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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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zu keiner Zeit in der tranaischen Regierung Korruption gegeben hat?«
    »Voll und ganz«, antwortete Melith. »Das ist wohl auch die Ursache dafür, dass wir nur sehr schwer Leute finden, die ein öffentliches Amt übernehmen wollen.«
    »Dann hatte Captain Savage also Recht!«, rief Goodman, der sich nicht länger zu beherrschen vermochte. »Das ist Utopia!«

    »Uns gefällt es«, meinte Melith.
    Goodman atmete tief durch und fragte: »Darf ich hierbleiben?«
    »Warum denn nicht?« Melith zog ein Formular aus der Schublade. »Bei uns gibt es keine Einwanderungsbeschränkungen. Welchen Beruf üben Sie aus?«
    »Auf der Erde war ich Konstrukteur von Robotern.«
    »Auf diesem Gebiet gibt es viele offene Stellen.« Melith begann das Formular auszufüllen. Sein Federhalter produzierte einen Tintenklecks. Ungerührt warf der Minister den Federhalter an die Wand, wo er zerbrach, einen weiteren blauen Fleck hinterlassend. »Ach, wir füllen das Formular ein andermal aus«, sagte er. »Jetzt bin ich nicht in Stimmung.« Er lehnte sich im Sessel zurück. »Ich möchte Ihnen einen Rat geben. Hier auf Tranai sind wir der Ansicht, dass wir Utopia, wie Sie es nennen, ziemlich nahe gekommen sind. Aber unser Staat ist nicht durchorganisiert. Wir haben keine komplizierten Gesetzessammlungen. Wir leben unter Beachtung einer Anzahl ungeschriebener Gesetze oder Gewohnheiten, wie man sie auch nennen könnte. Sie werden entdecken, worum es sich im Einzelnen handelt. Es dürfte sich empfehlen, sie zu beachten, auch wenn es Ihnen niemand befehlen wird.«
    »Selbstverständlich bin ich dazu bereit«, rief Goodman. »Ich kann Ihnen versichern, Sir, dass ich nicht die Absicht habe, hier als Störenfried aufzutreten.«
    »Oh, ich habe mir eigentlich weniger um uns Sorgen gemacht«, sagte Melith heiter. »Ich dachte an Ihre Sicherheit. Vielleicht kann Ihnen dazu meine Frau weitere Ratschläge geben.« Er drückte auf eine große rote Taste auf seinem Schreibtisch.
    Augenblicklich bildete sich ein bläulicher Nebel. Der Nebel wurde dichter und kurz darauf sah Goodman eine schöne junge Frau vor sich stehen.

    »Guten Morgen, mein Lieber«, sagte sie zu Melith.
    »Es ist Nachmittag«, teilte ihr Melith mit. »Meine Liebe, dieser junge Mann hier hat den weiten Weg von der Erde bis zu uns zurückgelegt, um auf Tranai zu leben. Ich habe ihm den üblichen Rat gegeben. Können wir sonst noch etwas für ihn tun?«
    Mrs. Melith überlegte einen Augenblick, dann fragte sie Goodman: »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein«, erwiderte Goodman.
    »In diesem Fall sollte er ein nettes Mädchen kennenlernen«, erklärte Mrs. Melith ihrem Mann. »Auf Tranai wird das Junggesellentum nicht gerne gesehen, wenn es auch nicht verboten ist. Lass mich mal nachdenken … Wie wäre es mit der entzückenden kleinen Driganti?«
    »Sie ist doch verlobt.«
    »Tatsächlich? War ich denn so lange in der Stasis? Mein Lieber, das ist aber nicht sehr rücksichtsvoll von dir.«
    »Ich hatte zu tun«, entschuldigte sich Melith.
    »Was sagst du zu Mihna Vensis?«
    »Nicht sein Typ.«
    »Janna Vley?«
    »Ausgezeichnet!« Melith blinzelte Goodman zu. »Eine sehr anziehende junge Dame.« Er fand einen neuen Federhalter in seiner Schublade, kritzelte eine Adresse auf einen Zettel und reichte ihn Goodman. »Meine Frau wird Janna anrufen und ihr sagen, dass Sie morgen Abend vorbeikommen.«
    »Und lassen Sie sich doch einmal zum Abendessen bei uns sehen«, sagte Mrs. Melith.
    »Sehr gern«, erwiderte Goodman, langsam aus seiner Betäubung erwachend.
    »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen«, sagte Mrs. Melith. Ihr Mann drückte auf die rote Taste – der Nebel wallte wieder auf und Mrs. Melith verschwand.

    »Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte Melith und warf einen Blick auf seine Uhr. »Überstunden sind nicht gut – die Leute fangen gleich an zu tuscheln. Kommen Sie irgendwann einmal vorbei, dann füllen wir die Formulare aus. Sie sollten übrigens den Höchsten Präsidenten Borg in seinem Amtssitz, dem National House, besuchen. Möglicherweise kommt er aber auch zu Ihnen. Lassen Sie sich von dem alten Fuchs zu nichts überreden. Und vergessen Sie die Verabredung mit Janna nicht.« Er blinzelte heftig und begleitete Goodman zur Tür.
    Wenige Augenblicke später stand Goodman allein auf dem Gehsteig. Er hatte Utopia gefunden, sagte er sich, ein echtes, unverfälschtes Utopia.
    Aber manches daran war doch sehr verwirrend.

    Goodman aß in einem kleinen Restaurant zu Abend und mietete

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