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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Krankenschwester.
    »Oh«, sagte Blaine.
    Dann war er auch schon eingeschlafen.

3
    Viele Stunden später wachte er ruhig und ausgeruht auf. Er sah sich in einem weißen Bett in einem weißen Raum liegen und erinnerte sich.
    Er war bei einem Unfall ums Leben gekommen und in der Zukunft wiedergeboren worden. Da war ein Arzt gewesen,
der die Ansicht vertreten hatte, dass das Todestrauma überbewertet werde, und Männer, die seine spontanen Reaktionen aufgenommen und für ein Sammlerstück gehalten hatten, und eine hübsche junge Frau, deren ebenmäßige Gesichtszüge einen bedauernswerten Mangel an Gefühlen erkennen ließen.
    Blaine gähnte und streckte sich. Tot. Tot im Alter von zweiunddreißig Jahren. Ein Jammer, dachte er. In der Blüte seines Lebens. Blaine war eigentlich ganz in Ordnung gewesen und auch durchaus vielversprechend …
    Seine flapsige Einstellung ärgerte ihn selbst. Das war doch wohl kaum die richtige Reaktion! Er versuchte, sich wieder in die Situation hineinzuversetzen und den Schock nachzuempfinden, unter dem er eigentlich stehen sollte.
    Gestern, sagte er mit großem Ernst zu sich selbst, war ich noch ein Jachtbauer, der von Maryland nach Hause unterwegs war. Heute bin ich ein Mann, der in der Zukunft wiedergeboren wurde. In der Zukunft! Wiedergeboren!
    Es hatte keinen Zweck, die Worte zogen nicht. Er hatte sich bereits an den Gedanken gewöhnt. Man gewöhnt sich an alles, dachte er, sogar an den eigenen Tod. Besonders an den eigenen Tod. Wahrscheinlich konnte man einem Menschen zwanzig Jahre lang dreimal am Tag den Kopf abhauen und er würde sich daran gewöhnen und weinen, wenn man damit aufhörte …
    Er wollte diesen Gedankenstrang lieber nicht noch weiter verfolgen.
    Er dachte an Laura. Würde sie Tränen um ihn vergießen? Würde sie sich betrinken? Oder würde sie sich von der Nachricht nur deprimiert fühlen und ein Beruhigungsmittel schlucken? Was war mit Jane und Miriam? Würden sie überhaupt von seinem Tod erfahren? Wahrscheinlich nicht. Vielleicht würden sie sich irgendwann Gedanken machen, wenn er nicht mehr anrief.

    Schluss damit. Das war alles Vergangenheit. Jetzt war er in der Zukunft.
    Aber alles, was er bisher von der Zukunft gesehen hatte, waren ein weißes Bett und ein weißes Zimmer, Ärzte und Krankenschwestern, Aufnahmeleute und eine schöne Frau.
    Bisher hatte er noch keinen großen Unterschied zu seiner eigenen Zeit entdecken können. Aber es gab bestimmt Unterschiede. Er erinnerte sich an Zeitungsartikel und Erzählungen, die er gelesen hatte. Heutzutage mochte es vielleicht überall Atomenergie geben, Unterwasserlandwirtschaft, Weltfrieden, internationale Geburtenkontrolle, interplanetare Reisen, freie Liebe, völlige Aufhebung der Rassentrennung, ein Mittel gegen jede Krankheit und eine gut eingerichtete Gesellschaft, in der die Menschen in vollen Zügen die Luft der Freiheit einatmeten.
    So sollte es sein, dachte Blaine. Aber es gab auch unerfreulichere Denkmodelle. Vielleicht hielt ein grimmiger Oligarch die Erde in seinem eisernen Griff, während eine kleine Untergrundbewegung für die Freiheit kämpfte. Oder vielleicht hatten kleine, gallertartige Lebewesen die menschliche Rasse versklavt. Möglicherweise strich eine neue, fürchterliche Seuche ungehindert durch das Land, oder die vom Wasserstoffbombenkrieg aller Kultur beraubte Erde erhob sich langsam und schmerzvoll wieder, um eine technologische Zivilisation aufzubauen, während menschliche Wolfshorden das Hinterland unsicher machten; oder vielleicht waren Millionen ähnlich unerfreulicher Dinge geschehen.
    Und doch zeigte die Menschheit in der Geschichte immer wieder eine Fähigkeit, die beiden Extreme Vernichtung und Glückseligkeit zu vermeiden, dachte Blaine. Immer wurde das Chaos vorausgesagt und andauernd wurde Utopia prognostiziert – und beides traf nie ein.

    Folglich nahm Blaine an, dass diese Zukunft einige Verbesserungen gegenüber der Vergangenheit aufweisen würde, aber er rechnete gleichzeitig genauso mit Verschlechterungen.
    Einige der alten Probleme wären vielleicht gelöst, doch dafür würde es bestimmt neue geben. »Kurzum«, sagte Blaine zu sich selbst, »ich erwarte, dass diese Zukunft so sein wird wie alle Zukünfte im Vergleich zu ihren Vergangenheiten. Das ist zwar nicht sonderlich genau, aber schließlich bin ich nicht in der Futurologen- oder Prophetenbranche beschäftigt.«
    Seine Gedanken wurden durch Marie Thorne unterbrochen, die forsch das Zimmer betreten hatte.

    »Guten

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