Der widerspenstige Planet
Man möchte doch nicht, dass Tag und Nacht jemand an einem herumnörgelt.«
Goodman wurde rot, weil er seit dem ersten Zusammentreffen mit Janna immer wieder überlegt hatte, wie schön es sein müsste, sie die ganze Zeit um sich zu haben, Tag und Nacht. »Den Frauen gegenüber scheint das aber gar nicht fair zu sein«, sagte er.
Melith lachte. »Mein lieber Freund, predigen Sie etwa die Lehre von der Gleichheit der Geschlechter? Hören Sie, diese Theorie ist doch längst widerlegt. Männer und Frauen
sind nun mal nicht gleich. Sie sind verschieden, egal, was man Ihnen auf Terra erzählt haben mag. Was für die Männer gut ist, muss nicht notwendiger- oder auch nur üblicherweise für Frauen gut sein.«
»Und demzufolge behandeln Sie sie als minderwertige Wesen?«
»Keineswegs. Wir behandeln sie anders als Männer, aber nicht schlechter. Im Übrigen beklagen sie sich nicht.«
»Das kommt daher, dass man ihnen nicht gestattet hat, etwas Besseres kennenzulernen. Gibt es irgendeine Vorschrift, die es mir zur Pflicht macht, meine Frau im Derrsin-Feld zu halten?«
»Natürlich nicht. Damit sie in Form bleibt, ist es aber nötig, dass man sie für eine gewisse Mindestzeit pro Woche aus dem Feld herauslässt. Man darf die kleine Frau schließlich nicht einsperren, verstehen Sie.«
»Natürlich nicht«, sagte Goodman sarkastisch. »Wenigstens zeitweise soll sie leben dürfen.«
»Genau«, bestätigte Melith, ohne den Sarkasmus zu bemerken. »Sie lernen es schon noch.«
Goodman erhob sich. »Ist das alles?«
»Sonst fällt mir im Augenblick nichts mehr ein. Viel Glück – na, Sie wissen schon.«
»Danke«, sagte Goodman steif, drehte sich auf dem Absatz um und ging.
An diesem Nachmittag vollzog Präsident Borg im National Mansion die einfache Eheschließung Tranais und küsste anschließend mit großem Eifer die Braut. Die anschließende Feier war wunderschön und wurde nur von einer Kleinigkeit getrübt: An einer Wand in Borgs Amtszimmer hing ein Gewehr, komplett mit Zielfernrohr und Schalldämpfer – ein Gegenstück zu Meliths Waffe und ebenso rätselhaft.
Borg nahm Goodman auf die Seite und fragte: »Haben Sie sich das mit der Höchsten Präsidentschaft noch einmal überlegt?«
»Ich bin mir immer noch nicht schlüssig«, erwiderte Goodman. »Eigentlich möchte ich kein Amt annehmen …«
»Dazu hat niemand Lust.«
»… aber Tranai braucht dringend gewisse Reformen. Ich glaube, dass es meine Pflicht wäre, sie dem Volk zur Kenntnis zu bringen.«
»Das ist die richtige Einstellung«, lobte Borg. »Wir haben seit längerer Zeit keinen wirklich aktiven Höchsten Präsidenten mehr gehabt. Warum treten Sie das Amt nicht sofort an? Sie könnten Ihre Flitterwochen vollkommen zurückgezogen im National Mansion verbringen.«
Für Goodman klang das ziemlich verlockend, aber er wollte während der Flitterwochen, die im Übrigen ja bis ins Letzte vorausgeplant waren, nicht von Staatsangelegenheiten behelligt werden. Tranai hatte sich so lange im gegenwärtigen, beinahe-utopischen Zustand befunden, dass es auf ein paar Wochen mehr auch nicht ankam. »Ich entscheide mich nach meiner Rückkehr«, sagte er.
Borg zuckte mit den Achseln. »Eine Weile kann ich die Last schon noch tragen. Oh, hier bitte.« Er übergab Goodman einen versiegelten Umschlag.
»Was ist das?«
»Nur der übliche Rat«, erwiderte Borg. »Beeilen Sie sich, Ihre Braut wartet!«
»Komm, Marvin!«, rief Janna. »Wir wollen das Raumschiff nicht versäumen!«
Goodman hastete ihr nach in die Limousine, die sie zum Raumflughafen bringen sollte.
»Viel Glück!«, riefen Jannas Eltern.
»Viel Glück!«, rief Borg.
»Viel Glück!«, erschallten die Stimmen Meliths, seiner Frau und aller anderen Gäste.
Auf dem Weg zum Flughafen öffnete Goodman den Umschlag und las das vorgedruckte Schreiben:
RATSCHLAG FÜR EINEN JUNGEN EHEMANN
Sie haben eben geheiratet und erwarten ein Leben voller Eheglück. Das ist sehr angebracht, denn eine glückliche Ehe stellt das Fundament des Staates dar. Aber man muss mehr tun, als sich nur eine gute Ehe zu wünschen. Sie wird nicht jedem in den Schoß gelegt. Man muss sie sich erarbeiten! Vergessen Sie nie, dass Ihre Frau ein menschliches Wesen ist. Man sollte ihr ein gewisses Maß an Freiheit als unveräußerliches Recht zubilligen. Wir empfehlen Ihnen, sie wenigstens einmal pro Woche aus dem Stasisfeld zu nehmen. Ein allzu langer Aufenthalt in der Stasis beeinträchtigt ihr Orientierungsvermögen und schadet
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