Der widerspenstige Planet
hob den Kopf. Die Sonne ging unter, schwarze Wolken waren im Westen aufgezogen, die den ockerfarbenen Himmel verhüllten. Im Lager wurde es still und selbst die Trommeln auf den nahen Hügeln waren verstummt.
»Zehn Sekunden … fünf, vier, drei, zwei, eins – jetzt!«, sagte Morrison und drückte den Hebel nach unten. In
diesem Augenblick spürte er den Wind auf seinem Gesicht. Kurz bevor der Berg aufbrach, tastete er nach dem Hebel; instinktiv wollte er das Unvermeidliche verhindern.
Denn schon bevor er die Schreie seiner Männer hörte, wusste er, dass etwas an dem Ablauf der Sprengungen nicht gestimmt hatte. Hier war ein Fehler passiert, ein schrecklicher Fehler.
Anschließend, in der Stille seines Zeltes, als die Verletzten ins Krankenhaus geschafft und die Toten begraben worden waren, versuchte Morrison, den Vorgang zu rekonstruieren.
Ein unglücklicher Zufall natürlich: eine plötzliche Änderung der Windrichtung, unerwartete Sprödigkeit des Gesteins unter der obersten Schicht, Versagen der Dämpfungsvorrichtung und die verbrecherische Leichtsinnigkeit, zwei Zusatzaggregate dort anzubringen, wo sie den größten Schaden anrichten mussten.
Wieder ein Fall in einer langen Reihe statistischer Unwahrscheinlichkeiten, sagte er sich. Dann setzte er sich plötzlich auf.
Zum ersten Mal kam er auf die Idee, dass diese Unfälle absichtlich herbeigeführt worden sein konnten.
Absurd! Aber die Planetarkonstruktion war eine gewaltige Arbeit. Unfälle waren unvermeidlich. Wenn jemand nachhalf, konnten sie sich zu einer Katastrophe ausweiten …
Er stand auf und begann im Zelt hin und her zu gehen. Dengue galt sein stärkster Verdacht. Der Konkurrenzkampf zwischen den Großunternehmen war heftig. Falls man der Transterran Steel Nachlässigkeit vorwerfen konnte, würde sie ihre Lizenz verlieren, sehr zum Vorteil von Dengues Firma und seiner eigenen Person.
Aber Dengue – nein, das war zu auffällig. Es hätte jeder von ihnen sein können. Selbst der kleine Lerner mochte seine Motive haben. Er durfte keinem trauen. Vielleicht sollte er sogar die Einwohner mit ihrer Zauberei mit einbeziehen. Soweit er sich auskannte, konnte es sich dabei um unbewusste Psi-Manipulationen handeln.
Er ging zum Eingang und blickte auf die Zeltstadt hinaus. Wen traf die Schuld?
Von den Hügeln drang das Trommeln der früheren Besitzer dieses Planeten herüber. Und vor ihm ragte immer noch der schroffe, gezackte Gipfel des Berges ohne Namen auf, der sie mit Steinlawinen überschüttet hatte.
Morrison schlief schlecht in dieser Nacht.
Am nächsten Tag lief die Arbeit wie gewöhnlich. Die großen Lastwagen voll Chemikalien für die Trockenlegung der nahen Sümpfe formierten sich zu einem Konvoi.
Dengue erschien in heller Hose und rosafarbenem Hemd. »Ich möchte gern mitfahren, wenn niemand was dagegen hat, Chef«, sagte er.
»Nicht das Geringste«, erwiderte Morrison. »Danke. Ich habe etwas übrig für solche Arbeiten«, sagte Dengue und schwang sich neben dem Kartenspezialisten in das erste Fahrzeug, einen Brecher. »Diese Art von Unternehmen macht mich stolz, ein Mensch zu sein. Wir gewinnen versumpftes Land zurück, Hunderte von Quadratkilometern, und eines Tages werden Weizenfelder dort sein, wo jetzt nur Binsen gedeihen.«
»Haben Sie die Karte?«, fragte Morrison Rivera, den Vorarbeiter.
»Hier ist sie«, sagte Lerner und reichte sie Rivera.
»Ja«, sagte Dengue laut. »Sümpfe in Weizenfelder! Ein Wunder der Wissenschaft. Und wie überrascht werden erst die Bewohner der Sümpfe sein! Man stelle sich die Verblüffung
von mehreren Hundert Fischarten, Amphibien, Wasservögeln und Kröten vor, wenn sie entdecken, dass ihr feuchtes Paradies sich plötzlich verfestigt hat. Buchstäblich verfestigt – ein hartes Schicksal. Aber natürlich ausgezeichneter Dünger für den Weizen.«
»Also los«, rief Morrison. Dengue winkte fröhlich, als sich der Konvoi in Bewegung setzte. Rivera kletterte in einen Lastwagen. Flynn kam in seinem Jeep vorbei.
»Moment mal«, rief Morrison. Er ging zu dem Jeep. »Ich möchte, dass Sie Dengue im Auge behalten.«
Flynn sah ihn verständnislos an. »Wieso?«
»Ich möchte niemanden fälschlicherweise beschuldigen. Aber mir passiert hier zu viel. Wenn es jemand darauf abgesehen hat, uns schlecht aussehen zu lassen …«
Flynn grinste grimmig. »Ich pass schon auf, Chef. Machen Sie sich keine Sorgen. Vielleicht kann er sich zu den Fischen ins Weizenfeld legen.«
»Keine Gewalt«, warnte
Weitere Kostenlose Bücher