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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Mr. Blaine, und Ihnen dafür einen neuen Körper gegeben.«

    Blaine öffnete den Mund, um zu schreien, und schloss ihn wieder. »Das ist unglaublich«, sagte er leise.
    Und die Fliegen summten.
    »Welch eine Untertreibung!«
    »Na klar. Man kann ja nicht ewig aufgeregt sein.«
    »Hatte erwartet, dass er die Szene noch ein bisschen mehr durchkaut.«
    »Falsch gedacht! Die Untertreibung betont seine Not sogar noch mehr.«
    »Unter dramaturgischen Gesichtspunkten vielleicht. Aber betrachte die Sache doch mal realistisch. Dieser arme Hund hat gerade festgestellt, dass er bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und nun in einem neuen Körper wiedergeboren wurde. Aber was sind seine Worte? Er sagt: ›Das ist unglaublich.‹ Verdammt, er reagiert ja nicht einmal richtig auf den Schock!«
    »Tut er wohl! Du projizierst nur!«
    »Bitte!«, sagte Marie Thorne. »Fahren Sie fort, Mr. Blaine.«
    Blaine, der tief in seinem Alptraum gefangen war, nahm die leisen, summenden Stimmen kaum wahr. Er fragte: »Bin ich wirklich gestorben?«
    Sie nickte.
    »Und bin ich wirklich in einem anderen Körper wiedergeboren worden?«
    Sie nickte wieder und wartete ab.
    Blaine blickte sie an und betrachtete dann die Schattenmänner an ihren unwirklichen Maschinen. Warum belästigten sie gerade ihn? Warum konnten sie sich nicht irgendeinen anderen Toten aussuchen? Man sollte Leichen nicht dazu zwingen dürfen, Fragen zu beantworten. Der Tod war das uralte Privileg des Menschen, sein Pakt mit dem Leben, seit unvorstellbaren Zeiten; er wurde dem Sklaven ebenso gewährt wie dem Edelmann. Der Tod war ein Trost, war sein gutes Recht. Aber vielleicht war dieses
Recht widerrufen worden, vielleicht konnte man seinen Verpflichtungen nicht mehr einfach dadurch entgehen, dass man starb.
    Sie warteten darauf, dass er etwas sagte. Und Blaine fragte sich, ob wenigstens der Irrsinn immer noch seine altangestammten Privilegien behalten hatte. Er könnte sich ihm zuwenden und es mit Leichtigkeit selbst überprüfen.
    Aber Irrsinn wird nicht jedem beschert. Blaines Selbstbeherrschung kehrte zurück. Er blickte zu Marie Thorne hoch.
    »Meine Gefühle«, sagte er langsam, »lassen sich nur schwer beschreiben. Ich bin gestorben und muss mich nun mit dieser Tatsache auseinandersetzen. Ich glaube kaum, dass irgendein Mensch jemals wirklich an seinen eigenen Tod glaubt. Tief in seinem Inneren fühlt er sich unsterblich. Der Tod scheint immer nur auf andere zu warten, aber nie auf einen selbst. Es ist beinahe so, als ob …«
    »Brechen wir’s jetzt ab. Jetzt wird er analytisch.«
    »Ich glaube, Sie haben Recht«, sagte Marie Thorne. »Recht vielen Dank, Mr. Blaine.«
    Die Männer, die nun wie wirkliche Männer aussahen, deren unbestimmte Bedrohlichkeit nun verschwunden war, begannen damit, ihre Geräte wieder fortzurollen.
    »Moment mal …«, sagte Blaine.
    »Keine Sorge«, sagte sie. »Wir werden alles andere später aufnehmen. Wir brauchten jetzt gerade nur den spontanen
    Teil, Ihre ersten Reaktionen.«
    »Eine Weile lang war’s ja verdammt gut.«
    »Ein Sammlerstück!«
    »Moment mal!«, rief Blaine. »Ich verstehe das nicht. Wo bin ich? Was ist passiert? Wie …«
    »Ich werde Ihnen morgen alles erklären«, sagte Marie Thorne. »Es tut mir schrecklich leid, aber ich muss jetzt ganz dringend fort und den Bericht für Mr. Reilly fertig machen.«

    Die Männer und die Geräte waren verschwunden. Marie Thorne lächelte aufmunternd und eilte davon.
    Blaine fühlte sich auf lächerliche Weise den Tränen nah. Er zwinkerte schnell ein wenig, als die dicke, mütterliche Krankenschwester zurückkehrte.
    »Trinken Sie das hier«, sagte die Krankenschwester. »Das wird Sie schlafen lassen. Hier, alles runterschlucken, wie ein braver Junge! Entspannen Sie sich, Sie haben einen großen Tag hinter sich, erst sterben, dann wiedergeboren werden und so.«
    Zwei große Tränen rollten Blaines Wangen hinab.
    »Na so was!«, sagte die Krankenschwester. »Jetzt sollten die Kameras mal hier sein! Das sind die echtesten spontanen Tränen, die ich je gesehen habe. Glauben Sie mir, in diesem Krankenhaus habe ich schon manch eine tragische und spontane Szene miterlebt und ich könnte diesen Rotzlöffeln von der Presse einiges über echte Gefühle erzählen, wenn ich wollte. Was die sich einbilden, alles über die Geheimnisse des menschlichen Herzens zu wissen!«
    »Wo bin ich?«, fragte Blaine schläfrig. »Wo ist das hier?«
    »Sie würden sagen, es ist in der Zukunft«, sagte die

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