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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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doch bewirken, dass …«
    »In Ordnung.« Die junge Frau trat zu ihm und beugte sich über ihn. Blaine bemerkte, dass sie sehr hübsch war. Ihre Gesichtszüge waren klar und ihre Haut sah frisch und strahlend aus. Nur hatte sie ihr langes, schimmerndes Haar zu straff hinter ihre kleinen Ohren zurückgestrichen, aber sie duftete schwach nach Parfüm. Sie hätte schön sein können, doch die Unbeweglichkeit ihrer Züge und die beherrschte Angespanntheit ihres schlanken Körpers beeinträchtigten diesen Eindruck. Es war schwer, sie sich lachend oder weinend vorzustellen. Es war unmöglich, sie sich im Bett vorzustellen. Es war etwas Fanatisches an ihr, wie bei einer überzeugten Revolutionärin; aber er vermutete, dass die Sache, der sie sich verschrieben hatte, in ihr selbst zu finden war.
    »Hallo, Mr. Blaine«, sagte sie. »Ich bin Marie Thorne.«
    »Hallo«, sagte Blaine fröhlich.
    »Mr. Blaine«, fragte sie, »was glauben Sie wohl, wo Sie sich befinden?«
    »Sieht aus wie ein Hospital, würde ich sagen …« Er hörte auf zu sprechen.
    Er hatte gerade ein kleines Mikrofon in ihrer Hand erblickt.
    »Ja, was wollten Sie sagen?«
    Sie machte eine kleine Handbewegung. Männer traten hervor und rollten schwere Apparate an sein Bett.
    »Fahren Sie fort«, sagte Marie Thorne. »Erzählen Sie uns, was Sie vermuten.«
    »Zum Teufel damit«, erwiderte Blaine missmutig und blickte auf die Männer, die die Maschinen um ihn herum aufstellten. »Was soll das bedeuten? Was ist denn los?«

    »Wir versuchen Ihnen zu helfen«, sagte Marie Thorne. »Wollen Sie uns nicht dabei unterstützen?«
    Blaine nickte und wünschte sich, dass sie lächeln würde. Plötzlich fühlte er sich sehr unsicher. War ihm etwas zugestoßen?
    »Erinnern Sie sich an den Unfall?«, fragte sie.
    »Welchen Unfall?«
    »Erinnern Sie sich daran, verletzt worden zu sein?«
    Als sein Gedächtnis plötzlich wiederkehrte, mit wirbelnden Lichtern, aufheulendem Motor, Zusammenstoß und dem Geräusch brechender Knochen, erschauerte Blaine.
    »Ja. Das Lenkrad ist abgebrochen. Ich rammte es mir durch die Brust. Ich bin mit dem Kopf aufgestoßen.«
    »Sehen Sie sich Ihre Brust an«, forderte sie ihn leise auf.
    Blaine blickte an sich hinunter.
    Sein Brustkasten unter dem weißen Pyjama wies keinerlei Verletzungen auf.
    »Unmöglich!«, rief er. Seine Stimme klang in seinen Ohren hohl, entfernt, unwirklich. Er nahm die Männer wahr, die sich um sein Bett herum über ihre Maschinen beugten und dabei sprachen, aber sie schienen wie Schatten zu sein, flach und körperlos. Ihre dünnen Stimmen surrten wie Fliegen, die vor einem geschlossenen Fenster herumschwirren.
    »Hübsche Erstreaktion.«
    »Sehr hübsch!«
    Marie Thorne sagte zu ihm: »Sie sind unverletzt.«
    Blaine blickte seinen unverletzten Körper an und dachte an den Unfall. »Ich kann es nicht glauben!«, rief er.
    »Sauber!«
    »Ausgezeichnete Mischung aus Glauben und Ungläubigkeit.«
    Marie Thorne sagte: »Ruhe bitte! Fahren Sie fort, Mr. Blaine.«

    »Ich erinnere mich an den Aufprall, ich erinnere mich – ans Sterben.«
    »Hast du das?«
    »Mann klar! Wirklich super!«
    »Irre, Mann! Darauf werden sie voll abfahren!«
    Sie sagte: »Ein bisschen weniger Lärm bitte! Mr. Blaine, erinnern Sie sich ans Sterben?«
    »Ja, ja, ich bin gestorben!«
    »Sein Gesicht!«
    »Sein komischer Ausdruck erhöht die Glaubwürdigkeit noch!«
    »Hoffe nur, dass Reilly das auch meint.«
    Sie sagte: »Sehen Sie sich einmal sorgfältig Ihren Körper an, Mr. Blaine. Hier ist ein Spiegel. Schauen Sie sich Ihr Gesicht an.«
    Blaine sah hin und zitterte wie im Fieber. Er berührte den Spiegel und strich sich dann mit bebenden Händen über sein Gesicht.
    »Das ist nicht mein Gesicht! Wo ist mein Gesicht? Was haben Sie mit meinem Gesicht und meinen Körper gemacht?«
    Er befand sich in einem Alptraum, aus dem er nie mehr erwachen würde. Die flachen Schattenmänner umringten ihn und ihre Stimmen summten und surrten immer aufgeregter. Sie bedienten ihre irrealen Maschinen und wirkten auf unbestimmte Weise bedrohlich auf ihn und doch wieder auch teilnahmslos, ihn kaum wahrnehmend. Marie Thorne neigte sich mit ihrem hübschen ausdruckslosen Gesicht über ihn und aus ihrem kleinen roten Mund perlten sanfte Alptraumworte.
    »Ihr Körper ist tot, Mr. Blaine, er wurde in einem Autounfall getötet. Sie erinnern sich daran, wie er gestorben ist. Aber wir konnten den Teil von Ihnen retten, der eigentlich zählt. Wir haben Ihren Geist gerettet,

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