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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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sich in einem nahe gelegenen Hotel ein. Ein fröhlicher Page führte ihn zu seinem Zimmer, wo sich Goodman, der etwas erschöpft war, auf dem Bett ausstreckte. Müde rieb er sich die Augen, während er versuchte, die Eindrücke des Tages zu ordnen.
    Er hatte so viel erlebt in diesen wenigen Stunden. Und so vieles beunruhigte ihn. Das Zahlenverhältnis Männer-Frauen zum Beispiel. Er hatte Melith eigentlich danach fragen wollen.
    Aber Melith war vielleicht nicht der richtige Mann für solche Fragen, denn er hatte doch ein paar merkwürdige Gewohnheiten. Schleuderte der Minister doch tatsächlich Federhalter an die Wand! Tat ein reifer, verantwortlicher Beamter so etwas? Und Meliths Frau …
    Goodman wusste, dass Mrs. Melith aus einem Derrsin-Stasis-Feld gekommen war; er hatte den charakteristischen blauen Nebel erkannt. Auch auf Terra wurde Derrsin eingesetzt. Manchmal gab es gute medizinische Gründe für
die Aufhebung aller Aktivität, allen Wachsens, allen Verfalls. Man brauchte nur an einen Patienten zu denken, der ein bestimmtes Serum benötigte, das ausschließlich auf dem Mars zu beschaffen war. Eine solche Person versetzte man in Stasis, bis das Serum eintraf.
    Aber auf der Erde durfte nur ein approbierter Arzt sie dahinein versetzen; auf Missbrauch standen strenge Strafen. Er hatte nie gehört, dass jemand seine Frau dorthin schickte.
    Immerhin, wenn alle Frauen auf Tranai in Stasis gehalten wurden, konnte das die Abwesenheit der Neunzehn- bis Fünfunddreißigjährigen erklären und auch das zahlenmäßige Missverhältnis zwischen Männern und Frauen in der Öffentlichkeit. Aber welchen Grund gab es für diese Maßnahme?
    Noch etwas bedrängte Goodman, etwas völlig Nebensächliches, aber trotzdem Beunruhigendes. Dieses Gewehr an der Wand in Meliths Büro. Jagte er damit? Dann musste es sich um ziemlich großes Wild handeln. Schießübungen? Aber doch nicht mit Teleskop. Wozu der Schalldämpfer? Und warum bewahrte er das Gewehr in seinem Büro auf?
    Aber das waren Nebensächlichkeiten, entschied Goodman, kleine lokale Eigenheiten, die sich aufklären würden, wenn er erst einmal eine Weile auf Tranai gelebt hatte. Er konnte auf einem fremden Planeten schließlich nicht von Anfang an alles verstehen.

    Er begann gerade einzudösen, als jemand an seine Tür klopfte.
    »Herein«, rief Goodman.
    Ein kleiner, blasser Mann stürzte herein und schloss die Tür hinter sich. »Sie sind der Terraner, nicht wahr?«
    »Allerdings.«
    »Ich dachte mir schon, dass Sie hierherkommen würden«, sagte der kleine Mann erfreut. »Auf Anhieb richtig geraten. Werden Sie auf Tranai bleiben?«

    »Für immer.«
    »Wunderbar! Wie würde es Ihnen gefallen, Höchster Präsident zu werden?«
    »Wie bitte?«
    »Gute Bezahlung, angenehme Arbeitszeiten, Amtsdauer nur ein Jahr. Sie scheinen mir Gemeinsinn zu besitzen«, erklärte der Mann fröhlich. »Wie wär’s?«
    Goodman wusste nicht, was er sagen sollte. »Soll das heißen, dass Sie mir das höchste Amt des Landes derart beiläufig anbieten wollen?«
    »Was meinen Sie mit beiläufig?«, erregte sich der kleine Mann. »Glauben Sie etwa, wir bieten die Höchste Präsidentschaft jedem x-Beliebigen an? Es ist eine große Ehre, dieses Amt angetragen zu bekommen.«
    »Ich wollte Sie nicht …«
    »Und Sie als Terraner sind hervorragend geeignet dafür.«
    »Wieso?«
    »Nun, es ist doch allgemein bekannt, dass die Terraner am Herrschen Vergnügen finden. Wir Tranais nicht. Wir finden es zu anstrengend.«
    So einfach war das also. Goodmans Reformerblut begann sich zu erhitzen. So ideal Tranai auch sein mochte, Möglichkeiten für Verbesserungen gab es sicher. Er sah sich bereits als Herrscher von Utopia befasst mit der gigantischen Aufgabe, die Perfektion noch zu vervollkommnen. Aber angeborene Vorsicht hielt ihn davor zurück, sofort zuzustimmen. Vielleicht war sein Besucher ein Verrückter.
    »Vielen Dank für Ihr Angebot«, sagte Goodman. »Ich muss es mir überlegen. Vielleicht sollte ich erst mit dem derzeitigen Amtsinhaber sprechen, um einiges über seine Arbeit zu erfahren.«
    »Was glauben Sie denn, warum ich hier bin?«, erwiderte der andere. »Ich bin der Höchste Präsident Borg.«

    Erst jetzt bemerkte Goodman das Amtsmedaillon um den Hals seines Besuchers.
    »Geben Sie mir Bescheid. Ich bin im National Mansion zu finden.« Der kleine Mann drückte Goodman die Hand und ging.
    Goodman wartete fünf Minuten, dann läutete er nach dem Pagen. »Wer war dieser Mann?«
    »Das war der

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