Der widerspenstige Planet
ein Tranai finden, wie er es sich vorstellte.
Er stieg aus. Port Tranai machte einen recht angenehmen Eindruck. Die Straßen waren voll von Leuten, in den Geschäften türmten sich die Waren. Die Männer, denen er begegnete, sahen aus wie Menschen anderswo auch. Die Frauen wirkten reizvoll.
Aber irgendetwas kam ihm merkwürdig vor, irgendetwas befremdete ihn, ja wirkte verstörend. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er dahinterkam. Dann wurde ihm klar, dass auf jede Frau, die zu sehen war, mindestens zehn Männer kamen. Eigenartiger noch: Alle Frauen, die er zu sehen bekam, waren anscheinend unter achtzehn oder über fünfunddreißig.
Was war mit der Altersgruppe der Neunzehn- bis Fünfunddreißigjährigen geschehen? Gab es ein Tabu, das ihr Erscheinen in der Öffentlichkeit verbot? Hatte eine Seuche sie hinweggerafft? Er würde schon noch dahinterkommen.
Er ging zum Idrig Building, in dem die Regierungsfunktionäre Tranais ihren Aufgaben nachgingen, und stellte sich im Büro des Ministers für Außerirdische Angelegenheiten ein. Man ließ ihn sofort vor. Das Büro war klein und überladen; an der Tapete entdeckte Goodman seltsame blaue Flecken. Außerdem fiel ihm sofort ein Gewehr ins Auge, das – komplett mit Schalldämpfer und Zielfernrohr – an der Wand hing. Es blieb ihm keine Zeit, Spekulationen darüber anzustellen, denn der Minister sprang auf und schüttelte Goodman erfreut die Hand.
Der Minister war ein dicker, fröhlicher Mann um die fünfzig. Um den Hals trug er ein kleines Medaillon mit dem Siegel Tranais – einem Blitz, der eine Ähre spaltete. Goodman nahm an, dass es sich um eine Amtskette handelte.
»Willkommen auf Tranai«, sagte der Minister mit überströmender Herzlichkeit. Er beförderte einen Stapel Dokumente von einem Stuhl auf den Boden und bot ihn Goodman an.
»Herr Minister …«, begann Goodman förmlich auf Tranaisch.
»Den Melith heiße ich. Nennen Sie mich Den. Wir legen hier auf Förmlichkeiten wenig Wert. Legen Sie die Beine auf den Schreibtisch und machen Sie es sich bequem. Zigarre?«
»Nein, vielen Dank«, sagte Goodman etwas verwirrt. »Mr. … äh … Den, ich komme von Terra, einem Planeten, von dem Sie vielleicht schon gehört haben?«
»Aber gewiss«, erwiderte Melith. »Nervöse, unruhige Gegend, nicht wahr? Das ist selbstverständlich nicht negativ gemeint.«
»Natürlich nicht. Im Übrigen entspricht das genau meiner Meinung. Der Grund für mein Erscheinen hier …« Goodman zögerte. Hoffentlich klangen seine Worte nicht zu albern. »Nun, ich habe einiges über Tranai gehört. Wenn ich so darüber nachdenke, kommt es mir ein wenig unglaubwürdig vor. Aber falls Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie gern fragen …«
»Fragen Sie, was Sie wollen«, sagte Melith großzügig. »Sie bekommen eine ehrliche Antwort.«
»Das freut mich. Ich habe gehört, dass es seit vierhundert Jahren hier auf Tranai keinen Krieg mehr gegeben hat.«
»Seit sechshundert Jahren«, stellte Melith richtig. »Und weit und breit keiner in Sicht.«
»Jemand erzählte mir, dass es auf Tranai keine Verbrechen gibt.«
»Kein einziges.«
»Und deshalb auch keine Polizei, keine Gerichte, keine Richter, Sheriffs, Henker oder Ermittlungsbeamte der Regierung.
Keine Gefängnisse, Besserungsanstalten oder andere Verwahrungsinstitute.«
»Wir brauchen sie nicht«, erklärte Melith, »da es ja keine Verbrechen bei uns gibt.«
»Ich habe auch erfahren, dass es auf Tranai keine Armut gibt«, fuhr Goodman fort.
»Ich habe noch nie von einem Fall von Armut gehört«, meinte Melith fröhlich. »Wollen Sie nicht doch eine Zigarre?«
»Nein, danke.« Goodman beugte sich vor. »Soviel ich gehört habe, haben Sie eine stabile Wirtschaft, ohne zu sozialistischen, kommunistischen, faschistischen oder bürokratischen Maßnahmen greifen zu müssen.«
»Gewiss.«
»Bei Ihnen handelt es sich demgemäß um eine Wirtschaft des freien Wettbewerbs, in der die Privatinitiative gedeiht und die Verwaltungsfunktionen auf ein absolutes Mindestmaß beschränkt sind.«
Melith nickte. »Im Großen und Ganzen beschäftigt sich die Regierung mit kleineren Ordnungsangelegenheiten, ferner mit der Versorgung der alten Leute und der Verschönerung der Landschaft.«
»Trifft es zu, dass Sie eine Methode der Vermögensstreuung entdeckt haben, die ausschließlich auf persönlicher Wahl beruht und jede Einflussnahme der Regierung, ja sogar jede Besteuerung unnötig macht?«
»O ja, gewiss.«
»Trifft es zu, dass es
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