblick einen Kurzschluss haben. Die Marinesoldaten beteten währenddessen: Oh Gott, lass ihn nicht gerade mich ansprechen! Selbst der Schiffskoch dachte: Allmächtiger, ich vermute, das Erste, was er wissen will, ist, was wir essen …
    Aber Kettelman stand dem Fremden im Augenblick am nächsten. Er dachte: Zum Teufel mit dem Burschen – ich werde jedenfalls nicht als Erster mit ihm reden. Er verlangsamte seine Schritte, so dass ihn seine ausschwärmenden Männer einfach überholen mussten. Doch die Marinesoldaten blieben sofort stehen und warteten auf ihren Colonel. Captain Macmillan, der den Soldaten folgte, blieb ebenfalls stehen und wünschte sich, er hätte seine Ausgehuniform mit allen Orden angelegt. Er wusste, dass er der beeindruckendste Mann hier draußen war, und der Fremde musste einfach direkt zu ihm kommen und ihn ansprechen.
    Keiner von ihnen rührte sich. Der Fremde kam immer näher. Die Begeisterung in den Reihen der Terraner drohte in Panik umzuschlagen. Die Marinesoldaten starrten den Außerirdischen an und dachten: Was hat er vor? Sie wichen leicht zurück und standen kurz vor einem unmilitärischen Rückzug, auch Flucht genannt. Kettelman sah es und dachte: Sie werden das Corps entehren und mich mit!
    Diese Wendung bekümmerte ihn zutiefst. Plötzlich fielen ihm die Journalisten ein. Die Journalisten, das war es! Sollten die Journalisten ihn doch interviewen, die wurden schließlich für so etwas bezahlt!
    »Das Ganze halt!«, kommandierte Kettelman.
    Auch der Fremde blieb stehen. Vielleicht wollte er abwarten, was da bei den anderen Fremden vorging.
    »Captain«, sagte Kettelman zu Macmillan, »ich schlage vor, wir sollten in diesem historischen Augenblick die
Journalisten loslassen – eh, ich meine, zum Einsatz bringen.«
    »Ein exzellenter Vorschlag«, stimmte Macmillan zu und gab Anweisungen, die Journalisten aus der Stasis aufzuwecken und nach vorn zu bringen, so schnell es möglich war.
    Dann warteten alle darauf, dass die Journalisten erschienen.

7
    Die Journalisten wurden in einem besonderen Raum aufbewahrt. Ein Schild an der Tür trug die Aufschrift STASIS – Zutritt nur für autorisiertes Personal . Darunter stand von Hand in Blockbuchstaben: NUR AUFWECKEN, WENN TOP-STORY IN AUSSICHT.
    Im Inneren des Raumes lagen fünf Journalisten und eine Journalistin, jeder in seiner eigenen Konservierungskapsel. Sie hatten gemeinsam den Entschluss gefasst, dass es sich nicht lohnte, ihre kostbare Zeit in den Jahren zu verschwenden, in denen die Jenny Lind auf einem ereignislosen Flug einem unbekannten Ziel entgegensteuerte – wenn es

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